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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 23.1888

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Vom Christmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.6193#0068

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Vom Christmarkt.

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nachtsmarkte begegnet, >) hätte kaum passender gewählt
werden können. Es ist Maurice Leloir, durch seine
charakteristischen, lieblichen Figürchen, denen das
Rococokostüm vortrefflich steht, -in Frankreich wohl-

dieses Jahr wiederum eine gnte Zahl Vertreter. Die
Gedichte und die Bilder sind untereinander oft so zu-
sammengewürfelt, so gemischte Gesellschaft, daß der
allgemeine Eindruck des Werkes gar kein individueller



bekannt nnd geschützt. Akag
man vielleicht anch hicr die rechte Lebens
wärme vermissen, im großen Ganzen hat der I
strator den vom Dichter angeschlagenen ii
getroffen und dessen Gestalten mit dem zarten
Neiz übergossen, der sie so engelhaft, aber so
wenig menschlich erscheinen lüßt. Auch die stimmungs- i
vollen Naturschildernngen hat der Zeichner mit dem
Griffel zn übersetzen versncht und erösfnet uns bald den
Blick in eine tropische Gegend, bald zeigt er einzelne
Bänme und Sträucher, die der Erzähler des Genaueren
zu erwähnen und zn beschreiben sür gut findet. Über-
aus anmutig ist dic ganze Ausstattung des Werkes!
nnd durchaus einheitlich dnrchgeführt.

Wie nehmen sich gegen dieses französische Er-
zengnis unsere deutschen Produkte ans! Hier scheint
n>ehr die Regel zu gelten: Gebt Jhr ein Stück, so
gebt es gleich in Stücken! Solch ein Ragout, es muß
euch glücken; leicht ist es vorgelegt, so leicht, als aus-
gedacht. Eine Reihe Bilder und eine Neihe Gedichte
— dieses Rezept, das sich so ost schon bewährte, tritt
immer wieder in neuer Verkörperung auf und hat

>) Paul und Mrgiuie. Von B. de St. Pierre.
Jllustrirt Uon M. Leloir. Amelaugs Verlag gebunden
Mk. 16. —.

sondern ein generet-

ler ist. Dem ent-

spricht denn auch der

Titel, der gewvhnlich

völlig farblos ist, so

dast iicb entweder bei Au-dcm Wcrkei Iitogge, Aiizeit
oup jirr) enrivever ver „n Herrm. (Leipzig, F. Hirt L Sohn.)

dem Worte nichts

oder alles mögliche denken läßt. „Fürs Franenherz",
„Für Herz und Gemüt", „Für stille Stnnden", „Lie-
der des Lebens", diese blassen Titel beweisen, daß
es um die „Jdee" des Buches recht dürftig steht.
Man kann sich ebensogut noch tausend solcher Werke
denken....

Doch halt! Wir wollen das Bestehende als das
Vernünftige nicht nutzlos schelten. Wie es um das
Bücherbedürfnis der Deutschen steht, ist es zweifellos,
dnß auch solche Werke bestehen müssen. Wir wolleu
 
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