Die Kunst-Halle — 3.1897/1898
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https://doi.org/10.11588/diglit.63304#0253
DOI issue:
No. 14
DOI article:Gensel, Otto Walther: Pariser Kunstbrief
DOI article:Norden, J.: Berliner Kunstschau
DOI article:Kunstchronik
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.63304#0253
Nr.
Die Aun st-Halle
2(9
an hellblauer wand, neben einem mit stumpfrothen
Kleidungsstücken behängten Stuhl, lehnende „vlämische
Mädchen" im Freien — immer ist auch rein koloristisch
die Aufgabe mit Verständniß gelöst. Ubbellohde zeigt
hier als zielbewußter Landschafter in der Gelmalerei:
Die fommerdurstige Hügellandschaft an der Lahn, vor
Allem aber das so ansprechende Motiv aus der Umgebung
von Malburg, das sich durch besonders einfache Mache in
dem Hinstreichen fein zusammengetönter breiter Farben-
flecke auszeichnet, zeugen von der tiefen Empfindung, die
den Künstler beseelte. Ueber die verfügen in reichem
Maße auch Angelo Jank, Bernhard Pankok und
Ludwig Zumbusch. Jank hat u. A. eine dunkeltönige
Herbstlandschaft auf der Ausstellung, die in der Behandlung
des Himmels und der braunen Waldsilhouette von feiner
Beobachtung zeugt. Aber noch wirkungsvoller in seiner
düsteren Färbung ist Zumbufch's „Einsames Land" am
Meer. Eine rothe Gestalt steht wirksam gegen die ernsten
Zypressen, die grauen weiden, das schwarzblaue Meer.
Man könnte das Ganze auch „Melancholie" nennen
Zumbusch zeigt sich in seinen idyllischen und elegischen
Naturstimmungen Böcklin und Thoma verwandt. Man
ehe sich darauf hin z. B. auch seine alte Burg an.
Andere Wege wandeln H. Lichfeld und R. Kaiser, der
eine Menge sommerlich Heller bayerischer Flachlandschafts-
studien gesandt hat. Franz August Krüger liebt die
starken Farbenkontraste, wie das besonders sein großes
„Zypressenthal" beweist, wo er aber im Vordergrund all-
suviel sagen will und dadurch unruhig wird. Mehr aus
einem Guß sind die „Herbstallee" mit der schönen
Wasserspiegelung und das „Stille Wasser" mit dem
leuchtend grünen Reflex. Leo Fritz giebt sich in seinen
Zeichnungen bedeutender, als in der großen Allegorie
„Vanitas". Von den Skulpturen sei B eyrer's „Madonna"
mit dem sanften Ausdruck und dem edlen Fluß der
Linien hervorgehoben. Lin Relief-Porträt des Prinz-
Regenten Luitpold zeigt den Künstler von anderer Seite.
Sehr barock ist das „Glück" — ein junges Mädchen, das
in kauernder Stellung eine goldfarbene Sau an ihren
dunkeltönigen Leib drückt. Hugo Kaufmann endlich
hat einen „Steinwerfer" in dunkelgrüner Bronze mit
kräftiger Haltung und fleißig studirter Anatomie aus-
gestellr. Im Ganzen läßt sich sagen, daß der „Ring" ein
ehrliches Streben und eine eigenartige Physiognomie zeigt.
I- N.
Ikunstcbwmk.
* Berlin. Das Vereinshaus der Berliner
Rünstler (Bellevuestr. 5) dürfte im Aeußern bald voll-
endet dastehen, wir geben nach Angaben, die in einer
Sitzung der Vereinigung Berliner Architekten gemacht
wurden, einige Notizen über das Werk. Das Grund-
stück wurde vom Verein für den Preis von 850000 Mk.
erstanden. Das Vorderhaus wird, unter Beibehaltung
eines Theiles der Facade, in seinem Kellergeschoß zu
Lagerräumen für die Ausstellung und zu wirthschafts-
räumen verwendet. Das Erdgeschoß erhält in' der
Mittelachse einen breiten Eingang, welcher in gerader
Linie zu den Ausstellungsräumen führt. Links und
rechts liegen zunächst zwei kleine Ausstellungsräume,
weiter vermiethbare Vereinsräume. Das Obergeschoß des
Vorderhauses enthält einen stattlichen Festsaal mit Bühne
und Ankleideräumen, durch Gberlicht beleuchtet. Der nach
rückwärts gelegene Erweiterungsbau ist durch ein stattliches
Treppenhaus mit dem Vorderhause verbunden. Der Er-
weiterungsbau enthält im Untergeschoß Kneipräume nebst
Kegelbahnen, im darüber liegenden Geschosse die vom
Treppenpodest zugänglichen, in mehrere Säle mit Ober-
und Seitenlicht zerfallenden Ausstellungsräume, ferner die
Bibliothek und Verwaltungsräume. In einem anderen
Geschosse des Vorderhauses ist die Kostümkammer u. s. w.
untergebracht. Hinter dem Erweiterungsbau ist noch ein
etwa 10 Meter breiter und die ganze Breite des Grund-
stücks einnehmender Garten übrig geblieben.
