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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 9.1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.5777#0149

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28l

Wettbewerbe. — Denkmäler. —

Sammlungen und Ausstellungen.

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schule berufen. Aber schon 1883 holte man ihn nach München
zurück, wo er an der Akademie die Professur für Historien-
malerei übernahm und bis zu seinem Tode behielt. Aus
dieser Zeit stammen „Die hl. Elisabeth von Ungarn" (1883)
in der Galerie zu Budapest und die „Philippine Welser vor
Ferdinand I.« Sein letztes Bild „Die Thronerhebung des
jungen Mathias Corvinus" war im Münchener Glaspalast
1897 zu sehen, nachdem es im Jahre vorher auf der unga-
rischen Milleniumsausstellung mit der goldenen Medaille
ausgezeichnet und für den Staat angekauft worden war. Es
zeigte alle Vorzüge seiner Kunst, die auch diejenigen der
Piloty-Schule waren: technische Solidität, reiche Farben-
gebung und einen grossen, dramatisch bewegten Apparat
von Hauptfiguren und Statisten. A- w-

O Der Bildnis- und Genremaler Prof. Fritz Paulsen ist
am 22. Februar in Berlin im Alter von 60 Jahren gestorben.
Ein Zögling der Pariser Schule hatte er sich als Bildnismaler
durch seine einschmeichelnde, glatte Art bei der eleganten
Welt Berlins sehr beliebt gemacht. Als Genremaler hat er
seinen grössten Erfolg 1874 durch eine humorvolle Schilderung
von „Bauernfängern beim Kümmel blättchen" in einer Keller-
kneipe erzielt.

WETTBEWERBE.

Berlin. Bestimmungen über den nächsten Wettbewerb
um den Kaiserpreis. Für den Wettbewerb um den nächsten
Preis des Kaisers im Betrage von 1000 Mark zur Förderung
des Studiums der klassischen Kunst unter den Künstlern
Deutschlands sind folgende Bestimmungen veröffentlicht
worden. Gefordert wird: die Ergänzung des unteren, vermut-
lich von einem Gewände verhüllten Teils des in den König-
lichen Museen neu aufgestellten Aphrodite-Torsos. Eine Er-
gänzung von Kopf und Armen wird nicht verlangt. 1) Alle dem
Deutschen Reiche angehörigen Künstler sind berechtigt, an der
Bewerbung teilzunehmen. 21 Der Torso ist im Erdgeschoss
des Alten Museums im Heroensaal (Abschnitt XIX) aufge-
stellt und mit 18a bezeichnet. Lichtdrucke nach einer
photographischen Abbildung können von der General-Ver-
waltung der Museen gegen Einsendung von 75 Pfennig
bezogen werden. 3) Die Ergänzung des Torsos ist an einem
Gipsabgüsse desselben auszuführen. Von der ergänzten
Figur ist ein Abguss bis zum 31. Dezember d. J., nach-
mittags pünktlich 3 Uhr an die General-Verwaltung der
Königlichen Museen in Berlin unter Angabe des Namens
und Wohnorts des Künstlers kostenfrei einzuliefern. Für
auswärts wohnende Künstler genügt der Nachweis, dass sie
bis zum 31. Dezember das Werk behufs Beförderung an
die genannte Behörde als Eilfrachtgut der Eisenbahn über-
geben haben. 4) An jeden deutschen Künstler, welcher sich
bis zum 31. Mai d. J. als Teilnehmer an dem Wettbewerb
bei der General-Verwaltung der Königlichen Museen in
Berlin meldet, wird ein Abguss des Torsos gegen Zahlung
des Vorzugspreises von 5 Mark geliefert. Später tritt der
gewöhnliche Verkaufspreis von 12 Mark ein. Die Ver-
sendung nach auswärts findet gegen Nachnahme des Kauf-
preises und der 3 Mark betragenden Verpackungskosten
statt. 5) Die Entscheidung über den Preis erfolgt durch Seine
Majestät den Kaiser und König unmittelbar und wird am
Geburtstage Allerhöchstdesselben, den 27. Januar 189g, be-
kannt gemacht. Die zum Wettbewerb zugelassenen Ein-
sendungen werden nach erfolgter Entscheidung zwei Wochen
lang öffentlich ausgestellt. 6) Über das mit dem Preise aus-
gezeichnete Werk und dessen Vervielfältigung bleibt Seiner
Majestät dem Kaiser und König die freie Verfügung vorbe-

halten. 7) Die nicht prämiirten Werke sind nach Schluss der
Ausstellung, spätestens aber binnen vier Wochen nach
Bekanntmachung des Preises wieder abzuholen. Nach diesem
Zeitpunkte werden sie den Eigentümern auf deren Kosten
zugesandt werden.

