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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 9.1898

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Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen.

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DENKMÄLER.

V Mit der Ausführung des König Albert-Denkmals
für Dresden ist der Bildhauer Prof. Max Baumbach in
Berlin beauftragt worden.

© Denkmälerchronik. Am 26. September ist ein Denk-
mal des Opernkomponisten Donizetti, eine auf einem Mar-
morsessel sitzende Figur auf hohem Granitsockel, die den
Eingebungen der Muse lauscht, in seiner Vaterstadt Bergamo
enthüllt worden. Es ist ein Werk des calabrischen Bild-
hauers Francesco Jerace. — Dem Berliner Bildhauer Wil-
helm Wandschneider ist die Ausführung des Kaiser Wilhelm-
Denkmals für Neustettin übertragen worden. — Das Bismarck-
denkmal für Leipzig, das am 18. Oktober im Johannapark
enthüllt werden soll, ist in der Ruppschen Giesserei in
München gegossen worden. Wie bekannt, ist es aus einer
Improvisation zum 80. Geburtstage des Fürsten hervor-
gegangen. Die 3,60 m hohe Figur, die den Fürsten im
Civilanzug mit dem Schlapphut in der auf einen Stock
gestützten Rechten darstellt, ist ein Werk des Leipziger
Bildhauers Lehnert, der am Sockel stehende, mit leb-
hafter Gebärde zum Fürsten emporstrebende Arbeiter ein
Werk des Leipziger Bildhauers Joseph Magr. — Das von
dem Berliner Bildhauer Harro Magnussen ausgeführte
Bismarckdenkmal für Kiel wird in der zweiten Hälfte des
Oktobers enthüllt werden. — Der preussische Kultusminister
hat der Stadt Bromberg zur Aufstellung eines monumentalen
Brunnens auf dem Weltzienplatz 75000 M. bewilligt. — Dem
Franzosen Jenneval, einem Sänger des Monnaie-Theaters,
der im Jahre 1830 das später zur belgischen Nationalhymne
gewordene Freiheitslied, die „Brabangonne", gedichtet hat,
ist auf der Place des Martyrs in Brüssel ein Denkmal er-
richtet worden, das am 23. September enthüllt wurde. Es
ist ein Werk des Brüsseler Bildhauers Crick und besteht
aus einem Obelisken, der mit dem Brustbild des Gefeierten
und dem Relief einer Frauengestalt, die Belgien personifizirt,
geschmückt ist.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

Stettin. — Die vereinigten Kunstvereine von Lübeck,
Rostock, Stralsund und Stettin veranstalten ihre Ausstellungen
des nächsten Jahres in der Weise, dass in Stettin vom
25. März bis Ende April, in Lübeck vom 15. Mai bis 10. Juni,
in Rostock vom 25. Juni bis 22. Juli und in Stralsund wäh-
rend des Monats August Ausstellungen stattfinden.

Elberfeld. — Die Permanente Ausstellung des Museums-
Vereins, verbunden mit einer jährlichen Verlosung und An-
käufen für die städtische Galerie, ist am 15. September wieder
eröffnet worden. Anmeldungen zur Beschickung sind an den
Geschäftsführer, Herrn Franz Hancke-Elberfeld, zu adressiren.

Die Wereschtschagin-Ausstellung im Sächsischen Kunst-
verein $u Dresden zieht gegenwärtig eine Menge Besucher
an. Sie ist von dem Künstler selbst mit vielem Geschick,
um nicht zu sagen mit grossem Raffinement, in Scene ge-
setzt worden und repräsentirt sich auf den ersten Blick so
günstig, dass man die sonst so frostigen Räume der Kunst-
ausstellungsgebäude auf der Brühischen Terrasse kaum wieder-
erkennt. Die Verwendung wundervoller persischer Teppiche
zur Bekleidung der Wände, die Drapirung des Hinter-
grundes der Bilder mit dunkelrotem Sammet, die Aufstellung
von Divans und Sesseln, vor allem aber das Spannen von
Gazeschleiern in etwa halber Saalhöhe haben dazu beige-
tragen, die steife Pracht der Kunstvereinsräume in die Be-
haglichkeit eleganter Salons umzuwandeln, deren Intimität
den Beschauer sofort günstig beeinflusst. Leider entspricht

