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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 9.1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.5777#0046

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Vereine und Gesellschaften. — Ausgrabungen und Funde. — Vermischtes. — Vom Kunstmarkt.

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ersucht. Alle Sendungen sind mit der Bezeichnung für die
Moskauer Plakatausstellung an Herrn F. Volckmar, Kom-
missionsverlag, Leipzig zu richten, die Angaben über Ver-
käuflichkeit und Preisdirekt an die Firma Grossmann & Knöbel
Moskau 13 ligne Petrowsky. -r.~

VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.

T. Bremen. Dem Jahresbericht des Bremer Kunstvereins
(1890/97) entnehmen wir als hauptsächlichstes Ereignis die
letztwillige Verfügung des verstorbenen Generalkonsuls Eugen
Kulenkamp, der dem Kunstverein die Summe von 300000 M.
vermachte, mit der Bestimmung, dass die Zinsen dieses Ka-
pitals zur Anschaffung von Ölgemälden hervorragender
Künstler für die Sammlung des Vereins verwendet werden
sollen. Ausser diesem Legat hat der Verstorbene auch seine
Gemäldesammlung, bestehend aus 21 modernen und acht alt-
holländischen Bildern dem Bremer Kunstverein zum Geschenk
gemacht. An sonstigen Geschenken erhielt der Verein Walther
Firles Triptychon die Heilige Nacht, das sich auf der dies-
jährigen Ausstellung in München befand, einige Skizzen des
verstorbenen Orientmalers Prof. Gentz, sowie eine Samm-
lung seltener älterer Radirungen und Bücher.

*,* Auch unter den Künstlern des früheren Marsfeldsalons
in Paris ist jetzt ein Zwist ausgebrochen. Wie wir gemeldet
hatte der Vorstand der Societe nationale des Beaux-Arts im
Bois de Boulogne ein neues Heim für ihre Ausstellungen,
den Pavillon Chinois, gefunden, der jedoch umgebaut werden
muss. Diese Bauangelegenheit hat die Gruppe der Archi-
tekten, die der Gesellschaft angehörten, bewogen, in corpore
auszutreten. Die Ursache dieses Bruches, der den Marsfeld-
salon um einige bedeutende Kräfte vermindert, ist die rück-
sichtslose Weise, mit der der Vorstand der Societe Natio-
nale ihren eigenen Architekten gegenüber vorging. Diese
erfuhren von dem Plane des Umbaues des Pavillon Chinois
erst, als er dem Pariser Gemeinderate zur Genehmigung
unterbreitet wurde, und waren weder über den Entwurf noch
über den Neubau selbst zu Rate gezogen worden. Der Vor-
stand hatte sich zu diesem Zwecke an den Architekten For-
mige, eine der Stützen des alten Salons, gewendet, weil dieser
angeblich sich eines gewissen Einflusses unter den Stadt-
räten erfreut. Eine solche Zurücksetzung konnten Künstler,
wie de Baudot, Franz Jourdain, Benouville u.a. sich nicht
gefallen lassen und haben deshalb ihren Austritt angemeldet,
den der Präsident Puvis de Chavannes einfach zur Kenntnis
genommen hat. Es muss übrigens bemerkt werden, dass
ein grosser Teil der Pariser Tagespresse und der Kunstzeit-
schriften sich niissbilligend über die abermalige Spaltung der
beiden grossen Künstlergesellschaften, deren Vereinigung
bereits perfekt zu sein schien, ausgesprochen hat.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE.

W.— Seit einiger Zeit hat die Griechische Archäologische
Gesellschaft Ausgrabungen in Actolien unternommen, um
die Lage von Thermon festzustellen, das im Altertum Mittel-
punkt und Versammlungsstätte des Aetolischen Bundes war.
Früherer Vermutung nach hat der Bezirk von Thermon, der
im Jahre 218 v. Chr. durch Philipp V. ausgeplündert und
zerstört wurde, an der Stelle des heutigen Ortes Palaeo-
Bazaro gelegen, wo noch ansehnliche Reste von Mauern er-
halten sind. Diese Vermutung hat jetzt, wie ein Telegramm
des Leiters der Ausgrabungen, Herrn Sotiriadis, meldet,
durch den Fund einer auch historisch wichtigen Inschrift ihre
Bestätigung gefunden. Sie wird auch gestützt durch die Auf-

deckung einer 130 m langen Stoa, in der man den Ver-
sammlungsraum der Bundesgemeinde annimmt.

