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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 23.1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.6193#0336

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Personalnachrichten. — Sammlungen und Ausstellungen. — Vermischte Nachrichten.

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schöne Bronzestatue eines Gottes, die, nach ihrer höchst voll-
endeten Anssührung zu schließen, aus derselben Zeit stanunt
wie die sich jetzt ini Louvre befindenden Gudeafiguren. Er-
wähnenswert ist auch ein eigentümlicher Steinsockel, anf
welchem der Name nnd die Titel des Königs Burnaburias,
1500 v. Chr., eingravirt sind, sowie der Wiederherstellnng
der Thore, Türme, Tempel nnd Kanäle Babylons Erwäh-
nung geschieht. Das wertvollste Stück der ganzen Sannn-
lnng ist viclleicht cin Cylindsr aus gelber Terrakotta, der
eine Jnschrift von über 5»0 Zeilcn trägt, die von der
Wiederherstellung von Tempeln, Palästen und öffentlichen
Gebäuden dnrch Nebukadnezar berichtet. Der Text ist in ge-
wisser Hinsicht ein Duplikat der Jnschrift, tvelche auf die
Felsen des Wadi Brisa im Libanon gravirt ist.

jDersonalnachrichten.

./'s Der Bildhauer Nobert Henze, der Schöpfer des
Dresdener Siegesdenkmals, hat vom Kvnig von Sachsen den
Professortitel erhalten.

x. — Dcm Kunstverleger E. Aumüller in München ist,
in Anerkennung seiner Thätigkeit als Verleger, vom Kaiser
vvn Oesterreich das Ritterkrenz des Franz-Josephs-Ordens
verliehen worden.

Sannnlungen und Ausstelltlngen.

Hainilton-Ausstellung in Wicn. Das Wiener Künstler-
haus bietet nach Schluß 'der großen Frühlingsausstellnng
dem Kunstfreunde nnr wenig Anziehendes, nnd wir wollen
hiermit die Frage aufwersen, ob für das Publikum der Reise-
saison und des gesteigertenFremdenverkehrs nichtmehr geschehen
sollte als bishcr. Der obereMittelsaal nmfaßte mehrere Wochcn
hindurch die sürdis Verlosung angekauften Kunstwerke. Jn dem
rechten Oberlichtsaal des Anbaues hat man dreißig größere und
kleinere Bilder Joh. Georg v. Hamiltons ausgestellt, welche
sich im Besitze des fürstlichen Hauses Schwarzenberg befinden
und kürzlich durch den inzwischen verstorbenen Schellein
einer umfassenden Rcstauration nnterzogen worden sind.
Man hat hicr Gelegenheit, sich von den Verdiensten nnd
der Eigenart des vielsach nnterschätzten Malers gründlich zu
überzengen, ohne daß wir deshalb denjenigen znstimmen
möchten, welche einen bedeutenden, den klassischen Vertretern
der Tiermalerei an die Seite zu stellenden Meister in ihm
erblicken wollen. Der verstorbene Schellein hat von I. G.
Hamilton (geb. zn Brüssel 1672, gest. zu Wien 1737) eine
eingehende Charakteristik cntworfen, welche im 24. Bande
der „Berichte und Mitteilnngen des Wiener Altertums-
vereins" (1887) erschienen ist. Der Aufsatz enthält, von
einer gewissen Ueberschwenglichkeit der Ausfassung abgesehen,
viel schätzenswerte Details.

II. L. I,. Die königl. Gcmäldegalerie zu Drcsden ist
durch dcn Ankauf von sechs neuen Gemäldcn anf der letzten
akadcmischen Ausstellung ans den Mitteln der Pröll-Heüer-
Stiftung bereichert worden, unter denen Richard Friese's
„Wüstenräuber" und eine grvße norwegische Küstenlandschaft
des Düsseldorfer Malers A. Normann die ersten Stellen ein-
nehmen. Um für diesen ncuen Zuwachs Naum zu gewinnen,
mußten einige ältere Bilder, z. B. „Die Ermordung des
Aegisth" Vvn Friedrich Matthäi nnd „Finnische Zauberer
vor Jwan dem Schrecklichen" von Karl Johann Bähr ent-
fernt werden, eine Maßregel, der anch der konservativ
gesinnte Kunstfreund zustimmen wird, da die genannten Ge-
mälde der Galerie keineswegs znr Zierde gereichten. Gleich-
wohl sollen sie nicht sür immer der Betrachtung entzogen,
sondern später in dem linken Erdgeschoß des Mnsenms auf-
gehängt werden, das nach der Uebersicdelung der Gipsabgüsse
in das Albertinnm sür die Zwecke der Galerie eingerichtct
werden wird.

Veruiischte Nachrichten.

—n. Das Diisscldorser Kriegcrdeiikinal wird nach dem
Preisgekrönten Entwnrfe von Karl Hilgers in Charlotten-
burg zur Aussührnnq komnien.

x. — Das knrfürstliche Schlost in Mainz ist von den
Anbauten, die es verunstalteten, nuninehr völlig freigelegt.

