Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 23.1888

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6193#0152

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
261 Ausgrabungen und Fnnde. — Preisverteilnngen. — Sammlungen nnd Ausstellungen. — Vermischte Nachrichten. 292

cdle Gesinnung und seinsn treuen Bürgersiun, indem er den
größten Teil seines Vermögens, an 150 000 Mark, der Stadt
zur Ansammlung eines Kapitals vou 50öt>0ü Mark ver-
machte, dessen Zinsen künftig zur Vermehrung der städtischen
Kunstsammlung verwendet werden sollen.

Ausgrabungen und Funde.

x.— Übcr dic Wiederauffindung des Kabirion bci Thebcn
in Böotic», über welche in Nr. 15 berichtet wurde, entnch-
men wir nachfolgende Mitteilung dem Centralblatt für
Banverwaltung: Mit Zustimmung der griechischen Regiernng
hat das Kaiserl, Deutsche Archäologische Jnstitut die erfor-
derliche Ausgrabuuq übernomme», nm eine gewissenhafte
Verzeichnung aller Fundthatsachen zu crmöglichen, die Funde
selbst vor jeder Zersplitternng zu bewahren und Pläne der
erhaltcnen Reste, sowie Abbildungen der gemachten Funde
anzufertigen, Die in der Mitte des Dezembers v, I. be-
gvnnenen und noch fortdauernden Ausgrabungen haben be-
reits glänzende Ergebnisse geliefert, Der Tempel mit der
Opfergrnbs istgefnnden worden, aber noch nicht ganz freigelegt,
so daß sein Grundriß noch nicht vollkommen "klar ist, Die
Opfergrube war bis oben hin niit Schenkelknochen ange-
füllt, Tiefer als der Tempel, welcher nach den zu Tage ge-
kommenen Architekturgliedern dem -1, oder 3, Jahrhnndert
angehört, wurde eine älters, mit archaischen und ans gnt
griechischer Zeit stammenden Gegenständen überreich ange-
süllte Schuttschicht ausgebeutet/ Sehr viele Weihegaben
fanden sich vor, darunter mehrere Hundert kleiner, znm
Teil sehr schöner und niit Jnschriftcn versehener Bronze-
stiere, mehr als 50 Vasen mit Jnschriften und zahllose kleine
Terrakotten (Menschen, Stiere, Schweine, Schafe nnd dergl,).
Auch Steininschrifteu sehlen nicht, Ein sehr wichtiges Fund-
stück bildet eine große schwarzfigurige Vasc, auf welcher „der
Kabir", ,,sein Sohn" und mehrere andere Fignren darge-
stellt und durch Jnschriften benannt sind, Für den Kabiren-
kultns ist diess Abbildung von großem Werte; eine ganze
Menge der Einzelfunde, welche bisher nicht erklnrt werden
konnten, erhalten nun mit einem Male eine sichere Erkärung,
Diese Wiederauffindung eines mit Mysteriendienst verbnn-
denen Heiligtums ist nm so wichtiger, weil infolge der
von Conze vor einigen Jahren gemachten schönen Ent-
deckung und Veröffentlichung zweier Kabircntempel auf
Samothrake — eines älteren nnd eines jüngeren Baues —
bereits wertvolles, zur Vergleichung dienliches Material vor-
liegt, Voraussichtlich wird nunmehr eine der schwierigsten
nnd seit lüngerer Zeit schwebenden archäologischen Streit-
fraaen über das Wesen jener mit den „großen Göttern"
verbundenen Dämonen cine wesentlickie Förderung erfahren.

spreisverteilungen.

Bci dcr intcrnationalcn Konkurrcnz um cin Aiational-
dcnkmal für Jndianopolis in Nordamerika hat der Berliner
Slrchikekt Bruno Schmitz den ersten Preis erhalten, Das
Komitee hat auch mit ihm Verhandlungen wegen Ausfiihrung
des Denkmals angeknüpft.

Sammlungen und Ausstellungen.

^,, R, Dcr Münchcner Landschaftsinaler Karl Hcffncr
hat bei Ednard Schulte in Berlin eine Sonderausstellung
von Gemäldcn und Skizzen veranstaltet, durch welche seine
künstlerische Eigenart und Bedeutung zum crstenmal weiteren
Kreisen bekannt wird, Da Hefsner sein Absatzgebiet fast aus-
schließlich in England hat, sind seine Gemälde meist direkt
von der Stasfelei nach London gegangen nnd in Dentsch-
land selten zur Ausstellung gelangt, Wir erinnern nns
nur, auf der Münchener internationaleu Ausstellnnb zwei
Landschaften von ihm, einc holländische und ein Motiv von
Guildford in England, gesehen zu haben, welche das Ge-
P räge derfranzösischen Mcister des xaz-saAS inkiins tragen, nnd
diese und ihie deutschen Geistesverwandtsn, Roussean, Diaz,
Duprs, Daubigny, Corot, Lier, Baisch, Wenglein, Schindler,
Munthe u, A, gaben auch der vvn ihm zusammengestellten
„Kollektion Heffner", welche 1883 einen der anziehendsten
Teile des Glaspalastes bildete, das Gepräge, Karl Heffner,
welcher 1818 in Würzburg geboren wurde, war ursprüng-