* Berlin, wie schon in MO und M2, wird auch
in diesem Jahre, in den Monaten Mai und Juni, die
Kunstgeschichtliche Gesellschaft in den Sälen der
königl. Akademie, Unter den Linden, eine Ausstellung
von Kunstwerken aus Berliner Privatbesitz veranstalten.
Ls werden dieses Mal Werke der Renaissance und des
Mittelalters ausgestellt werden. — Auch in diesem Jahre
wird die große sommerliche Berliner Kunstaus-
stellung einige Sonderausstellungen verschiedener Künstler
umfassen, so eine des Karlsruher Landschafter H. v. volck-
mann, des jungen verstorbenen Bildhauers Nikolaus
Geiger, des Bildhauers Max Kruse-Wilmersdorf und
des belgischen Bildhauers Eharles van der Etappen.
Die Ausstellung des neuen Brüsseler Akademiedirektors
wird 28 Werke enthalten, vanderstappen beherrscht alle
Genres seiner Kunst, daher wird seine Ausstellung sowohl
die monumentale Bildhauerei, wie Schmuckgegenstände und
Kunstgewerbliches in echten Metallen enthalten. Die Stadt
Brüssel schickt zum ersten Male ihren herrlichen Tafelauf-
satz in die Fremde, dessen Bildner ebenfalls vanderstappen
ist. Ferner wird dessen Llfenbeinstatue „lu lloc sl§uo
vines8" zu sehen sein.
* Leipzig. Max Klinger ist wieder mit einem
Werk der Bildhauerkunst beschäftigt. Er arbeitet an einer
Statue Beethovens aus vielfarbigem Material.
* München. Man erinnert sich noch des Modells zum
Bismarck-Denkmal, mit dem sich Professor Schaper
bei dein Berliner Wettbewerb betheiligte. wie gemeldet
wird, wird es jetzt von ihm für München - Gladbach
ausgeführt.
* Frankfurt a. M. Im Kunst-Salon Hermes
finden zur Zeit einige interessante Kollektiv-Aus-
stellungen statt, so eine des Professors Ferd. Brünn,
des Professors Hans Gude, einer Gruppe von holländischen
Künstlern. Ferner ist da u. a. auch das neueste Bild von
Hans Thoma zu sehen, ein Motiv vom Oberrhein (M8),
sowie eine Original-Handzeichnung von Arnold Böcklin,
der Entwurf zu einem Ehristuskörper.
* Nürnberg. Die mehrfach erwähnte Plakataus-
stellung ist uunmehr eröffnet, und seit der letzten
Märzwoche zeigt sich dem Publikum nun der „goldene
Saal der permanenten Ausstellung", welcher diesen Winter
hindurch die Ausstellung von modernen Kunstgewerbe-
erzeugnissen beherbergt hatte, in ganz anderem Gewände:
Ringsum und an längsgezogenen Stoffwänden Plakate
aller Länder in den lebhaftesten Farben und größtentheils
von entzückender Wirkung. Die Ausstellung umfaßte am
Tage der Eröffnung 500 Plakate von über 70 Künstlern.
— Dem Germanischen National-Museum ist ein
werthvolles Geschenk zu Theil geworden, indem der jüngst
verstorbene Professor August v. Heyden ihm seine reiche
Sammlung zur Geschichte der Trachten und Waffen
testamentarisch vermacht hat.