An die städtischen Behörden tritt jetzt die Frage der Wieder-
herstellung der im Laufe der Zeit zerstörten Architekturteile
heran. Die Schäden an den letzteren sind sehr groß,
da das zum Bau verwandte Steinmaterial ein sehr weiches
ist. Die Schäden wurden bis in die kleinsten Einzelheiten
ausgenommen und danach die Kosten der Wiederherstellung
veranschlagt. Die letztern betragen rund 500 6»» M., wozu
noch 93 00» M. für den Bau von Giebeln und Hanben auf
dem eintönigen Dache und 47 000 M. zur Gewinnung einer
Halle für Äusstellung der römischen Särge und Grabdenk-
male kommen. Die Kosten des gesamten Werkes stellen sich
danach auf 640 000 M. und sollen möglichst dnrch eine Ver-
losung anfgebracht werden.

Für das schlesischc Muscum der bildenden Künste sind
aus der Münchener Ausstellung die Gemälde „Jm Trauer-
hanse" von W. Firle und „Frühlingssonne" von H. Zügel
angekauft worden. Firle ist aus Breslau gebürtig.

II. .-V. D. Der Geschichtsmaler Antoii Dietrich in Dresden
hat ein für die Kirche zu Buchholz bei Annaberg bei ihm
bestelltes großes Altargemälde vollendet, das den biblischen
Spruch: ,^Kommt her alle, die ihr mühselig und beladen seid,
ich will euch erguicken" veranschaulicht.

x. — Dic Malerinnciischule zu Karlsruhe hat soeben
ihren dritten Jahresbericht ansgegeben. Das junge Jnstitut,

— das einzige dieser Art in Deütschland — das unter dem
Protcktorat I. K. H. der Großherzogin von Baden steht,
erfreut sich des besten Ansehens. Der Schule erwuchs dnrch
den Tod ihres bisherigen Leiters des Blnmenmalers Max
Petsch, ein schmerzlicher Verlust, doch trat bereits an Stelle
des Verstorbenen der Maler Paul Borgmann, unter dessen
Leitnng dieselbe sich weiteren Gedeihens erfreuen dürfte. —
Die Zahl der Schülerinnen betrug im verflossenen Stndien-
jahr 46.

-» Zm Atelier Prof. Kundmanns in Wien steht eine
Reihe großer Marmorarbeiten fertig oder nahezu vollendet
da, welche das rüstige Fortschreiten dieses Meisters bekunden.
Es ist zunächst ein iin Stil der hellenischen Grabstelen ge-
haltenes Grabrelief, welches für Schuberts Grab auf dem
Wiener Centralfriedhofe bestimmt ist und uns die Hermen-
büste des Tondichters zeigt, von dcm Ruhmgenius gekrönt.

— An statuarischen Werken reihen sich daran die überlebens-
großen Gestalten von Aristoteles, Cuvier und Kepler für das
naturhistorische Hofmuseum in Wien, endlich die sitzende Fignr
Grillparzers für das Denkmal im Wiener Volksgarten Das
Modcll der Grillparzerstatue ziert die diesjähriqe Berlincr
Kunstausstellung.

-x. ,x. Die Kolossalgrnppc „Perseus befreit Andromcda",

welche nach dem Modell des Bildhauers Johannes Pfuhl
in Charlottenburg auf Staatskosten in Bronze ausgeführt
wordsn ist, ist der Stadt Posen als Schmuck eines Brunnens
auf dem Königsplatz übenviesen worden.

I>. 8. Dcr Prinzregent von Bayern hat Hermann Kaul-
bachs auf dcr Münchener Ausstellung vieluinstandenes Bild,
daS den nicht ganz zutreffenden Titet „Unsterblichkeit" trägt,
aus seiner Privatschatulle ankaufen lassen und der Münchener
Pinakothek zum Geschenk gemacht. Der Gegenstand des
Bildes ist folgender: Eine edle römische Jungfrau ist, die
Grabstätte des Gelicbten mit Blumen zu schmücken, in die
Katakomben hinabgestiegen, und dxückt, über die Büste des
schönen Jünglings geneigt, den Kuß unsterblicher Liebe auf
seine Lippen. — Der Künstler, bekanntlich Sohn Wilhelm
von Kaulbachs, hat von dem Prinzregenten den Professor-
titel erhalten.

8n. Ein Denkmal für Paolo Veronese ist jüngst in
Verona anf der Piazza di Sant'Anatasio errichtet worden.
Es besteht in einem 2,75 in hohen Standbilde des grvßen
Meisters ans karrarischem Marmor. Der Entwurf rührt
von dem verstorbenen Bildhauer DellaTorre her, die Aus-
führung besorgte, mit einigen Abweichungen von dem Mo-
dell, Romeo Cristiani.

u. Aus Eioslar und Hildcsheim. Die Bemalung der
reichen mittelnlterlichen Holzschnitzereien an dem nnter dem
Namen „Brusttuch" bekannten Hause zuGoslar, wurde nnter
Leitnng desRegieruiigsbauineistersBolte vor kurzem beendet.
Die einzelnen, teils mythologischen, teils biblischen, teils dem
Volksleben entnommenen und dabei Vvn einem derben Humor
stark gewürzten Figuren tretcn dadurch mit prächtiger Dent-
lichkeit hervor. Das Haus ist von einem Magister Thelling
 
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