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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 23.1888

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613

Bermischte Nachrichteü.

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ist. Wahrend der Katalog von 1887 nur 1Z1L Nummern
aufzuführen hatte, rückt der diesjährige mit 1450 ins Feld,
wobei noch inBetracht zu zieheu ist, daß häufig unter einer
Nummer 40—60 Oelskizzen, Aquarelle, Zeichnungeu u. s. w.
zusammengefaßt wordsn sind, so daß sich das numerische Ueber-
gewicht iu Wirklichkeit auf etwa 5—6v0 Nummeru belaufen
dürfte. Die Zahl der ausgestellten Gegenstände kann natür-
lich sür den positiven künstlerifchen Wert einer Ausstellung
uicht maßgebend sein. Aber so viel ist doch zu Gunsten der
Berliner Ausstellung geltend zu machen, dag sie im Ver-
gleich zu Wien und Müuchen die verhältnismäßig größte
Zahl von Nvvitäten aufzuweisen hat. Bei dcr geg'enwärtig
grassirenden Ausstellungswut ist auch auf diesen Umstand
einiges Gewicht zu legen. Dis ueuen d. h. zum erstenmal
nn die Oeffeutlichkeit tretenden Kunstwerke der Berliner Aus-
stsllung sind sreilich zumcist Berliner und Düsseldorfer Ur-
sprungs, während sich die süddeutschen Kunststädte, denen
Aiünchen wertvoller erschien, fast ganz zurückgehalten habeu.
Dafür haben die Berliner und Düsseldvrfer Künstler eine
Ehre darin gesucht, der Berliner AussteUung ihre neuesten
Schöpfungen zuzuwenden, während nach München eine Nus-
lese aus den Berliner Ausstellungeu von 1886 und 1887
gewandert ist. Zudem hat die Ausstellung der Berliner
Akademie noch einen eigenartigen Reiz dadurch gewouncu,
daß das Einladungsprogramm einen besonderen Nachdruck
auf Wasserscirbenmalereien und Pastellzeichnuugen gelegt hat,
und so hat sich zu der großen Gemäldeausstellung noch ein
Anhang gesellt, welcher numerisch nicht weit hinter der vor-
jährigcn Dresdener Spezialausstellung zurückbleibt, soweit
es sich um dcutsche Künstler handelt. Jnsbesondere haben
die Berliner ihre Mappen bis auf deu Grund geleert und
au Aguarellen, Gouachen, Pastellen und Zeichnnngen hervor-
geholt, was einigermahen vräsentabel ist. So wird die
Schaulust auch in' diesem Jahre zu ihrem vollen Rechte ge-
langen. Was die kritische Betrachtung dsr modernen Kunst-
bewegung aus dieser Llusstellung zu lernen hat, werdsn wir
demnächst in einigen Artikeln festzuhalten suchen. Für jetzt
sei noch so viel bemcrkt, daß der cxtrenie Naturalismus und
seine Begleiterin, die Freilichtmalerei iu gutsr nnd schlechter
Anwendüng, in diesem Jahre bei uns ziemlich bescheiden
in den Hintergrund getreten sind. Ein Rückschlag gegen
das vorige Jahr macht sich nur iu der Plastik bemerkbar,
welche 1Z4 Nummern gegen 163 im Borjahre aufzuweisen
hat. Dagegen enthält die Abteilung der graphischeu Künste
70 Nummern gegen 37 Nummern im Borjahr. — Kaiser
Wilhelm II. hat sein Jntercsse für die Kunst auch der Aus-
stellung gegenüber bethätigt. Am frühen Morgen des Tages,
an welchem er die bedeutungsvolle Reise nach Kiel bezw.
nach Rußland antrat, widmete er der Ausstellnng einen
anderthalbstündigen Besuch, während dessen er den Ankauf
einer großen Mcirine von Karl Saltzmann „Jm Stillen
Ozean" und eines Tierstückes von Richard Friese „Ein
Sechszehnender" befahl und andere Ankänfe in Aussicht
nahm. Daß er als Prinz uud Kronprinz insbesondere der
Plastik gencigt gewesen ist, beweisen seine zahlreichen Portrüt-
büsten und -statuetten auf der Ausstellung, von denen wir die-
jeuigen von H. Hoffmeister, C. A. Bergmeier, Unger,
Ilphues. Manthe und W. Schott hervorheben. — Der
Katnlog ist in diescm Jahre — uach zweijähriger Untsrbrechuug
— wieder im Berlage von Nud. Schuster erschieucn und
zwar in einer illustrirten AuSgabe mit Zinkographien von
H. Riffarth in Berlin und in einer nichtillnstrirlsn, welche
in Format und Druck mit der ersteren völlig übsrein-
stimmt, eine Neuerung, die im Jnteresse des Publikums
nur gut zu heißen ist.' Wenn mau den Katalog vvn 1888
init einem aus den Jahren 1872 oder 1874 vergleicht, ist
ein ungeheurer Fortschritt zu konstatiren. Aber er erstreckt
sich im wesentlichen doch nur auf Druck, Papier und Format.
Jm einzelnen begegnet man noch zahlreichen Nngenauig-
keiten, und namentlich muß man iinmer von neuem die
Forderung wiederholen, daß dem Jkamen eines jeden Aus-
stellers Datum und Ort seiner Geburt und eine kurze Notiz
über seinen Bildungsgang beizusügen sind, was z. B. der
Katalog der letzten Wiener JubiläumSausstellung in muster-
hafter Weise durchgesührt hat.

