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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 23.1888

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Preisverteilungen. — Persvnalnachrichten. — Sammlungen und Ausstellungcn.

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nach dsm Leben radirt hat. Der damalige Kronprinz hat
dsm Künstler im Atelier seiner erlauchten Gemahlin, welche
bekanntlich die Kunst der Malerei und der Plastik übt,
mehrere Male gescsseu. Auf der Nadirung blickt uns das
illntlitz des jetzigen Kaisers so entgegen, wie in den glück-
lichsten Tagen° seincr Gesundheit. Jn vorn auseinander ge-
schlagener Üniform, unter welcher die weiße Weste sichtbar
ist, sitzt der hohe Herr in leichter, nngszwungener und doch
imponirender Haltung iu einem Lehnstuhl, auf desscu linker
Seitenlehne linker Arm und Hand ruhen. Es ist dem
Künstler gelungen, mit einfachen Mitteln eine volle plastische
Wirkung des Hauptes zu erzielen und daneben ebenso stark
das koloristische Element zu betonen. Das Blatt bildet ein
würdiges Seitenstück zu Hechts Portrcitradirungen Kaiser
Wilhelms, Bismarcks und Moltke's.

Preisverteilungen.

« Die k. k. Akadcniie der bildendcn Künste in Wicn hat
in diesem Jahre zwei Reichelsche Preise zur Verteilung
zu bringen gehabt, weil 1887 der für einen Maler bestimmte
Preis unverieilt aeblieben war. Dieser fiel nun dem Histo-
rienmaler Joh. V. Krämer für sein grvßes Bild: „Die
Kreuzabnahme" zu. Den andern, für einen Bildhauer be-
stimmten Preis trug Hans Bitterlich, der Svhn des ver-
storbenen Rahl-Schulcrs Eduard Bitterlich, für seine lebens-
große Gipsgruppe „Mutterliebe" davon. Beide Werke sind
auf der diesjährigen Jubiläumsausstellung im Wiener
KUnstlerhause ausgestellt. Von Bitterlichs reizvoller Gruppe
werden wir demnächst eine Abbildung bringen.

personalnachrichten.

Zum crstcn Sekrctär des dcutscheu archäologischcn
Jiistituts in Rvm ist, wie schon früher gemsldet, Prof. vr.
Eugen Petersen ernannt wordeu. Die Stelle des zwcitsn
Sskrctärs, welche bisher Prof. vr. Helbig eingenominen hatte,
der in den Ruhestand getreten ist, wird von vr. Hülseu
kommissarisch verwaltet/ Als Nachfolger Petersens in der
Stelle des ersten Sekretärs am deutscheu archäologischen Jn-
stitut in Athen fuugirt vr. Dörpfeld, iu der Stellc des
zweiten Sekretärs vr. Wolters, wclcher längere Zeit mit
Katalogarbeiten am Berliner Museum beschästigt war.

chammlungen und Ausstellungen.

-- Von dcr Jiibiläuinsausstellmia im Wiencr Künstler-
hausc, welche sich eines regen Besuchs, namentlich in den
Abendstunden, zu erfreuen hat, ist soeben der illustrirte
Katalog erschienen. Dem gegen zwanzig Druckbogen starken
Verzcichnis geht eine etwa 4t> Seitsn lange Einleitung voraus
(„Denkschrift" heißt sie im Katalog), welche eine kurzgefaßte
Geschichte der Wiener Kunst in den letzten vierzig Jahren
enthält und mit einer Anzahl trefslicher kleiner Abbildungen
von Hauptwerken österreichischsr Architekteu, Bildhauer und
Maler illustrirt ist. Auch der Katalog selbst ist reich mit
Jllustrationen ausgestattet, welche teils nach Photographien,
teils nach Originalzeichnungen dsr auf der Ausstellung vsr-
tretenen Künstler in Hochätzüng ausgeführt sind. Das Ganze
präsentirt sich sehr gediegen ünd geschinackvoll.

— Aus Antwcrpen. Jn Belgien vollendet die Befvr-
derung der schönen Künste in diesem Jahre ein Jährhundert,
nnd zwar ist cs die altberühmte Kunststadt Antwerpen, welche
die Säkularfeier ihrer Lovistö ck'sneoura^smsut: ckss bsarn-
arts in diesenr Sommer begeht. Da diese Gesellschaft ihre
hauptsächliche Thätigkeit in Kunstausstcllungen entfaltet hat,
so wird sie auch ihr Jubilcium mit einer solchen feiern, zu-
mal die in deu Städten Antwerpen, Brüssel und Gent ab-
wechselnde Jahresausstellung 1888 nach Antwsrpen fällt.
Die Jntcrnationale Kunstausstellung in Wien und das
IllUjährige Jubiläum der ersten Kunstausstellnng in Bayerns
Hauptstadt. welches mit einer großen illusstellüng im Bkün-
chensr Glaspalaste begangen wird, bieten dem Unternehinen
in Antwerpen erhebliche Schwierigkeiten, die deutsche Kunst
auch dort in wünschenswerter Weise vertreten zu sehen. Doch
ist cs der lebhafte Wnnsch der Gesellschaft zur Beförderung
der schönen Kiinste, gerade die dcntsche Kunst, die stets ein

