Die Kunst-Halle — 3.1897/1898
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No. 8
DOI Artikel:Bücherschau
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(26
Die Aun st-Halle
Nr. 8
Feder versehen und tragen nicht zum Wenigsten durch das
vornehm schlichte Gewand dazu bei, sich in den in Aussicht
genommenen Kreisen, zu denen freilich nicht die Minder-
heit verwöhnter Kunstkenner gehört, beliebt und wohl ge-
litten zu machen. Möge auch die vorliegende Neue Folge,
Heft H, ihren gewünschten Zweck im reichen Maße erfüllen.
Die Dichtungen des Michelangelo Buonarroti, her-
ausgegeben und mit kritischem Apparate versehen von
Dr. Carl Frey, Professor für neuere Kunstgeschichte an
der Universität Berlin. (Berlin t8y7 bei G. Grote.)
lllabeut SUL kata libslll, -— kaum ein Werk kann sich
eines abenteuerlicheren Schicksals rühmen als die
Dichtungen des großen Florentiners, welche bis zur
Zugänglichkeit des Familienarchivs nach dem Tode des
letzten Buonarroti vor einigen Jahrzehnten in Ver-
fälschungen und verballhornisirungen aller Art um-
liefen. Erst Guasti's verdienstliche, aber unkritische und
der unendlichen Schwierigkeit der Aufgabe gegenüber nicht
ganz gewachsene Ausgabe hat hier s. Z. der Verwirrung
ein Ende gesetzt, so daß wenigstens im Kern das
Dichtungswerk Michelangelos damit festgelegt wurde. Das
litterarische Lreigniß dieser neuen Urtextausgabe von
Frey, die mit vollkommenster Kenntniß und „deutscher
Gründlichkeit" in Bezug auf den Gegenstand, mit un-
endlichem Fleiß besorgt ist, liegt in der Vollzähligkeit des
authentischen Materials und in dem Scharfsinn, mit dem
dieses gesiebt und einigermaßen chronologisch entwickelt
ist, nachdem es dem Berliner Gelehrten vor p/? Jahr-
zehnten als erstem Fremden gelang, mit Hülfe ausge-
dehnter diplomatischer Verhandlungen in das von den
Italienern noch heute streng gehütete Archivio Buonarroti
zu dringen. Somit bedeutet dieses Werk einen der
wichtigsten Schritte in der Michelangelo-Forschung, zu der
in Deutschland der bekanntlich der in diesen Tagen 70 Jahre
alt gewordene Kollege von Frey, Hermann Grimm, das
ausbaufähige Fundament gelegt hat. —r.
Der Amateur-Pbotograpb.
* Farblose Farben. Die reinsten Farben sind be-
kanntlich nicht die landläufigen Körperfarben, sondern die
physikalischen Farben, die bei ungefärbten Körpern, wenn
sie in außerordentlich dünnen Schichten auftreten, ent-
stehen, so die Farben der Seifenblasen, dünner Glimmer-
blättchen und der sich auf Wasser ausbreitenden fettigen
Substanzen. Wenn z. B. ein Tropfen Theer auf Wasser
gebracht wird, so breitet er sich auf eine große Fläche
aus und überzieht das Wasser mit einem feinen
Häutchen, dessen Dicke nur den Bruchtheil einer Wellen-
länge des Lichtes ausmacht. Mr. Charles Henry, der
Direktor des physikalischen Laboratoriums der Sorbonne,
hat es unternommen, diese Farben mit Hilfe des Lichtes
zu fixiren und technisch nutzbar zu machen. Er verwendet
zu dem Zwecke Harze, in flüchtigen Melen gelöst, die
durch das Licht unlöslich werden, wie z. B. der Asphalt.
Die auf Wasser entstandenen farbigen Häutchen werden
dann auf Holz, Papier rc. übertragen, die sodann die
Farben dauernd behalten. Man hat diesen Farben den
Namen Irichromatine gegeben. Uebrigens sind solche
Farben dünner Schichten schon früher in der Technik be-
nutzt worden, wie z. B. in der Galvanochromie, ferner in
der Keramik als sogenannte Lüsterfarben und durch Er-
hitzen von Metallen z. B. beim Blauanlaufen des
Stahles rc. (Phot. woch. I, 98. Nach: Mit. fouru.)
Misere Abbildung.
Friedrich Mffermann ist der Autor der Porträt-
büste, die wir in der vorliegenden Nummer bringen.
Der Künstler lebt in Dresden, und manche seiner plasti-
schen Arbeiten haben durch geistvolle Charakteristik den
Beifall kunstverständiger Leute gefunden. Die Autotypie
hat Th. Wendisch, Berlin 8 VC, gefertigt.
Oie 2eik8<Mrikt verfolgt den ^'ivecd, dn.8 Ver8kündni8
kür eine >vulrre und eckike VoM8lcun8k in die dreikeren
8cMckiken der LevoMerunZ rm tragen, (jeder Oedildete
^vird 8icli dukrsr kur diese8 Llutt intere88ieren.
