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Die Kunst-Halle — 3.1897/​1898

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No. 11
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M., C.: Dresden: Kunstbrief
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Aus Weimar. Th. Hagen-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.63304#0195

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Nr. H

Die Aun st-Halle

s67

Bernhard pankok, Adelbert Niemeyer, Richard Kaiser,
Angelo Jank und Otto Ubbelohde, von diesem und pankok
besonders meisterliche Zeichnungen.
Der jüngere „Dresdener Kunstsalon" von wofframm
brachte während dieser Zeit nach einer reichhaltigen
Kollektivausstellung des Drientmalers Max Rabes im
Dezember v. Z., die manches Gute unter der bei Sammel-
ausstellungen wohl unvermeidlichen Menge gleichgültiger
Sachen bot, eine solche des Baslers Rüdisühli, die an dem
gleichen Uebelstande krankte. Die Hauptwerke konnten
mich nicht sonderlich fürRüdisühli einnehmen, da ernirgends
wahr und ehrlich erscheint, sondern affektirt bis zur Süßlich-
keit, hier und da an Herrn. Hendrich erinnernd; nur einige
kleinere, offenbar nach der Natur gemalte Landschafts-
Stimmungen scheinen seinen Rus zu rechtfertigen, der
;885 in Haris durch eine Medaille begründet wurde,
viel interessanter waren die Bilder von Elisabeth von Licken,
die neben einem großen technischen und malerischen Können
ein tieferes Eindringen in die Seele der Natur bekundeten,
besonders seien einige große Gouachebilder aus herbstlichem
Wald rühmend hervorgehoben.
Das wäre das wichtigste von Dresdener Ausstellungen,
die im Gange sind; die nächstes Jahr bevorstehende große
„deutsche" Ausstellung beschäftigt aber auch schon die theil-
nehmenden Kreise anf's Angelegentlichste, da im Schooße
der Kommission nicht alles so glatt geht, wie es wünschens-
werth wäre. Wir haben hier das amüsante Schauspiel, daß
die „Modernen", nachdem sie die „Alten" in die Minorität
gedrückt haben, sich in zwei heftige Fehde führende —
sagen wir's gerade heraus — Kliquen gespalten haben,
und, was Einsichtige schon früher kommen sahen, es
zeigt sich, daß in vieler Hinsicht der Kampf für die „neue
Kunst" um des persönlichen Einflusses willen gesühr-
wurde. Wo der gefährdet wird, ist es mit einem Male
aus mit dem Frieden unter den Modernen. Schön ist
dieses Schauspiel nicht, aber lehrreich. M
Atis Weiiyuv.
Tb. Dagen-Nusstellung.
hier in den Malerwerkstätten ernst und
viel gearbeitet zu werden pflegt, so wurde uns
doch seit längerer Zeit keine besonders erwähnens-
wertste Kunstleistung hiesiger Meister öffentlich vorgesührt-
auch sonst war von keinem „Lreigniß" zu berichten. Ein
solches ist dagegen die kürzlich erfolgte Ausstellung von
t-t Bildern Prof. Th. Hagen's unter dem Namen „Unsere
Landschaft, s. Serie" in der hiesigen Ständigen Kunstaus-
stellung mit Fug zu nennen. Der geschätzte Künstler giebt
uns mit der Fülle dieser in erstaunlich kurzer Zeit im letzten
Jahre (neben manchen anderen) entstandenen Gemälde
wirklich etwas Neues!
In die Natur der näheren und nächsten Umgebung
seines langjährigen Wohnsitzes Weimar sich versenkend
schildert er mit der beibehaltenen gleichen Kraft des Vor-
trags, wie sie den früheren Bildern Hagen's eigen ist,
die dem Einheimischen wohl vertrauten, dem Fremden meist
nicht sogleich auffallenden Reize unserer in langgestreckten

