Die Kunst-Halle — 3.1897/1898
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https://doi.org/10.11588/diglit.63304#0199
DOI issue:
No. 11
DOI article:Kunstchronik
DOI article:Persönliches
DOI article:Kunst- und Künstlervereine
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Nr. H
Die Aun st-Halle
Ns
* Dresden. Die nationale Kunstausstellung
189 9 wirft seltsame Schatten voraus. G. Kühl, der
Vorsitzende der Kommission, hatjetzt diese eigenmächtig
ausgelöst und damit das Zeichen zu einem Drunter und
Drüber gegeben, wie derartiges bisher in den hiesigen
Kunstkreisen nicht erlebt wurde, wir werden auf dieses
jüngste Intermezzo, das ebenso wie die Auflösung der
Dresdener Künstlerschaft in immer neue Parteigruppen
den Draußenstehenden ein wenig vertrauen er-
weckendes Bild unserer Kunstverhältnisse verschafft, in
der nächsten Nummer ausführlich zurückkommen.
* Düsseldorf. Im Besitz des Herrn Otto Schütze
Hierselbst befindet sich ein so lange verschollen gewesenes,
neuerdings wiederaufgefundenes Werk des berühmten
Porträtsmalers Anton Graff. Ls ist ein Brustbildniß
des Naturhistorikers Prof. I. R. Forster, des Weltum-
seglers des 18. Jahrhunderts. Der uns vorliegende kleine
Lichtdruck läßt einen bartlosen Männerkopf erkennen mit
noch jugendlichen, ziemlich hell beleuchteten Zügen, die
durch das seitwärts gerichtete Augenpaar einen intensiven
und zugleich freundlich sympathischen Ausdruck besitzen.
* München. Ueber das im Hoftheater stattgefundene
wunderbar gelungene Künstlerfest schreibt der „B. L.
Anz." Folgendes: Das riesige Hoftheater war bis zum
obersten Rang mit einer hauptsächlich in griechische Ge-
wänder gekleideten Menge dicht gefüllt. Aus allen Theilen
Deutschlands, auch aus Paris und London waren Gäste
erschienen. Münchens Künstlerschaft war nicht vollzählig,
aber mit Lenbach und Stuck an der Spitze in ihren hervor-
ragendsten Mitgliedern vertreten. Die nach den Lenbachschen
Entwürfen hergestellte Szene war eine herrliche, harmonische
Ergänzung des Zuschauerraums, der festlich mit goldenen
Kränzen und grünen Guirlanden geschmückt war. Die
Bühne stellte ein Stück Hellas dar, im Hintergrund die
Akropolis, vorn der Tempel des Dionysos. Das vom
Architekten Seidel entworfene und von Schilling komponirte
Festspiel bildete in seiner Grundlage eine Huldigung für
Bacchus und bot in der meisterhaften Inszenirung possart's
ein leben- und farbenprächtiges Bild überquellender Freude
und bacchantischen Jubels. Lützenkirchen sprach den Bacchus
mit froher Begeisterung, und Lenbach's Kunst feierte auch
bei diesem Feste einen Triumph. Prinz Ludwig, der
Thronfolger, war ebenfalls erschienen.
* Wiesbaden. Zur Ausschmückung des hiesigen
großen Rathhaussaales hatten die Stadtverordneten die
Anbringung großer Gelgemälde deutscher Kaiser und der
letzten nassauischen Herzöge beschlossen. Das hierfür er-
betene portrait des Großherzogs von Luxemburg als des
Herzogs Nassau's aus der Zeit der 60er Jahre wurde von
dem Hofmarschallamt des Großherzogs nicht bewilligt.
Baden-Baden. Der „Badener Salon", jene in
den Prachträumen des Großherzoglichen Konversations-
hauses Anfang der neunziger Jahre ins Leben gerufene
Kunstausstellung, hatte unter der Schall'schen Direktion auch
in der Saison 1897 gute Resultate aufzuweisen. Vertreten
waren Achenbach, Baisch, Bergmann, Arnold Böcklin,
Carlos Grethe, Hamacher, Fr. Kallmorgen, Ferd. Keller,
Atax Koner, Koxpay, Lenbach, Max Liebermann, E.