Vie--
lickogr. für
unä ^aufbeursa,
lrautt steis oriZiuelle Mallateu^ürts
ru bobeu ?rei3eu.
ZV NrApk. nnä I^tensjlien.
I^nII I II ono Mnolikn
I I I 8ouueustr. 24 uucl Vller68ieu8tr. 21.
^.u§8dur'8-, NaxiimlsU. C. 12. LtUttß'LI't, llmlliueu8tr. Z9-
Die Aun st-Halle
Nr. 8
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vornehm schlichte Gewand dazu bei, sich in den in Aussicht
genommenen Kreisen, zu denen freilich nicht die Minder-
heit verwöhnter Kunstkenner gehört, beliebt und wohl ge-
litten zu machen. Möge auch die vorliegende Neue Folge,
Heft H, ihren gewünschten Zweck im reichen Maße erfüllen.
Die Dichtungen des Michelangelo Buonarroti, her-
ausgegeben und mit kritischem Apparate versehen von
Dr. Carl Frey, Professor für neuere Kunstgeschichte an
der Universität Berlin. (Berlin t8y7 bei G. Grote.)
lllabeut SUL kata libslll, -— kaum ein Werk kann sich
eines abenteuerlicheren Schicksals rühmen als die
Dichtungen des großen Florentiners, welche bis zur
Zugänglichkeit des Familienarchivs nach dem Tode des
letzten Buonarroti vor einigen Jahrzehnten in Ver-
fälschungen und verballhornisirungen aller Art um-
liefen. Erst Guasti's verdienstliche, aber unkritische und
der unendlichen Schwierigkeit der Aufgabe gegenüber nicht
ganz gewachsene Ausgabe hat hier s. Z. der Verwirrung
ein Ende gesetzt, so daß wenigstens im Kern das
Dichtungswerk Michelangelos damit festgelegt wurde. Das
litterarische Lreigniß dieser neuen Urtextausgabe von
Frey, die mit vollkommenster Kenntniß und „deutscher
Gründlichkeit" in Bezug auf den Gegenstand, mit un-
endlichem Fleiß besorgt ist, liegt in der Vollzähligkeit des
authentischen Materials und in dem Scharfsinn, mit dem
dieses gesiebt und einigermaßen chronologisch entwickelt
ist, nachdem es dem Berliner Gelehrten vor p/? Jahr-
zehnten als erstem Fremden gelang, mit Hülfe ausge-
dehnter diplomatischer Verhandlungen in das von den
Italienern noch heute streng gehütete Archivio Buonarroti
zu dringen. Somit bedeutet dieses Werk einen der
wichtigsten Schritte in der Michelangelo-Forschung, zu der
in Deutschland der bekanntlich der in diesen Tagen 70 Jahre
alt gewordene Kollege von Frey, Hermann Grimm, das
ausbaufähige Fundament gelegt hat. —r.
Der Amateur-Pbotograpb.
* Farblose Farben. Die reinsten Farben sind be-
kanntlich nicht die landläufigen Körperfarben, sondern die
physikalischen Farben, die bei ungefärbten Körpern, wenn
sie in außerordentlich dünnen Schichten auftreten, ent-
stehen, so die Farben der Seifenblasen, dünner Glimmer-
blättchen und der sich auf Wasser ausbreitenden fettigen
Substanzen. Wenn z. B. ein Tropfen Theer auf Wasser
gebracht wird, so breitet er sich auf eine große Fläche
aus und überzieht das Wasser mit einem feinen
Häutchen, dessen Dicke nur den Bruchtheil einer Wellen-
länge des Lichtes ausmacht. Mr. Charles Henry, der
Direktor des physikalischen Laboratoriums der Sorbonne,
hat es unternommen, diese Farben mit Hilfe des Lichtes
zu fixiren und technisch nutzbar zu machen. Er verwendet
zu dem Zwecke Harze, in flüchtigen Melen gelöst, die
durch das Licht unlöslich werden, wie z. B. der Asphalt.
Die auf Wasser entstandenen farbigen Häutchen werden
dann auf Holz, Papier rc. übertragen, die sodann die
Farben dauernd behalten. Man hat diesen Farben den
Namen Irichromatine gegeben. Uebrigens sind solche
Farben dünner Schichten schon früher in der Technik be-
nutzt worden, wie z. B. in der Galvanochromie, ferner in
der Keramik als sogenannte Lüsterfarben und durch Er-
hitzen von Metallen z. B. beim Blauanlaufen des
Stahles rc. (Phot. woch. I, 98. Nach: Mit. fouru.)
Misere Abbildung.
Friedrich Mffermann ist der Autor der Porträt-
büste, die wir in der vorliegenden Nummer bringen.
Der Künstler lebt in Dresden, und manche seiner plasti-
schen Arbeiten haben durch geistvolle Charakteristik den
Beifall kunstverständiger Leute gefunden. Die Autotypie
hat Th. Wendisch, Berlin 8 VC, gefertigt.
Oie 2eik8<Mrikt verfolgt den ^'ivecd, dn.8 Ver8kündni8
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