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Die Kunst-Halle — 3.1897/​1898

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No. 3
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Der erste wirthschaftliche Künstlerverband
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https://doi.org/10.11588/diglit.63304#0046

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3H

Die Aun st-Halle

Nr. 3

Deutschlands für sich gewinnen dürste. Zugleich
wird seine Organisation wohl ein Muster werden für
analoge Bestrebungen im Ausland, wo die künstlerischen
Verhältnisse ähnlich liegen als bei uns.
„Nur dann", so schrieben wir in Nr. s3 des
ersten Jahrgangs, „kann dieser Verband ersprießlich
wirken und stark genug sein um nötigenfalls die
Erfüllung seiner gerechten Forderungen zu erzwingen,
wenn er eben die deutschen Illustratoren sämmtlich
umfaßt. Die Einigkeit ist hier leichter als sonst zu
erreichen, weil die Zahl der Künstler, die in Betracht
kommen, immerhin beschränkt ist und weil sie nur
in wenigen Städten wohnen. Hoffentlich werden sich
die Berühmten, die ja natürlich den Verband nicht
nöthig haben, deshalb nicht ausschließen." Was die
Haltung der Herrn Verleger betrifft, so schien uns
ein Widerstand seitens der besseren Firmen kaum zu
befürchten: „Die leiden selbst am meisten unter der
unsauberen Konkurrenz, die von minderwertigen
Blättern mit Hilfe des Klichehandels gemacht wird,
und werden froh sein, wenn ihnen diese Konkurrenz
vom Halse geschafft wird. Sobald diesem Handel ein
Ende gemacht ist, sind sie selbst nicht mehr gezwungen
ihn mitzumachen. Es haben sich auch schon einzelne
Verleger mit den Zielen des Verbandes ein-
verstanden erklärt. Am besten und friedlichsten
würde sich die ganze Sache abwickeln, wenn diese in
den Verband eintreten würden". Wir haben heute
den Worten von damals kaum etwas wesentliches
hinzuzufügen. Nur von der erfreulichen Thatsache
ist noch Kenntniß zu geben, daß jener für das
künftige Frühjahr geplanten Schwarz-Weiß-Aus-
stellung auch die zuständigen Behörden, Kultus-
ministerium und Akademie der Künste, durchaus
wohlwollend gegenüber stehen und mit größter
Bereitwilligkeit die vornehmen Näume im Akademie-
gebäude zur Verfügung gestellt haben.
Statt in eine ausführliche Besprechung dieser Ver-
anstaltung zu treten, der ersten ihrer Art, die ein hoch-
bedeutendes künstlerisches Ereigniß repräsentiren und
ein umfassendes Bild von dem hohen Stande deutscher
Illustrationskunst zweifellos bieten wird, lassen wir
unten das Zirkular des Verbandes Deutscher Illu-
stratoren folgen:
Berlin, im Oktober s8f>7.
Hochgeehrter Herr Kollege!
In unserem letzten Rundschreiben haben wir
Ihnen über die von uns geplante Schwarz- und
Weiß-Ausstellung die erste Mittheilung gemacht. Die
Vorarbeiten sind nun soweit gediehen, daß wir für
einen solchen Zweck ein würdiges Lokal, nämlich die
Ausstellungsräume der Königlichen Akademie der
Künste, zugesagt erhalten Haber: und zweitens, daß
eine Anzahl hervorragender Künstler aus den ver-
schiedenen Städten Deutschlands sich bereit erklärt
hat, den: geschäftsführenden Ausschuß ihre Hilfe zu

leihen. Die Namen dieser Herren finden Sie am
Schluffe dieses Schreibens verzeichnet. Ferner sind
für die historische Abtheilung die einleitenden Schritte
gethan, und ein kunstwissenschaftlich gebildeter Kollege
ist mit den Vorarbeiten betraut worden.
Die großen Jahres-Ausstellungen hatten zwar
immerAbtheilungenfür Handzeichnungen, Aquarelle rc.,
in denen auch die Kunst des Illustrators einige Be-
rücksichtigung fand, die volle Würdigung konnte ihr
aber dabei nicht zu Theil werden. Naturgemäß
wurde sie durch die Fülle der Gemälde und Skulpturen
erdrückt und als Anhängsel an die großen Ver-
anstaltungen vom Hublikum als etwas Nebensächliches
und darum Minderwerthiges angesehen. Da kann
nur Wandel geschaffen werden, wenn die Illustrations-
kunst sich in selbständigen Ausstellungen größeren
Stils der Geffentlichkeit vorführt. Nur so kann
gezeigt werden, welche Fülle von Talent und In-
telligenz der Illustrationskunst dienstbar gemacht wird.
Jeder von Ihnen weiß, daß dasselbe Publikum,
welches an Verleger und Zeichner immer höhere
Anforderungen stellt, noch durchaus nicht gewöhnt
ist, die Kunst des Illustrators als vollwerthig an-
zusehen, selbst Kunstfreunde und Sammler beachten
kaum die Tages-Illustrationen. Was in st>aris und
London längst Mode geworden ist, die Arbeiten der
bekannten Tages-Zeichner im Original oder guten
Druckei: zu sammeln und beträchtliche Preise dafür
anzulegen, das kennt man in Deutschland nicht.
Einige Hauptpunkte des Ausstellungs-jllrogramms,
welches demnächst zur Versendung gelangt, würden sein:
s. Die Ausstellung währt von: f. April bis
H Mai s898.
2. Nur deutsche Künstler werden zugelassen.
3. Jedes Mitglied des Verbandes soll das
Recht haben, eine Mindestzahl von Arbeiten
auszustellen, wenngleich eine gewissenhafte
Jury von den eingehenden Werken die
Auswahl treffen wird.
ch Es sollen Schritte gethan werden, die eine
stll'ämiirung hervorragender Werke und
Ankäufe ermöglichen.
Werther Herr Kollege, wir bitten Sie nun
zunächst, daß Sie uns baldmöglichst eine Mittheilung
machen, ob Sie geneigt find, die Ausstellung zu
beschicken, damit wir einen Ueberblick über das
Material erhalten, wenn das Unternehmen, welches
wir planen, die gewünschte Bedeutung erhalten soll,
müssen wir des Beistands jedes einzelnen Verbands-
mitgliedes sicher sein, und erwarten können, daß Jeder
sein Bestes thue. Gelingt dieser erste versuch, so ist
die berechtigte Hoffnung vorhanden, daß die Schwarz-
und Weiß-Anstellungen des Verbandes deutscher
Illustratoren eine dauernde Institution werden.
Diese Ausstellungen, abwechselnd in den
deutschen Kunstzentren veranstaltet, können dem
 
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