VERMISCHTES.

*,* Der künstlerische Schmuck des Sitzungssaales des
Pariser Kassationshofes, für dessen Plafond Paul Baudry
vor 16 Jahren seine berühmte „Glorifikation des Gesetzes"
gemalt hat, ist jetzt durch Jules Lefebvre vollendet worden.
Er hat zwei weitere Deckengemälde (die Gerechtigkeit sieht
und bestraft die Verbrechen und die Wahrheit wendet sich
von der Gerechtigkeit ab) geschaffen und in vier Gewölb-
zwickeln Justinian, Karl den Grossen, den hl. Ludwig und
Napoleon I. dargestellt.

*,* Für das kunsthistorische Institut in Florenz hat der
Direktor Prof. Dr. Brockhaus Räume am Viale Prinzipessa
Margherita Nr. 19 gemietet. Er wird voraussichtlich noch
im November den Arbeitssaal eröffnen können.

Konstanz. Am 30. Oktober wurde auf dem Marktplatze
der neue Kaiserbrunnen eingeweiht. Er ist nach einem
Modelle des inzwischen verstorbenen Bildhauers H. Baur
ausgeführt. Über der Brunnenschale aus Granit erhebt sich
ein Sandsteinobelisk. In vier Nischen erblickt man die über
einen Meter hohen bronzenen Standbilder der Kaiser Hein-
rich III., Friedrich Barbarossa, Maximilian I. und Wilhelm I.

VOM KUNSTMARKT.

G. In Köln gelangt am 25. November mit der gräflich
W. Donglasschcn Sammlung alter Glasgemälde ein Kunstbe-
sitz zurVersteigerung, wie er in deutschen Landen nicht wieder
gefunden wird. Begonnen wurde die Sammlung in den Jahren
1807 bis 1813 durch den 1830 verstorbenen Grossherzog Ludwig
von Baden. Seit 1826 wurde die Sammlung in dem Schlosse
Langenstein bewahrt. Der Auktionskatalog führt in sechs
Abteilungen 59 Nummern auf. Etwa die Hälfte: die in den
Jahren 1698 und 1099 von dem Konstanzer Glasmaler Johann
Georg Spengler gefertigten Scheiben für den Salemer
Kaisersaal und eine Anzahl gemalter Fenster des 18. Jahr-
hunderts sind wenig erhebliche Arbeiten, die des besonderen
Hinweises nicht bedürfen. Um so hervorragender in künst-
lerischer und geschichtlicher Beziehung sind die auf Holbein
und auf Hans Baidung Grien zurückgehenden grossen
Scheiben. Die elf dem jüngeren Holbein zugeschriebenen
Scheiben und die 14 von Hans Baidung entworfenen Kirchen-
fenster stammen aus der Karthause zu Klein-Basel. In den
Jahren 1512 bis 1528 wurden sie dorthin gestiftet. Es sind
durchaus Meisterwerke der Glasmalerei. Die nach dem
Kataloge dem Holbein im Entwurf zugeschriebenen Schei-
ben: eine grosse, figurenreiche Kreuzigung in drei Teilen,
eine Mater dolorosa und ein Schmerzensmann, der heilige
Wolfgang mit dem knieenden Stifter Morand von Brunn
aus Basel, dann zwei kleinere zusammengehörige Stücke,
Madonna mit Kind und der heilige Christopherus, endlich
das dreiteilige Fenster, das Dr. Johannes Widmann und seine
Frau Margaretha Spilmann 1528 stifteten — diese elf Werke
sind in der That ausgezeichnet durch den grossen Wurf der
Komposition und die charaktervolle Zeichnung, die gewiss
dem Holbein nahe steht. Fr. J. Mone, der für den Heberle-
schen Katalog eine Einleitung geschrieben hat,') glaubt so-
gar an eine eigenhändige Mitarbeit Holbeins an diesen Glas-
bildern, deren Kartons in den Jahren 1514 bis 1516 und 1520

1) Vgl. auch Mones Aufsatz im Diöcesan-Archiv von
Schwaben 1897, Nr. 4—6.
 
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