* Amsterdam. Der Konservator am Kolonial-
museum in Haarlem L. A. v. Saher begiebt sich nach Java,
um von den Basreliefs und Bildern alter Hindu-
tempel in der Umgegend von Djokjokarta Reproduktionen
für die Ausschmückung der Terrassen, Gebäude und Wand-
flächen auf dem Terrain der niederländisch-indischen Ab-
theilung der Pariser Weltausstellung im Jahr MO anzu-
fertigen. Jin Auftrage der französischen Regierung sind
früher Abgüsse von Tempeltheilen in Mexiko angefertigt
worden, die Herstellung des dazu verwendeten Stoffes, der
Die Aun st-Halle
2(9
an hellblauer wand, neben einem mit stumpfrothen
Kleidungsstücken behängten Stuhl, lehnende „vlämische
Mädchen" im Freien — immer ist auch rein koloristisch
die Aufgabe mit Verständniß gelöst. Ubbellohde zeigt
hier als zielbewußter Landschafter in der Gelmalerei:
Die fommerdurstige Hügellandschaft an der Lahn, vor
Allem aber das so ansprechende Motiv aus der Umgebung
von Malburg, das sich durch besonders einfache Mache in
dem Hinstreichen fein zusammengetönter breiter Farben-
flecke auszeichnet, zeugen von der tiefen Empfindung, die
den Künstler beseelte. Ueber die verfügen in reichem
Maße auch Angelo Jank, Bernhard Pankok und
Ludwig Zumbusch. Jank hat u. A. eine dunkeltönige
Herbstlandschaft auf der Ausstellung, die in der Behandlung
des Himmels und der braunen Waldsilhouette von feiner
Beobachtung zeugt. Aber noch wirkungsvoller in seiner
düsteren Färbung ist Zumbufch's „Einsames Land" am
Meer. Eine rothe Gestalt steht wirksam gegen die ernsten
Zypressen, die grauen weiden, das schwarzblaue Meer.
Man könnte das Ganze auch „Melancholie" nennen
Zumbusch zeigt sich in seinen idyllischen und elegischen
Naturstimmungen Böcklin und Thoma verwandt. Man
ehe sich darauf hin z. B. auch seine alte Burg an.
Andere Wege wandeln H. Lichfeld und R. Kaiser, der
eine Menge sommerlich Heller bayerischer Flachlandschafts-
studien gesandt hat. Franz August Krüger liebt die
starken Farbenkontraste, wie das besonders sein großes
„Zypressenthal" beweist, wo er aber im Vordergrund all-
suviel sagen will und dadurch unruhig wird. Mehr aus
einem Guß sind die „Herbstallee" mit der schönen
Wasserspiegelung und das „Stille Wasser" mit dem
leuchtend grünen Reflex. Leo Fritz giebt sich in seinen
Zeichnungen bedeutender, als in der großen Allegorie
„Vanitas". Von den Skulpturen sei B eyrer's „Madonna"
mit dem sanften Ausdruck und dem edlen Fluß der
Linien hervorgehoben. Lin Relief-Porträt des Prinz-
Regenten Luitpold zeigt den Künstler von anderer Seite.
Sehr barock ist das „Glück" — ein junges Mädchen, das
in kauernder Stellung eine goldfarbene Sau an ihren
dunkeltönigen Leib drückt. Hugo Kaufmann endlich
hat einen „Steinwerfer" in dunkelgrüner Bronze mit
kräftiger Haltung und fleißig studirter Anatomie aus-
gestellr. Im Ganzen läßt sich sagen, daß der „Ring" ein
ehrliches Streben und eine eigenartige Physiognomie zeigt.
I- N.
Ikunstcbwmk.
* Berlin. Das Vereinshaus der Berliner
Rünstler (Bellevuestr. 5) dürfte im Aeußern bald voll-
endet dastehen, wir geben nach Angaben, die in einer
Sitzung der Vereinigung Berliner Architekten gemacht
wurden, einige Notizen über das Werk. Das Grund-
stück wurde vom Verein für den Preis von 850000 Mk.
erstanden. Das Vorderhaus wird, unter Beibehaltung
eines Theiles der Facade, in seinem Kellergeschoß zu
Lagerräumen für die Ausstellung und zu wirthschafts-
räumen verwendet. Das Erdgeschoß erhält in' der
Mittelachse einen breiten Eingang, welcher in gerader
Linie zu den Ausstellungsräumen führt. Links und
rechts liegen zunächst zwei kleine Ausstellungsräume,
weiter vermiethbare Vereinsräume. Das Obergeschoß des
Vorderhauses enthält einen stattlichen Festsaal mit Bühne
und Ankleideräumen, durch Gberlicht beleuchtet. Der nach
rückwärts gelegene Erweiterungsbau ist durch ein stattliches
Treppenhaus mit dem Vorderhause verbunden. Der Er-
weiterungsbau enthält im Untergeschoß Kneipräume nebst
Kegelbahnen, im darüber liegenden Geschosse die vom
Treppenpodest zugänglichen, in mehrere Säle mit Ober-
und Seitenlicht zerfallenden Ausstellungsräume, ferner die
Bibliothek und Verwaltungsräume. In einem anderen
Geschosse des Vorderhauses ist die Kostümkammer u. s. w.
untergebracht. Hinter dem Erweiterungsbau ist noch ein
etwa 10 Meter breiter und die ganze Breite des Grund-
stücks einnehmender Garten übrig geblieben.