der Inhalt der Ausstellung nur zum Teil dem prächtigen
äusseren Gewände. Während Wereschtschagin, als er vor nun-
mehr fünfzehn Jahren in Dresden auftauchte, duren seine
drastischen Schilderungen der Greuel der letzten russisch-
türkischen Kriege am lebhaftesten zu interessiren wusste,
hat er diesmal offenbar den Hauptnachdruck auf die Vor-
führung seiner Darstellungen von Scenen aus dem Feldzug
Napoleons I. nach Russland im Jahre 1812 gelegt. Wie aus
dem von ihm selbst verfassten Führer durch die Ausstellung
hervorgeht, besitzt Wereschtschagin eine eigentümliche Sym-
pathie für den grossen Feldherrn und Staatsmann, mit dessen
Leben und Thaten er sich eifrig beschäftigt hat. Er hat sich
daher die Aufgabe gestellt, die Früchte seiner geschichtlichen
Studien im Bilde wiederzugeben, aber er will Napoleon nicht
wie die Legende als Genie und Halbgott, der ausserhalb der
Ortsverhältnisse, des Klimas und der Gesetze des mensch-
lichen Lebens steht, aufgefasst wissen, sondern legt das
Hauptgewicht darauf, den Menschen Bonaparte darzustellen.
Da aber eine tiefere psychologische Analyse nicht seine starke
Seite ist, bleibt er an Äusserlichkeiten haften, indem er sich
z. B. viel darauf zu gute thut, dass er den Feldherrn nicht
wie andere stets nur im grauen Mantel oder im offenen,
kurzen Halbpelz, im Dreimaster und dünnen Stiefeln er-
scheinen lässt, sondern ihn in einen langen Zobelpelz ein-
hüllt und ihn in einer Pelzmütze mit Ohrenklappen und
mit wannen Stiefeln versehen malt. Trotz dieser realistischen
Genauigkeit, die stark an die Meininger erinnert, vermag er
uns nur in einigen dieser Bilder stärker zu fesseln. Das liegt
vor allem daran, dass die Situationen, in denen er uns seinen
Helden vorführt, vielfach nicht recht klar sind, und dass man
sich aus den langatmigen Abhandlungen, die der Führer
für jedes Bild des Cyklus enthält, Rats erholen muss, was
das betreffende Gemälde eigentlich darstellen soll. Aber
auch in denjenigen Fällen, wo die Absicht des Malers sofort
klar ist, finden wir uns enttäuscht, da sich die technische
Ausführung der Napoleonsbilder nicht entfernt mit derjenigen
messen kann, die wir früher an denen aus dem russisch-
türkischen Krieg bewundern mussten. Wie war auf ihnen
z. B. der Schnee gemalt und wie hart, als ob er aus Wolle
wäre, erscheint er unter anderem auf dem grossen Gemälde,
das uns Napoleon auf der Flucht zeigt. Dazu kommt eine
unangenehme Buntheit in der Behandlung der Gewänder
und eine Oberflächlichkeit in der Durchführung des land-
schaftlichen Hintergrundes, in der Wereschtschagin früher
Meister war. Kurzum man gewinnt den Eindruck, als ob
dem Künstler, der bisher gewohnt war, direkt nach dem
Leben zu schaffen und der Wirklichkeit scharf auf den Leib
zu rücken, durch den Umweg der Reflexion ein guter Teil
seiner früheren Frische und Kraft verloren gegangen wäre;
denn seine Napoleonsbilder haben fast alle etwas Mühsames
und Gequältes. Anders steht es um die Bilderdesjenigen Saales,
in denen Wereschtschagin Ansichten aus seiner russischen
Heimat oder Erinnerungen an Personen, mit denen er da-
heim oder auf seinen Reisen zusammengetroffen ist, zu-
sammengestellt hat. Hier kommt, wenn wir so sagen dürfen,
die Kralle des Löwen wieder zum Vorschein, und wenn man
auch in diesen Schilderungen keinen eigentlichen Fortschritt
bemerkt, so stehen sie doch meist auf der Höhe seiner
einstigen Leistungen, die seinen Namen berühmt gemacht
haben. Der farbige Gentleman z. B. im elegantesten Mode-
kostüm, der die Zeitung seines Herrn liest, ist eine pracht-
voll durchgeführte Studie und mit köstlicher Ironie behandelt,
und die verschiedenen Bilder aus Wologda, Jaroslaw und
Umgebung sind in jeder Hinsicht so echt, dass sie schon
als ethnographische Dokumente hohen Wert besitzen. Das-
 
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