Meissonier, Ad. Menzel, Llaus Meyer, Meyerheim, Caspar
Ritter, Schönleber, Simoni, Franz Stuck, Hans Thoma, von
Uhde, B. vautier, weishauxt, H. Zügel rc., von
denen eine Anzahl, z. B. das Lenbach'sche lebensgroße
Bismarckbildniß von I896, in- und ausländische Käufer
fand. In den Besitz der Großherzoglich Badischen
Herrschaften ging Koner's portrait des verst. Prof. Ernst
Lurtius über. Mit dem wachsen des Fremdenzuflusses in
Baden-Baden, (das I897 die noch nie dagewesene Höhe von
67 000 Besuchern aufzuweisen hatte) gehen naturgemäß auch
die Erfolge dieser Städtischen Kunstausstellung Hand in
Hand. Auch die kommende Saison-Ausstellung, die im
April d. I. beginnt, verspricht laut vorliegender An-
meldungen eine ganz bedeutende zu werden, und sind alle
etwaigen Anfragen zu richten an die Direktion der Kunst-
ausstellung in Konversationshaus (Herrn I. Th. Schall)
zu Baden-Baden.
* Wien. Die berühmte russische Bildhauerin
Therese Feodorowna Ries beabsichtigt ihr jüngstes
Werk „Der Tod", eine überlebensgroße Statue, auf der
bevorstehenden Iubiläums-Ausstellung zu zeigen.
* Budapest. Die überall mit dem erforderlichen
Tamtam inszenirte Wereschtschagin-Ausstellung ist
nun auch hier glücklich angelangt; sie wurde in voriger
Woche eröffnet.
* Venedig. Am 13. Februar wurde ein Denkmal
des Komödiendichters Galkina, ein Werk des Bildhauers
korenzetti, feierlichst enthüllt.
* Glasgow. Die 37. Ausstellung des „Royal
Institute ot Riue ^.rts", die in diesem Winter sehr
umfangreich ist, enthält auch eine kleine Zahl von Ge-
mälden Münchener Meister, die man in corpore ein-
geladen hatte, u. a. Werke von H. Zügel, Hub.
von Heyden, Hengeler. Die Anerkennung, die diese in
ihrer Heimat geschätzten Pinselführer jenseits des Kanals
bei presse und Publikum finden, klingt ziemlich gedämpft.
Man leidet ja bekanntlich am wenigsten in England an
jener Gesinnungsschwäche, die in Deutschland und be-
sonders in Berlin stets grassirte und in letzter Zeit
so weit geht, daß man dort die fremde Art für
viel besser, interessanter und nachahmenswerth zu halten
pflegt. Demgegenüber beurtheilt das Londoner Hauptblatt
die Münchener Bilder nur als Arbeiten von sorgfältiger und
glatter Behandlung, wie sie „bekanntlich" den Charakter
der deutschen Kunst bedinge. Man denke: Zügel und
H. von Heyden — glatt!
persönliches.
* Auszeichnungen. Zu Mitgliedern der Berliner
Akademie der Künste wurden ernannt: Der Maler Max
Liebermann und der Bildhauer Prof. Peter Breuer in
Berlin, ferner der Bildhauer und Maler Constantin
Meunier in Brüssel. — Die Maler Maximilian Schäfer,
Lehrer an der Kunstakademie, Hans Bohrdt, Louis
Douzette und Max Liebermann in Berlin erhielten
den Professorentitel. — Prof. Or. Georg Galland,
der Herausgeber der „Kunst-Halle", wurde zum Ehren-
mitglied der Historischen Gesellschaft zu Utrecht ernannt.
* Ordensverleihungen. Prof. An ton von
Werner, Berlin, erhielt das Komthurkreuz mit dem
Stern des österreichischen Franz Iosephs>Orden, sowie
das Kommandeurkreuz I. Kl. des schwedischen Nordstern-
Ordens, Maler M. Liebermann, Berlin, das Ritterkreuz
des schwedischen Nordstern-Ordens, Vr. Max Burckhard,
Wien, erhielt das Ritterkreuz des österreichischen
Leopold-Ordens.
* Gestorben in Berlin der Bildhauer Michael
Lock im Alter von 50 Jahren.
Ikunst- und Ikünstlervereine.