8n. Jn Düsse'ldorf findst zu Ehren des 600 jährigen
Besteheus der Stadt, welcher der Graf Adolf V. von Berg am
14. August 1288 die städtischen Gerschtsame verlieh,'eins

histvrische Ausstellung statt, welche die Vorzeit Düssel-
dorfs und bis zu einem gewissen Grade, vermöge des be-
stehenden inneren Zusammenhanges, auch des Bergischen
Landes nach allen Richtungen widerzuspiegeln bestirnint ist.
Mit dieser Ausstellung soll zugleich als Sonderausstellung
eine den Entwickelungsgang der Düsseldorfer Kunstschule iii
der ersten Hälste des 19. Jahrhunderts veranschaulicheude
Zusammenstellung von Kunstwerken, Gemälden, Aquarellen
u. s. w. verbunden werden. Nach dem bereits veröffent-
ilchten Plane.hat die historische Ausstsllung Gegenstände
aller Art zu umsassen, welche sich speziell auf die Geschichte
Düsseldorss beziehen oder wclche in ihrem Zusammenhange
mit der Geschichte des Bergischen Landes zugleich wesentliche
Miomeute zur Erkenntnis des Entwickelungsganges der Stadt
darstellen, insbesondere demnach Karten, Pläne, Ansichten,
Bilder und Bildwerke historischen Charakters, Dokuments,
Handschriften und Drucke über Düsseldorf, Stempcl und
Siegelstampfen in Original und Kopie, bergische und Düssel-
dorfer Münzen und Medaillen, ausgegrabene Denkmäler
ülterer Periodeu, kirchliche Gefäße und Paramente, Waffen,
Objekte der Skulptur und Keramik sowie kunstgewerbliche
Altertümer überhaupt. Die zn diescr Ausstelluug bisher
(an das Bureau der Kunsthalle, z. H. des Malers Hempel)
ergangenen Anmeldungen aus öffentlichen und Privatsamm-
lungen berechtigen zu den besten Erwartungen. Die Aus-
stellung wird voraussichtlich am 1. August eröffnet werden.

« " ,x. Für die iiioderue Abtcilung der Dresdener Ge-
mäldegalcrie sind aus Anlaß der letzten Kunstausstellung
folgende Gemälde angekaust lvorden: R. Friese (Berlin),
Der Wüstenräuber, Ädelsteen Normann (früher in Düssel-
dvrf, jetzt in Berlin), Der Raftsund, E. Dücker (Düsseldorf),
Sonnenaufgang, Motiv aus Rügen. Kröner (Düsseldorf),
Waldlandschast mit Rotwild, H. Feddersen, Motiv aus
Nordfriesland, H. Darnaut (Wien), Waldinneres und
A. v. Kowalski (Münchenl, Eine kurze Rast.

x. — Die Hudtwalcker-Wessclhocstsche Gemäldesaninilung
in Hamburg soll, wie verlautet, für den Preis von 300 000 M.
sür die dortige Kunsthalle angekauft werden. — Die Samm-
lung wurde von Prof. Spangenberg begonnen und vvn den
Herren Wesselhoest und Hudtwalcker (s 1863), zu deren Nachlaß
dieselbe angehört, nach Ausmerzung der italienischen Ge-
mülde, in rein niederländischer Richtüng fortgesührt und er-
weitert. Es sind 98 Bilder von Rembrandt, Terburg, van
der Meer van Delfft, van der Helst, van der Heyden, Bvth
und anderen Meistern, die in der Kunsthalle fehlen. — Die
Sammlung, die einen Wert vou 3—400 000 M. hat, soll
durch Znhlung von sechsjährlichen Raten zu je 50 000 M.
vom Hamburger Staat erworben werden.

Vermischte Nachrichten.

llcbcr dic Geinäldcfabrik des Hcrrn Jau van Bcers

wurden der Weser-Ztg. aus Brüssel folgende interessante
Neuigkeiten geschrieden: Man wird sich noch des sensa-
tionellen Prozesses eriunsrn, der sich vor dem Gerichts in
Brügge in betreff des Pariser Malers van Beers abgespielt
hat. Derselbe ergab, daß die Ateliers dieses Malers Ge-
mäldefabriken sind und daß van Beers seine eigeneu Ge-
mälde fälsche. Der von ihm angeschuldigte Antwerpener
Kunsthändler Rvland Baudouin, falsche van Beers verkaust
zu haben, wurde ohne weiteres sreigesprochen. Jetzt hat
dsr Kunsthändler seinen frühercn Freund van Beers ver-
klagt und fordert von ihm für die unberechtigte Anschul-
digung 20 000 Frcs. als Schadenersatz. Die hierüber vor
dem Antwerpener Gerichtshofs schwebenden Verhandlungen
häben begvnuen, werden aber noch längere Zeit in Än-
spruch nehinen. Kürzlich haben sie eine neue Enthüllnng
über Herru vau Beers zu Tage gefördert, die auch sür
weitere Kreise von Jnteresse ist und diesen Künstler scharf
beleuchtet. Herr Roland Baudouin hatte von dem Greffier
Dierckx cinen „echten" van Beers gekauft, „Eine auf Strauß-
federn ruhende nackte Frau". Van Beers sah sie in Bau-
douins Laden, erklärte das Bild für eiue dreiste Fälschung
und bescheinigte die Fälschung schriftlich. Natürlich ver-
klagte der Kunsthändler sofvrt den Dierckx, und es stellts
sich dabei heraus, daß dieses Gemälde von dem Pariser
Kunsthändler Charles Neumann herrührte. Herr Neumann
erklärte vor Gericht, van Bsers selbst habe ihm das Ge-
 
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