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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 23.1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.6193#0176

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Vermischts Nachrichten,

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Elemsnts herbeizuführen, Der Jnhalt aller dieser Bilder
— mit Ausnahme dcs schon hinlänglich besprochenen „Abend-
mahls" — reizt nicht zu längerem Verweilen: es sind teils
Jnnenräume, in welche die Fiqurcn, von vollem Licht um-
flossen, hineingesetzt sind, teils Fignrenstndien in sreier Luft
und greller, ungebrochener Beleuchtung, an ivelchen nur das
technische Verfahren interessirt, Jn demselben fließen die
Absichten der französischen Hellmaler und Naturalisten mit
in Holland gemachten Licht- und Luftstudien zu einem neuen
Slusdrucks- und Darstellungsmittel zusammen, das zur Zeit
noch in einein Entwickelungsstadium begriffen ist, das aber auf
unzweifelhaft richtigen Grundsätzen und Beobachtungen fußt,
Das eine muß schon jetzt den deutschen Naturalisten nach-
gerühmt werden, daß sie sich von den Roheiten und Ge-
iueinheiteu ihrer frauzösischen Gesinnungsgenossen sern
halten und daß sie nicht ausschließlich ihren Ehrgeiz in der
Wiedergabe des Trivialen und Häßlichen suchen, — Die
Ausstellung enthält außer den Bildern der naturalistischen
Gruppe noch eine Reihe von Gemälden von Carl Gussow,
der vor zwölf Jahren in Berlin ebenfalls mit den Allüren
eines derben Naturalisten auftrat, sich aber seitdem zu einem
Salonmaler herabgemäßigt hat, dessen Bildnisse in der Glätte
des Farbencmstrages und der Virtuvsität der Nachahmung
der Stoffe ihres Gleichen fuchen, Von den dreizehn in den
letzen Jahren entstandenen Bildern, welche er ansgestellt hat,
—- es sind Porträts, Genrebilder, Studienköpfe, Landschaftcn,
Stillleben — eriunern nur drei, ein Schwarzwälder Mäd-
cheu bei der Lektiire, das Brustbild eines jungen Mädchens
und ein Alter, der im Verein mit eiuem Mädchen einen
Teppich ausbessert, an dis Frische und Lebendigkeit, welche
früher den koloristischen Vvrtrag des Meisters ausgezeichuet
haben, Auf den übrigen Gemälden ist die Farbe wieder zu
jener lackartigeu Glätte vertrieben worden, welche es nicht
zu einer energischen Charakteristik, zu einem scharfen Accent
kommeii laßt,

0. Ll, Die Fachausstellung des dcutschen Graveurvereins,
welche am 23,Februar im Lichthofe desKunstgewerbeinuseums
zu Berlin eröffnet wurde, beabsichtigt einen Gesamtüberblick
über den gegenwärtigen Stand der Graveurkunst und der
mit dieser in Verbindung steheuden Gebiete kunstgewerblicher
Produktivn zu geben, so daß sie Arbeiten der Edelstein-
schneiderei, der Gravirung und Ciselirung in Metall, der
Münz- und Medaillenprägung, der Gravirung für Einail-
arbeiten, der Gravirung vvn Stempeln für Papier- und
Einbandpressungen u, s, w,, svwie Modelle und Zeichnungen
sür derartige Ärbeiten umfaßt, Ein besonderes Jnteresse
gewinnt sie durch die Vorführung von älteren mustergil-
tigen Arbeiten dieser Art, die teils aus öffentlichem, teils
aus privatem Besitz zu diesem Behufe hergeliehen siud, —
Gleichzeitig sindet im Lichthofe des Kunshgewerbeinuseums
eine Ausstellung der dsm deutschen Kronprinzen in
letzter Zeit nach "San Remo ^ugegangenenAdressen statt, zu
dcnen voraussichtlich noch weitere hinzukommen werden, Durch
ihren Umfang fällt unter denselben vor allem die einen
starken Folioband in reichverzierter Einbanddecke bildende
Adresse von Bewohnern der Stadt Berlin auf, zu der sich
des weiteren Adressen verschiedener einzelner Vereine und
Verbttnde, sowie des Magistrats zu Stade gssellen. Auch
Oesterreich ist mit einer Adresse des Vereins Niederwald in
Wien beteiligt.

Vermischte Nachrichteri.

— Aus Parrs schreibt inan der „Kvln, Zeituug": Ob-
gleich wir Vvn der Wellausstellung von 1889 noch ziemlich
iveit entfernt sind, so hat sie doch bereits zu einem Streit-
fall Anlaß gegeben, der die hiesige Künstlerwelt in z>vei
allerdings sehr ungleiche Lager teilt. Wohl in der ganzen
Welt ist es üblich, daß die Preisrichter nicht berechtigt sind,
sich selbst für Werke, die sie etwa ansgestellt haben, Aus-
zeichnungen zuzuerkennen, nnd nur in Frankreich fand bisher
vei den internationalew Ausstellungeil davon eine Ausnahme
statt, Solange nun die Preisrichter ihrs Selbstanszeichnung
in bescheidenein Maße betrieben, erhob sich kein bemerkens-
werter Widerspruch, und erst im Jahre 1878 kam cs zum
Krach, als die drei höchsten vom Staate für die Abteilung
der schvnen Kiiiiste bewilligten Auszeichnungen von den
Preisrichtern — den PreiSrichtern, und zwar ausiiahmslos