Ans dem vierten Jahresbericht der Renten- und
Pensionsanstalt für deutsche bildende Künstler
(Maler, Bildhauer, Architekten, Kupferstecher, Radirer,
Zeichenlehrer, künstlerische Musterzeichner u. s. w.) mit
Zentralstelle in Weimar entnehmen wir. daß die Anstalt
im vergangenen Jahre wieder erfreuliche Resultate zu
verzeichnen hat. Beim Abschluß des Berichtes zählte die
Anstalt 36d Mitglieder; das Gesammtvermögen hat sich
im letzten Geschäftsjahr um nahezu die Hälfte vergrößert
und ist auf Mk. 93071,87 angewachsen; zu den bestehenden
Grtsverbändcn trat Berlin als elfter Ortsverband hinzu;
an freiwilligen Gaben von Freunden und Gönnern sind,
theils durch jährliche Beiträge, theils durch einmalige
Die Aun st-Halle
Ns
* Dresden. Die nationale Kunstausstellung
189 9 wirft seltsame Schatten voraus. G. Kühl, der
Vorsitzende der Kommission, hatjetzt diese eigenmächtig
ausgelöst und damit das Zeichen zu einem Drunter und
Drüber gegeben, wie derartiges bisher in den hiesigen
Kunstkreisen nicht erlebt wurde, wir werden auf dieses
jüngste Intermezzo, das ebenso wie die Auflösung der
Dresdener Künstlerschaft in immer neue Parteigruppen
den Draußenstehenden ein wenig vertrauen er-
weckendes Bild unserer Kunstverhältnisse verschafft, in
der nächsten Nummer ausführlich zurückkommen.
* Düsseldorf. Im Besitz des Herrn Otto Schütze
Hierselbst befindet sich ein so lange verschollen gewesenes,
neuerdings wiederaufgefundenes Werk des berühmten
Porträtsmalers Anton Graff. Ls ist ein Brustbildniß
des Naturhistorikers Prof. I. R. Forster, des Weltum-
seglers des 18. Jahrhunderts. Der uns vorliegende kleine
Lichtdruck läßt einen bartlosen Männerkopf erkennen mit
noch jugendlichen, ziemlich hell beleuchteten Zügen, die
durch das seitwärts gerichtete Augenpaar einen intensiven
und zugleich freundlich sympathischen Ausdruck besitzen.
* München. Ueber das im Hoftheater stattgefundene
wunderbar gelungene Künstlerfest schreibt der „B. L.
Anz." Folgendes: Das riesige Hoftheater war bis zum
obersten Rang mit einer hauptsächlich in griechische Ge-
wänder gekleideten Menge dicht gefüllt. Aus allen Theilen
Deutschlands, auch aus Paris und London waren Gäste
erschienen. Münchens Künstlerschaft war nicht vollzählig,
aber mit Lenbach und Stuck an der Spitze in ihren hervor-
ragendsten Mitgliedern vertreten. Die nach den Lenbachschen
Entwürfen hergestellte Szene war eine herrliche, harmonische
Ergänzung des Zuschauerraums, der festlich mit goldenen
Kränzen und grünen Guirlanden geschmückt war. Die
Bühne stellte ein Stück Hellas dar, im Hintergrund die
Akropolis, vorn der Tempel des Dionysos. Das vom
Architekten Seidel entworfene und von Schilling komponirte
Festspiel bildete in seiner Grundlage eine Huldigung für
Bacchus und bot in der meisterhaften Inszenirung possart's
ein leben- und farbenprächtiges Bild überquellender Freude
und bacchantischen Jubels. Lützenkirchen sprach den Bacchus
mit froher Begeisterung, und Lenbach's Kunst feierte auch
bei diesem Feste einen Triumph. Prinz Ludwig, der
Thronfolger, war ebenfalls erschienen.
* Wiesbaden. Zur Ausschmückung des hiesigen
großen Rathhaussaales hatten die Stadtverordneten die
Anbringung großer Gelgemälde deutscher Kaiser und der
letzten nassauischen Herzöge beschlossen. Das hierfür er-
betene portrait des Großherzogs von Luxemburg als des
Herzogs Nassau's aus der Zeit der 60er Jahre wurde von
dem Hofmarschallamt des Großherzogs nicht bewilligt.
Baden-Baden. Der „Badener Salon", jene in
den Prachträumen des Großherzoglichen Konversations-
hauses Anfang der neunziger Jahre ins Leben gerufene
Kunstausstellung, hatte unter der Schall'schen Direktion auch
in der Saison 1897 gute Resultate aufzuweisen. Vertreten
waren Achenbach, Baisch, Bergmann, Arnold Böcklin,
Carlos Grethe, Hamacher, Fr. Kallmorgen, Ferd. Keller,
Atax Koner, Koxpay, Lenbach, Max Liebermann, E.
