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Die Kunst-Halle — 3.1897/​1898

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No. 3
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Thomas, B.: London: Die neue Tate-Gallerie
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M., C.: Dresden: Rückblick und Ausschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.63304#0048

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36

Die 1i u n st - a l l e

Nationen gar nicht darin vertreten sind. Die alte
National-Gallerie besitzt zu wenige von den modernen
Erzeugnissen des Auslandes, um von diesen welche
abzugeben. Vom Ankaus aus dem Thantrey-Fonds
schließt die daran geknüpste Bedingung, daß die
Werke in Großbritannien entstanden sein müssen, die
Ausländer von vornherein aus; sie müßten denn wie
Mr. Sargent und Professor Lserkomer in England
Fseimatsrecht erworben haben. Von Malerinnen
sind nur vier Oelgemälde (auch ein kleines Aquarell)
vorhanden; jedes vortrefflich und interessant: Mrs.
Merritt's »Tove loclleck out«; Lady Butler's
»Tbe Kernnunts ot an ^.rwy«; Mrs. bs. M Stan-
ley's »llliZ ür8t Otbenco« und Miss Keinp-
Welch's »Oolt-buntinA in tbe Re>v Voro8t«, letzteres
die neueste Erwerbung aus dem Thantrey-Fonds
(kürzlich in der „Kunst-b)alle" von mir besprochen).
Da alle Bilder der Gallerie mehr oder weniger be-
kannt sind, habe ich von einer Besprechung der
einzelnen Abstand genommen.
Was der: Raum für Skulpturen betrifft, so ist
derselbe noch durchaus unzulänglich; besonders wo
die Ausstellung größerer Gruppen in Betracht kommt.
Wir müssen uns mit der Hoffnung auf die spätere
Vergrößerung der Gallerie trösten. Jedenfalls haben
wir alle Ursache, uns dieses neuen Kunst-Etablissements
zu freuen. Die Pforten desselben sind dem publikumauch
Sonntags geöffnet: eine dankenswerthe Neuerung,
welche in London erst seit kurzer Zeit eingeführt ist.


Dresden:
l^üclchlich uyä Ausschau.
Vor: L. M., Dresden.

m s7. Oktober ist die große Dresdner Inter-
nationale Ausstellung geschlossen worden: Da
ziemt es sich wohl, noch einmal auf das vollendete
Werk zurückzuschauen, wie es im Ganzen zu überblicken,
und wohl auch einige Betrachtungen für die Zu-
kunft anzufügen, da schon eine neue Ausstellung ge-
plant ist.
Die Veranstalterder „Internationalen" haben
durch einen wohlorganisirten Preßausschuß so viel
zum Lobe ihres Werkes in alle Welt hinausrufen
lassen, daß Einem schlechterdings zu sagen nichts übrig
blieb und daß weniger freundlich Gesinnte die
Mängel um so schärfer bekrittelten. Es hat ja nun
etwas sehr Verdächtiges, wenn Jemand sein Werk
nicht in vornehmer Zurückhaltung für sich selbst sprechen
läßt, sondern es übereifrig und laut herausstreicht,
und so konnte man, zumal in künstlerischen Angelegen-
heiten ja eine plumpe Reklame noch viel unwürdiger
wirkt als bei anderen Sachen, der Dresdener Aus-
stellung recht ungünstig voreingenommen entgegen-
treten. Bei einen: ersten flüchtigen Besuch indeß

Nr. 3

konnte man sich bereits überzeugen, daß die Aus-
stellung in der That die erste im modernen künstleri-
schen Sinne arrangirte Ausstellung in Dresden sei
und daß sie, was Auswahl und Aufstellung der Kunst-
werke wie Ausstattung der Räume anlangte, ihre
hiesigen Vorgängerinnen weit hinter sich ließ: ein
Loh, daß durch die Erkenntniß, daß das Beste davon
den Münchener und pariser Ausstellungen geschickt
abgelauscht war, keine Einschränkung erfahren soll.
Dresden hat zum ersten Male eine sehr gute —
nicht die beste bisher in Deutschland dagewesene, wie
dienstbeflissene Leute mehrfach schrieben — ja eine
vorzüglich arrangirte Kunstausstellung gehabt, die
einen nicht zu unterschätzenden ungeheuren Fortschritt
für unsere Stadt als Kunstzentrum bedeutet und, was
nicht weniger heißen will, es hat damit den ersten
gelungenen Anfang zur Wiedergewinnung eines Kunst-
marktes gemacht.
Aber dem unbetheiligten objektiven Beobachter
mußten sich doch während der Ausstellung manche
Bedenken ausdrängen, ob mit den Errungenschaften
des Werkes nicht auch Nachtheile verbunden seien,
die zu überstrahlen der Glanz des Erfolges doch
nicht genügt. Gerade, weil von der Ausstellungs-
leitung selbst so viel Rühmendes über alles und jedes
verbreitet worden ist, halte ich es für schlicht, diese
Bedenken nicht zu unterdrücken.
Schon bei der persönlichen Einladung aus-
wärtiger Künstler trat es deutlich zu Tage, daß mal
wieder dem Ausland der breiteste Raum einge-
räumt werden sollte: es wurden üherall hin Künstler
als Vertrauensmänner gesandt, die denn auch in kurzex
Zeit so viel bindende Zusagen mitbrachten, daß reichlich
zwei Drittel des verfügbaren Raumes und der vor-
her firirten Anzahl der Kunstwerke vergeben war;
gastfrei sein ist schön, aber nur bis zu einer bestimmten
Grenze; darüber hinaus riecht es bedenklich nach
Servilität. Der Erfolg war der, daß man dann be-
sonders Berliner, Düsseldorfer und Dresdner Künstler
aus Platzmangel refüsirte: so war man auch hübsch
unter sich. Wären nun wenigstens die auswärtigen
Werke, für die wir Frachten bezahlen durften und
die juryfrei waren, wirklich nur auserlesene Werke
gewesen, so hätte man dagegen weniger einzuwenden;
aber es kamen da doch recht sonderbare Werke an,
besonders aus Italien einige geradezu erbärmliche
dilettantische Bilder, auch aus England manches, das
besser jenseits des Kanals geblieben wäre und aus
Paris und Brüssel gar zu reichlich und wahllos
durcheinander, Meisterwerke und arg Mangelhaftes
in Plastik und Bildern. Sollen doch auch die Juroren
selbst manchmal den Kopf geschüttelt hahen über das,
was sie ohne Einspruch passiren lassen mußten, weil's
der liebe Kollege als Vertrauensmann dem fremden
Künstler abgeschmeichelt hatte. Auch manchen lieben
alten Bekannten von früheren Ausstellungen bis zu
(0, (2 ja 20 Jahren zurück, fand man an den
Wänden des modernen Ausstellungspalastes, gegen
die gedruckten Bedingungen, von denen aber ab-
weichen zu dürfen eine kluge Kommission sich stets
vorbehält. Nun ging es an's Aufhängen und Stellen;
darm leistete die Kommission Dank ihrer reichen, zum
Theil auswärts erworbenen Erfahrung und ihrem
künstlerischen Geschmack Vorzügliches, so daß das Ge-
sammtbild der Ausstellung hervorragend günstig wurde.
Die große ^alle nnt der Plastik bot in ihrem ganzen
Arrangement einen vornehme:: künstlerischen Anblick
und einige Säle, wie der holländisch-belgische und
die kleinen Kabinette der Franzosen und das mit den
 
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