willkommener Gast auf den belgischen Ausstellungen war
und die besonders durch die deutsche Abteilung der Aus-
stellung von 1885 eineu bedeutenden Eindruck zurückgelassen
hat, bei dieser festlichen Gelegenheit zu begrüßen. Auch die
große deutsche Bevölksrung ist stolz darauf, die heimische
Kunst auf der Ausstellung durch ihre Wcrke glänzen zn
sehen. Um dies zu ermögtichen, hat dic Gesellschaft solche
Bedingungen gewährt, welche die Beteiligung der deutschen
Künstler ürleichtern, und den langjährigen Vertreter der
Deutschen Kunstgenossenschaft auf den Äusstellungen des
Auslandes, Maler Heinrich Deiters in Düsseldorf, ersucht,
diese Beteiligung nach Kräften zu fördern uud die Leitung
derselben in die Hand zu nehmen. Die Ausstellung findet
statt in dem ganz aus Stcin unv Eisen gebauten Jndustric-
palast, und zwar in der Weise, daß die dcutschen Werke
ebenso wie 1885 in eignen Räumen zusammen ausgestcllt
werden.

Franz von Defteggcr wird die internationale Kunst-
ausstellung zu München init einem großen Geschichtsbilde
„Andreas Hofer vor der Schlacht am Berge Jsel" (25. Mai
1809) beschicken.

Unter dem Namen „Mnseo Leonino" hat Papst
Leo XIII. die Errichtung eines Museums im Vatikan be-
schlossen, in welchem die hervorragendsten Kunstgegenstände
und ethnographischen Objekte der vatikanischen Ausstellung
vereinigt werden sollen.

X. II. Dcr Münchcner Landschaftsmaler Hans Bartcls,

ein junger Künstler, welcher sich erst seit weuigen Jahren
durch seine keck hingeworfenen, mit breitem, flüssigem Pinsel
nusgcführtsn Aquarelle nach Motiven von Rügen und dsr
Ostsecküste bekannt gemacht hat und für dicselben auf der Ber-
liner Jubiläuinsaüsstellung init der kleinen goldenen Me-
daille ausgezeichnet wordeu ist, hat in Schulte's Kunstsalon
in Berlin eine Ausstellung Vvn etwa hundert Llquarellen,
teils bildmäßig durchgeführten Blättcrn, teils Studien und
Skizzen veranstaltet, aus denen wir eine hvhe Meinung von
den technischen Fertigkeiten des Künstlers gewinnen. Bei
aller realistischcu Schärfe der Auffassung weiß er seinen
Bildern durch eine wirkungsvolle, von feiner und sorgsamer
Beobachtung zcugende Beleuchtung einen hohen poctischen
Neiz zu verleiheü, der sich nicht selten zum Majestätischcn
stsigert. Das gilt insbesondere von den großen Aquarellen
„Fischerdorf an der holländischen Küste" bei mattem Sonnen-
licht, welches den Nebel und den Wasserdunst zu durchdringen
sucht, „Ansicht von Arkona auf Rügen" und „Fischverkauf
an der holländischen Küste". Die Studien und Skizzen be-
handeln teils nordische Strandmotive, architektonische Jn-
terieurs, Straßen und Plätze mit Staffage. teils ähnliche
Motive aus Jtalien, aus Verona, Venedig, Chioggia, Lerici,
Capri u. s. w. Spricht sich in letzteren auch die Jndivi-
dualitüt des Künstlers noch nicht so scharf aus wie in den
Studien aus dem Norden, so sind doch auch die Früchte der
italienischen Reise durch geistvolle Lebendigkeit des maleri-
schen Vortrags ausgezeichnet. — Jn derselben Ausstellung sind
gegeuwärtig drei Landschaften von Oswald Achenbnch zu
sehen, welche bssonders deswegen bemerkenswert sind, weil
ihnen Motive aus der nächsten Nähe des Künstlers, der
Rheingegend, zu Grunds liegen. Die eine, eine höchst pitto-
reske Mondscheinlandschaft zur Winterszeit, zeigt die Partie
des Flusses mit der Pfalz gegenüber von Caub, ein düsteres
Stimmungsbild ohne jede Staffage, nur belebt durch das
bleiche Licht des Mondes, das mit den Wolken kämpft, und
die glühenden Augen einer Lokomotive, die am rechten Ufer
den Schienenweg entlang braust. Die zweite Landschast
schildert einen Ausschnitt des Rheins beim Lurleifclsen an
einem gewitterschwülen Sommerabend, die dritte eine Wald-
gegend bei Brühl mit einer lustigen Scingergesellschaft und
ihren Damen. — L. Knaushat scin neuestes Bild ausgestellt:
eine alte Botenfrau, die zur Herbsteszeit mit dem Tragekorb
auf dem Rücken über die kahlen Felder schreitet, und rn der
Charakteristik des Kopfes jene Meisterschast entfaltet, welche
er in den letzten Jahren mehrfach an solchen typischen Figuren
aus dem Volke bewährt hat. — Jm übrigen sind noch einc
augenscheinlich von Courbct beeinflußte Juralandschaft zur
Novemberzeit von dem Schweizer Rüdisühli und ein
Bildnis des baherischcn Ministers von Lutz von A. v.
Wierusz-Kowalski bemerkenswert, welchen der Künstler
in der üblichen Jägertracht auf der Gemsenjagd in einer
 
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