Meissonier, Ad. Menzel, Llaus Meyer, Meyerheim, Caspar
Ritter, Schönleber, Simoni, Franz Stuck, Hans Thoma, von
Uhde, B. vautier, weishauxt, H. Zügel rc., von
denen eine Anzahl, z. B. das Lenbach'sche lebensgroße
Bismarckbildniß von I896, in- und ausländische Käufer
fand. In den Besitz der Großherzoglich Badischen
Herrschaften ging Koner's portrait des verst. Prof. Ernst
Lurtius über. Mit dem wachsen des Fremdenzuflusses in
Baden-Baden, (das I897 die noch nie dagewesene Höhe von
67 000 Besuchern aufzuweisen hatte) gehen naturgemäß auch
die Erfolge dieser Städtischen Kunstausstellung Hand in
Hand. Auch die kommende Saison-Ausstellung, die im
April d. I. beginnt, verspricht laut vorliegender An-
meldungen eine ganz bedeutende zu werden, und sind alle
etwaigen Anfragen zu richten an die Direktion der Kunst-
ausstellung in Konversationshaus (Herrn I. Th. Schall)
zu Baden-Baden.
* Wien. Die berühmte russische Bildhauerin
Therese Feodorowna Ries beabsichtigt ihr jüngstes
Werk „Der Tod", eine überlebensgroße Statue, auf der
bevorstehenden Iubiläums-Ausstellung zu zeigen.
* Budapest. Die überall mit dem erforderlichen
Tamtam inszenirte Wereschtschagin-Ausstellung ist
nun auch hier glücklich angelangt; sie wurde in voriger
Woche eröffnet.
* Venedig. Am 13. Februar wurde ein Denkmal
des Komödiendichters Galkina, ein Werk des Bildhauers
korenzetti, feierlichst enthüllt.
* Glasgow. Die 37. Ausstellung des „Royal
Institute ot Riue ^.rts", die in diesem Winter sehr
umfangreich ist, enthält auch eine kleine Zahl von Ge-
mälden Münchener Meister, die man in corpore ein-
geladen hatte, u. a. Werke von H. Zügel, Hub.
von Heyden, Hengeler. Die Anerkennung, die diese in
ihrer Heimat geschätzten Pinselführer jenseits des Kanals
bei presse und Publikum finden, klingt ziemlich gedämpft.
Man leidet ja bekanntlich am wenigsten in England an
jener Gesinnungsschwäche, die in Deutschland und be-
sonders in Berlin stets grassirte und in letzter Zeit
so weit geht, daß man dort die fremde Art für
viel besser, interessanter und nachahmenswerth zu halten
pflegt. Demgegenüber beurtheilt das Londoner Hauptblatt
die Münchener Bilder nur als Arbeiten von sorgfältiger und
glatter Behandlung, wie sie „bekanntlich" den Charakter
der deutschen Kunst bedinge. Man denke: Zügel und
H. von Heyden — glatt!
persönliches.
* Auszeichnungen. Zu Mitgliedern der Berliner
Akademie der Künste wurden ernannt: Der Maler Max
Liebermann und der Bildhauer Prof. Peter Breuer in
Berlin, ferner der Bildhauer und Maler Constantin
Meunier in Brüssel. — Die Maler Maximilian Schäfer,
Lehrer an der Kunstakademie, Hans Bohrdt, Louis
Douzette und Max Liebermann in Berlin erhielten
den Professorentitel. — Prof. Or. Georg Galland,
der Herausgeber der „Kunst-Halle", wurde zum Ehren-
mitglied der Historischen Gesellschaft zu Utrecht ernannt.
* Ordensverleihungen. Prof. An ton von
Werner, Berlin, erhielt das Komthurkreuz mit dem
Stern des österreichischen Franz Iosephs>Orden, sowie
das Kommandeurkreuz I. Kl. des schwedischen Nordstern-
Ordens, Maler M. Liebermann, Berlin, das Ritterkreuz
des schwedischen Nordstern-Ordens, Vr. Max Burckhard,
Wien, erhielt das Ritterkreuz des österreichischen
Leopold-Ordens.
* Gestorben in Berlin der Bildhauer Michael
Lock im Alter von 50 Jahren.
Ikunst- und Ikünstlervereine.
Ans dem vierten Jahresbericht der Renten- und
Pensionsanstalt für deutsche bildende Künstler
(Maler, Bildhauer, Architekten, Kupferstecher, Radirer,
Zeichenlehrer, künstlerische Musterzeichner u. s. w.) mit
Zentralstelle in Weimar entnehmen wir. daß die Anstalt
im vergangenen Jahre wieder erfreuliche Resultate zu
verzeichnen hat. Beim Abschluß des Berichtes zählte die
Anstalt 36d Mitglieder; das Gesammtvermögen hat sich
im letzten Geschäftsjahr um nahezu die Hälfte vergrößert
und ist auf Mk. 93071,87 angewachsen; zu den bestehenden
Grtsverbändcn trat Berlin als elfter Ortsverband hinzu;
an freiwilligen Gaben von Freunden und Gönnern sind,
theils durch jährliche Beiträge, theils durch einmalige