* Berlin, wie schon in MO und M2, wird auch
in diesem Jahre, in den Monaten Mai und Juni, die
Kunstgeschichtliche Gesellschaft in den Sälen der
königl. Akademie, Unter den Linden, eine Ausstellung
von Kunstwerken aus Berliner Privatbesitz veranstalten.
Ls werden dieses Mal Werke der Renaissance und des
Mittelalters ausgestellt werden. — Auch in diesem Jahre
wird die große sommerliche Berliner Kunstaus-
stellung einige Sonderausstellungen verschiedener Künstler
umfassen, so eine des Karlsruher Landschafter H. v. volck-
mann, des jungen verstorbenen Bildhauers Nikolaus
Geiger, des Bildhauers Max Kruse-Wilmersdorf und
des belgischen Bildhauers Eharles van der Etappen.
Die Ausstellung des neuen Brüsseler Akademiedirektors
wird 28 Werke enthalten, vanderstappen beherrscht alle
Genres seiner Kunst, daher wird seine Ausstellung sowohl
die monumentale Bildhauerei, wie Schmuckgegenstände und
Kunstgewerbliches in echten Metallen enthalten. Die Stadt
Brüssel schickt zum ersten Male ihren herrlichen Tafelauf-
satz in die Fremde, dessen Bildner ebenfalls vanderstappen
ist. Ferner wird dessen Llfenbeinstatue „lu lloc sl§uo
vines8" zu sehen sein.
* Leipzig. Max Klinger ist wieder mit einem
Werk der Bildhauerkunst beschäftigt. Er arbeitet an einer
Statue Beethovens aus vielfarbigem Material.
* München. Man erinnert sich noch des Modells zum
Bismarck-Denkmal, mit dem sich Professor Schaper
bei dein Berliner Wettbewerb betheiligte. wie gemeldet
wird, wird es jetzt von ihm für München - Gladbach
ausgeführt.
* Frankfurt a. M. Im Kunst-Salon Hermes
finden zur Zeit einige interessante Kollektiv-Aus-
stellungen statt, so eine des Professors Ferd. Brünn,
des Professors Hans Gude, einer Gruppe von holländischen
Künstlern. Ferner ist da u. a. auch das neueste Bild von
Hans Thoma zu sehen, ein Motiv vom Oberrhein (M8),
sowie eine Original-Handzeichnung von Arnold Böcklin,
der Entwurf zu einem Ehristuskörper.
* Nürnberg. Die mehrfach erwähnte Plakataus-
stellung ist uunmehr eröffnet, und seit der letzten
Märzwoche zeigt sich dem Publikum nun der „goldene
Saal der permanenten Ausstellung", welcher diesen Winter
hindurch die Ausstellung von modernen Kunstgewerbe-
erzeugnissen beherbergt hatte, in ganz anderem Gewände:
Ringsum und an längsgezogenen Stoffwänden Plakate
aller Länder in den lebhaftesten Farben und größtentheils
von entzückender Wirkung. Die Ausstellung umfaßte am
Tage der Eröffnung 500 Plakate von über 70 Künstlern.
— Dem Germanischen National-Museum ist ein
werthvolles Geschenk zu Theil geworden, indem der jüngst
verstorbene Professor August v. Heyden ihm seine reiche
Sammlung zur Geschichte der Trachten und Waffen
testamentarisch vermacht hat.
* Amsterdam. Der Konservator am Kolonial-
museum in Haarlem L. A. v. Saher begiebt sich nach Java,
um von den Basreliefs und Bildern alter Hindu-
tempel in der Umgegend von Djokjokarta Reproduktionen
für die Ausschmückung der Terrassen, Gebäude und Wand-
flächen auf dem Terrain der niederländisch-indischen Ab-
theilung der Pariser Weltausstellung im Jahr MO anzu-
fertigen. Jin Auftrage der französischen Regierung sind
früher Abgüsse von Tempeltheilen in Mexiko angefertigt
worden, die Herstellung des dazu verwendeten Stoffes, der