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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 23.1888

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Vom Christmarkt
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6193#0070

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127

Kunstlitteratur und Kunsthandel.

128

denen sich, was die Mehrzahl der deutschen „hervor-
ragenden Künstler" wie der seltsamerweise allein anf
dem Titelblatt prangende Wilhelm Claudius beige-

Aus dcm Werlc: Liedcr dcs LebcnS. herausg. von Frida Schanz.
tLeipzig, F. Cavacl.)

tragen haben, recht langweilig ausnimmt. Was die
mitgeteilten Gedichte und Sprüche anlangt, so begrüßen
wir außer vielen altbekannten eine recht stattliche Reihe
Dichtungen modernster Liedersänger, deren poetische
Gaben nicht so leicht in weitere Kreise gelangen.

Daß in dem Bande — der übrigens in zweiter
Auflage vorliegt — auch mauche Blüte aus dem Treib-
haus moderner Lyrik im Anschluß an irgend welches
zu Versen lockendes Clichö sich entfaltet hat, das darf
als notwendiges Übel den Käufer dieser Prachtwerk-
gattung nicht verdrießlich machen. Und nichts für
ungut! So ein hübsches Clichä hat in der That sein
Gutes. — Blicken wir in ein anderes Sammelwerk von
Bernhard Rogge, welches unter dem Titel „Allzeit
im Herrn" ') im Garten religiöser Dichtung Blüten
pflückt. Das Clichv mit der englischen Maid, welche
an einem warmen Sommermorgen durch die Wiesen
wandert, könnte einem Clichödichter in der Sammlung
Frida Schauz mit demselben Recht ein rührendes
Lied von keimender Liebe entlocken, wie sie hier dem
Dichter das Lob des Herrn in der Natur preisen hilft.
— Was wir von jener Sammlung sagten, paßt wie
das Clichs genau auf diese. Auch hier erfreuen die
fremden Holzschnitte, aber neben Claudius habeü
sich W. Friedrich, Plockhorst, Wichtendahl und
G. Noack die Jllnstration des Werkes augelegen sein
lassen. Auch die äußere Ausstattung trägt ein ernsteres
Gepräge.

Aunstlitteratur und Aunsthandel.

jDearson, Karl, Die Frvnica. Ein Beitrag zur Ge-

schichte des Christusbildes im Mittelalter. in 8".

141 S. mit 19 Tafeln. Straßburg, Karl I.

Trübner.

Was uns in dieser sorgfältigen Studie Karl
Pearsons gebvten wird, ist eine Menge Material,
in dem wir die Anffassung des Christuskopfes auf
dem Tuch der Veronika in seinen verschiedenen For-
men beobachteu könuen. Die Fragen aber, wodnrch
ist die Wandlung der Legende bedingt, und wie steht
damit die Veränderuug in der Darstellung des Ant-
litzes Christi im Zusammenhang, harren nvch einer
bestimmteren Lösung, als sie der Verfasser gegeben hat.
Zwar bietet er uns eine Lvsung an, aber sie bleibt eine
Mutmaßung, die nach unsererMeinung sich keiner großen
Wahrscheinlichkeit erfreut. Der dorneubekränzte, leidende
Christuskopf soll sich nach Pearson eiugebürgert haben,
lveil man in Rom den Pilgern im späteren Mittelalter
das Tuchbild mit dem toten Christusantlitz gezeigt habc.
Nun ist es aber erstens, selbst nach den angeführten
Stellen, sehr schwer zu kontrolliren, welches Bild, das
verklärte oder das tote, man dem Volke bei der Feier-
lichkeit vorführte. Und selbst falls es das tote ge-
wesen ist, muß man doch zugeben, daß der dornen-
gekrönte Christns mit schmerzlich Lewegtem Muude

1) Rogge, Allzeit im Herrn. Leipzig, Ferdinand
Hirt L Sohn. geb. Mk. 12.50.
 
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