DENKMÄLER.

*.* Das Kaiser Wilhelm-Denkmal für Liegnitz, das
Bildhauer Boese in Berlin ausführt, soll am 4. oder 6. August
enthüllt werden.

f Wien. Von den preisgekrönten Entwürfen zum
Gutenbergdenkmal ist der von Hans Bitterlich zur Aus-
führung angenommen worden.

f Heidelberg. Für das Heidelberger Kaiser Wilhelm-
Denkmal ist der von den Professoren Jansen und
Schill eingereichte Entwurf zur Ausführung angenommen
worden.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

Budapest. Der ungarische Kultusminister v. Wlassics
bewilligte 200000 Gulden zum Zwecke der ungarischen
Kunstabteilung in der Pariser Weltausstellung 1900. Für
diese Summe werden bei hervorragenden ungarischen
Künstlern Gemälde für die staatlichen Sammlungen bestellt,
welche zuerst auf der genannten Ausstellung vor die Öffent-
lichkeit kommen.

Edinburg. — Die 72. Ausstellung der Königlieh Schot-
tischen Kunstausstellung ist eröffnet und mit 799 Bildern
beschickt worden. Ausser wenigen fremden Künstlern
ist vornehmlich die schottische, und unter diesen wiederum
die jüngere schottische Schule am zahlreichsten vertreten.

v. S.i

London. — In Oxford-Street 133 ist unter dem Vorsitz
des spanischen Generalkonsuls eine Gemälde-Ausstellung er-
öffnetworden,dieeinen Überblick über diegesamten modernen
Bestrebungen der spanischen Kunst gestattet. Viele Werke
in der Manier Fortuny's sind vorhanden, unter dessen Ge-
folgschaft sich namentlich Louis Alvarez auszeichnet. Der
besonderen Gönnerschaft des Prinzen von Wales erfreut
sich der Maler A. G. Minera. Ausser den modernen Ge-
mälden befinden sich reiche Sammlungen ausgestellt von
den seltensten maurischen Antiquitäten aller Art, eingelegte
altspanische Möbel, Bronzen, Statuetten, und besonders eine
prachtvolle Kollektion von altmaurischen Schüsseln und
Krügen, deren leuchtender Metallglanz noch heute uner-
reicht bleibt. Endlich sehen wir eine Sammlung altspanischer
Fächer mit Miniaturmalerei und mit Griffen versehen, die
der damaligen Kleinkunst ein gutes Zeugnis ausstellen.

v. S.

G. Paris. Die „Maler des Orients" haben bei Durand-
Ruel eine treffliche kleine Ausstellung veranstaltet. Girardot
hat in seinen „Nomaden" — Araber in der Wüste vor
ihren Zelten, über die sich das bleiche Mondlicht ergiesst —
aus dem Zusammenklang verschiedenartiger weisser und
gelblichweisser Töne eine sehr feine malerische Wirkung
erzielt. Taupins „Haschischraucher" sind nicht ganz frei von
Mängeln der Zeichnung aber prachtvoll im Ausdruck der
Köpfe. Dinet zeigt uns ein paar trefflich modellirte braune
Mädchenkörper auf einer Terrasse im Mondschein. Noch
besser haben mir einige seiner kleinen höchst charakter-
istischen Studienköpfe gefallen. Von den übrigen Bildern,
von denen übrigens kaum eins uns gleichgültig lässt, seien
Cottets „Hölzerne Pferde", Maurice Bompards farbig höchst
originelle Studie einer Araberin, Chudants „Schlucht von
 
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