Hängen und Hügeln sich aufbauenden Landschaft, — aber
nicht mehr in denselben „weimaranisch herben", etwas
grauen und kalten Tönen, die den Bildern der Vorjahre
mehr oder weniger anhafteten, sondern in blühender und
dabei fein abgewogener, von jeder Uebertreibung freier
Farbe! — Ja, blühend sind diese Farben, lichthell und
glühend oder fein dämmerig diese Stimmungen, die mit
der Alltäglichkeit der meisten lokalen vorwürfe so freundlich
versöhnen! Auch hier, wie in so vielen anderen Erscheinungen
unserer Tage, bricht ein gesunder (Optimismus sich Bahn,
der bei Hagen nach der Richtung des Koloristischen vor-
nehmlich sich geltend macht. Das ist das Neuerrungene
bei ihm, dem sich die alte Kraft der Eharakteristik und
Technik zugesellt. Diese Fülle und Gesundheit der
Leistungen erklärt z. Th. ein Umstand in des Meisters Ge-
wohnheit, die Beschränkung nämlich auf die Arbeit mit
der Gelfarbe, die wesentlich ohne Malmittel, bisweilen
gleich frisch aus der Tube, auf die Leinwand aufgetragen
wird. Für Zeichnungen, Aquarelle und Hastelle bleibt bei
einer so starken Produktion von Velgemälden dem Autor
keine Zeit. Nur gelegentlich entsteht nebenbei eine Gri-
ginalradirung sür die Mappe des Weimarer Radir-Vereins.
Ausden großenFormaten und der nüancenreichenTechnik
der Kunstwerke leuchtet der immense Fleiß, die große
Schaffenskraft des Urhebers hervor, während bei flüchtigem
ersten Anblick das Alles so leicht, so einfach und ungesucht
hingesetzt zu sein scheint. Zn der That wird es Hagen ja
auch verhältnißmäßig leicht, die gewünschten Wirkungen
zu erzielen, welche so nachzuahmen Anderen schwer fallen
dürfte. Aber welche Fülle jahrelangen Studiums steckt doch
dahinter, um in dieser fein erwogenen weise den richtigen
Farbenfleck auf den richtigen Hlatz zu setzen!
Hagen stellt den Frühling, Sommer und Herbst in
allen Phasen bei Morgen-, Mittags- und Abendbeleuchtung
dar, meist mit einer Sonnigkeit, die ihres Gleichen sucht.
Besonders sind in dieser Hinsicht bemerkenswerth die „Land-
straße in Oberweimar" und des Künstlers „Hausgarten",
— der „Rain am Schanzengraben" und die Berka'er
Lhaussee", beide von saftigem Grün erfüllt oder umgebe::
— sodann eine größere Herbstlaub-Landschaft, sowie ein
kleineres Kiefern und Laubbäume zeigendes Herbstbild.
Zn grauerer Stimmung stellen sich die Bilder des Ernte-
feldes dar, von denen namentlich das mit dem Erntewagen
durch Licht- und Schattenkontrast wirksam sich der Er-
innerung einprägt. Auch ein Feldweg im Frühling gehört
in diese Kategorie. Zwei Harkbilder mit dem Zlmspiegel
behandeln das schwere Problem, sommerlich grüne
Laubmassen am klaren Tag überzeugend malerisch dar-
zustellen. Lin Feld mit Bäumen in Abendbeleuchtung
athmet noch die Schwüle des Sonnentages im scheidenden
Licht, das mit den erquickenden weichen Schatten der
Dämmerung sich mischt, weiter schon hüllen Alles, Land-
schaft und Gestalten, in einem andern Bild die diskreten
Schatten der Sommernacht ein. —
Die Ausstellung der Hagen'schen Bilder wurde in-
zwischen abgelöst durch eine reichhaltige Sammlung neuerer
Werke des Karlsruher Künstlerbundes, von denen
uns einige schon auf der vorjährigen großen Berliner Aus-
stellung begegneten.
Heinz Hellwich.
 
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