zuerkannt wurden, Jn der Künstlerschaft war man empöri
nber diese — Selbstznfriedenheit der Preisrichter, die Presse
nahm sich der Sache an, nnd die Folge war, daß die Regie-
rung, solange die Salonausstellung unter ihrer Leitung
stano, in die Auszeichnungsvorschrifteri eine Bestimmung
aufnahm, derznfolge alle Preisrichter auf Auszeichnungen
verzichten mußten, Seitdem ist die Leitung der Salons in
die Hände einer privaten Künstlergenossenschaft übergegangen
uud die Weltausstellung von 1889 wird somit seit 1878 zuin
ersten Male wieder mit staatlich eingesetztem Preisrichter-
ausschuß versehen, Dieser Ausschuß nun hat vor einigen
Tagen bei Feststellung ssines Reglements den Antrag an-
genommen, daß die Preisrichter llon der Prämiirung aus-
gejchlossen sein sollen, aber nicht ohne Widerspruch, Der
selbst den Preisrichtern angehörende Maler Bouguereau sand
den Befchluß der Mehrheit ganz nnerhört und leitete mit
dem Maler Meissonier und I^obert-Fleury eine heftige Agi-
tation dagegen ein, Alle drei begaben sich zum Unterrichts-
minister und verlangten von diesem, daß er den Beschluß
des Äusschusses umstoßeii solle, Andererseits wird in den
Ateliers eine Adresse verbreitet, in welcher der Minister ge-
beten wird, diesen Beschluß zu bestätigen, was wohl auch
sicher geschehen wird, da die Presse und die öffentliche
Meinung sich entschieden gegen die seltsame Forderung
Bouguereau's aussprechen, Merkwürdig bleibt es, daß
über eine solche Frage überhaupt noch Erörterungen mög-
lich sind! Aus den andern Beschlüssen des Ausschusses ist noch
hervorzuheben, daß kein Künstler mehr als zehn Bilder ein-
senden darf, Bei der zunehmenden Größe der Bilder und
der abliehmenderi Bescheidenheit der Künstler, von deneii
einer 1878 für sich allein Raum sür 18 Bildsr in An-
spruch nahm, ist dies nur eine nötige und sicher nicht zu
weit gehende Einschrttnkung,

— Aus Düsseldorf. Nachdem der Rheinische Provinzial-
landtag in seiner vierten Plenarsitzung am 17. Februar den
erbetenen Beitrag von 40 0Ü0 Mk. aus dem Ständefonds
zur Errichtung stes Erinnerungsdenkmals, einer monumen-
talen Figurengruppe, bewilligt hat, welche zum Andenken
an den Besuch des Kaisers und der Kaiserin im Stände-
hause im September 1884 auf dem halbrnnden freien Platze
vor dem nördlichen Eingangsthore des Provinzialstände-
hauses aufgestellt lverden soll, wird die Ausführung nun-
mehr den Schöpfern der Gruppe, den hiesigen Bildhauern
Karl Janssen und Joseph Tüshaus, übertragen werden.
Die Ausführuug in Brvnze wird 120 000 Mk. kosten; an dcr
Anfbringung der Kosten Leteiligen sich außer der Provinzial-
ständeveiwaltung auch der Staat, die Stadt Düsseldorf uud
der Rheinisch-Westfttlische Knnstverein, Unsere an bedeuten-
den Denkmälern nicht reiche Stadt wird hierdurch um eiu
treffliches Kunstwerk reicher,

O Profeffor Hans Aucr an der k, k, Staatsgewerbe-
schule in Wien wnrde vom schweizerischen Bundesrat be-
rufen, die Ausführung des neuen eidgenössischen Bnndes-
rathauses in Bern uach seiuem Projekte zu leiten, und hat
zu diesem Zwecke vom k, k, österreichischen Ministerium sür
Kultns ulid llnterricht den ersorderlichen Urlaub für die
ganze Banzeit erhalten, Das Gebäude wird an Stelle des
alten Jnselspitals neben dem jetzigen Bundesrathans in
symmetrischer Gruppirung errichtet, so daß beide mit dem
später zwischen denselben zu erbauenden Parlamentshaus
eine einheitliche und großartig wirkende Gruppe bilden.

2, L, 2, Ludwig-Richter-Denkmal. Am 10, Februar hat
sich zu Dresden der Ilusschuß für die Errichtung eines Ludwig-
Richter-Denkmals in Dresden gebildet. Zum Vorsitzenden
desselben wnrde gewählt der erste Borstand der dortigen
Kunstgenossenschast, der Bildhauer Hermann Hultzsch, als
scin Stellvertreter Negierungsrat Or, Wvldemar von
Seidlitz, als Schriftführer der Bildhauer Oskar Rassau
und in Stellvertretung Architekt Hauschild, als Schatz-
meister der Kommerzienrat Günther, Ein Anfruf zur
llnterstützung des Unternehmens wird von den genannten
Herren vorbereitet,

2, ^c, I-, Aus Dresden. Als am 1, Oktober 1887 der
Geheime Hofrat Professor Or, Ernst Förstemann sein
Amt als Oberbibliothekar an der kgl, öffentlichen Bibliothek
niederlegte, vereinigten sich seine Verehrer und Freunde da-
hüi, sein Bildnis für die kgl, Bibliothek malen zu lassen,
wo bereitS die Portrttts mehrercr der früheren Leiter disser
 
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