lich Musiker, und erst in München lvurde er durch den Uin-
gang mit hervorragenden Künstlern veranlaßt, sich der Mn-
lerei zu widmen, Er bildete sich unter der Leitnng von
Lier und Stndemann, und seit dem Anfang der siebziger'
Jahre, wo er zuerst Reisen nach England machte, die er seit-
dem häufig wiederhvlte, lernte!er in den dortigen Galerien
auch die Werke von Rousseau, Corot, Troyon, 'Diaz u, s, w-
kennen, deren Stndium neben demjenigen der englischen
Nntur einen entscheidenden Einfluß auf ihn gewann, Dü
Gemälde und Skizzen, die er ausgestellt hat, etwa fünfzig
an der Zahl, sind scharf ausgeprägte Stimmungsbilder, in
welchen sich die außerordentliche Virtuosität Rousseaüs, anch
die leisesten Regungen der Naturseele mit flüssigem Pinscl
festzuhalten und die zartesten Neflexe von Luft und Licht
auf stehenden und fließenden Gewäfsern, jede Bewegung und
Gestaltung der Atmosphäre koloristisch zu versinnlichen, mit
der tiefen Jnnerlichkeit, der dichterischsn Subjektivität Liers
vereinigt, Hcffner geht aber noch insofern über beide hinails,
als er auf Strenge und Sicherheit der Zeichnung hält und
eine stärkere plastische Wirkung der Einzelformen erreicht,
Seine Bilder zerfallen in drei Gruppen, Die erste behandelt
englische Motive aus Windsvr und Nmgebung, Guildford
und Südwales zur Frühjahrs- nnd Herbstzeit, fast immer
so gewählt, daß eine ruhige Wasserfläche und feine Nebel iin
Hintsrgrunde die koloristischen Hauptaccente abgeben, die
zweite'besteht ans Skizzen vom Ostseestrande bei Prerow,
und die dritte, die durch ihre Stvffe interessanteste, führt in
ein von Malern noch wenig betretenes nnd ansgebeutetes
Land, in jenen Teil der Campagua, welcher sich von Nom
westwärts bis Ostia erstreckt. Die Jsola sacra, das von den
beiden Tiberarmen an der Mündung gebildete Alluvinin,
die Umgebung des Badeortes Fiumicino und die Via Cassia
sind die Gegenstände von Heffners Schilderungen, aber nicht
znr Frühlingszeil, weun cine üppige Vegetation, ein reicher
Blumenflor oie Jnsel und die Heiden bedeckt, sondern zur
Winterszeit, lvenn eine trübe Melancholie über den nur von
wenigen dürren Bäumen belebten Ebenen schwebt, welche
diesen Gegenden den Charakter des nordischen Spätherbstes
giebt, Jn der Abstufnng der verschiedenften grauen und
braunen Töne hatHeffner eine bewunderunqswürdiqeMeister-
schaft entfaltet.

Vermischte Nachrichten.

2, it., I-, Dic köuigl. Gciiiäldcgalerie in Dresdcn hat
das von der letzten akademischen Ausstelluiig in Berlin her
bekannte Gemälde von Gabriel Max: „Vater unser" er-
lvorben und daniit eine Lücke in dem Bestande der Abteilung
moderner Bilder in ziemlich glücklicher Weise ergänzt, wenn
anch das angekaufte Bild nicht zu dcn besten Leistnngen des
Künstlers zu rechnen ist, Für das Kupferstichkabinet ist es
gelungen, noch knrz vor denr Tode Oskar Pletschs eine
Anzahl seiner Originalarbeiten zu erwerben, Man hofft,
daß es möglich sein werde, nach Schluß der von der National-
galerie in Berlin geplanten Sonderausstellung seiner Werke
auch in Dresden eine solche zu stande zu bringen,

8n, Dic Bcgründung cines Kunstgcwerbemuseums in
Köln ist nach langen Bemühungen den Freunden dieses
Unternehmens endlich gelungen, Am 30, Januar traten im
Hansasaale des Rathauses eine Anzahl kunstsinniger Bürger
der Stadt zu einem Kunstgewerbeverein zusammen, der
sich die Pflege des Knnsthandwerks sowie die Verbreitung
und Belebnng des bezüglichen Kunstsinnes zur Aufgabe stellt
und seine Ziele namentlich durch Bereicherung der Samin-
lungen des Museums zu erreichen sucht, Den ersten Anstoh
zur Gründung dieses Vereins bezw, zur Schaffung eines
Kunstgewerbemuseums hat der Gewsrbeverein für Köln und
Umgegend gcgeben, Die Stadtverordnetenversaminlung,
welche sich den Bestrebungen sofort in erfreulichem Maße
günstig zeigte, verhandelte die Angelegenheit in mehreren
Sitzuiigen iind erklärte sich bereit, ein passendes Lokal für
das geplante Museum bereitzustellen und die im Museum
Wallraf-Richartz enthaltenen Gegenstände dss Kunstgewerbe-
fleißes in dieses überznsühren, falls das Komitee, welches
die Sache eifrig in die Hand genommen hatte, eine Summe
von öO OOO Märk für besagten Zweck ausbringen werde, Jn
der vorerwähnten Versammlung konnte die hocherfreuliche
Mitteilung gemacht werden, daß die Bestrebungen des Ko-
 
Annotationen