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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 9.1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.5777#0155

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293 Kunstblätter. — Personalnachrichten. — Sammlungen

Die Beobachtungen über die optischen Eindrücke sind offen-
bar mit vieler Sorgfalt vorgenommen worden, und wenn die-
jenigen, die gewohnt sind zu zeichnen und das Augenmass
zu üben, in dieser Frage als ungeeignete Versuchspersonen
bei Seite gelassen wurden, so wird niemand etwas dagegen
einwenden. Das Problem der Täuschungen möchte mit dem
Lipps'schen Buch im Prinzip erledigt sein. Es handelt sich
nicht um Kuriositäten, sondern um psychische Grundthat-
sachen von grösster Bedeutung. Und wichtiger als die
Täuschungen erklärt zu haben,scheint dem Verfasser dies: dass
sein Buch Fingerzeige zur Begründung einer ästhetischen
Mechanik und damit zur Begründung des ästhetischen Ver-
ständnisses der schönen Form überhaupt enthalte. „Man
weiss, wie es auf diesen Gebieten jetzt noch um die Kunst-
wissenschaft bestellt ist. So übel, dass dieselbe für die
wichtigsten Formenunterschiede nicht einmal Namen besitzt,
dass sie in den wenigen Begriffen des Rundstabes oder der
Hohlkehle, der steigenden oder fallenden Welle, der Volute,
der Eiform etc. beliebige äusserlich einander ähnliche, aber
ihrem ästhetischen Charakter nach ausserordentlich mannig-
faltige und gelegentlich durchaus heterogene Formen unter-
bringt. Es ist nicht ungerecht, wenn ich meine, es sei der
Weg von solcher „Kunstwissenschaft" zur wirklichen Kunst-
wissenschaft nicht viel weniger weit, als der Weg von der
Botanik der Küche zur Botanik des Pflanzenphysiologen."

h. wölffun.

Franc-ois Benoit, l'art franqais sous la revolution et I'em-
pire. Paris, Societe francaise d'editions d'art, L.-Henry
May, 1897. in 4°. (XII u. 458 S.)
Zum ersten Male wird in diesem breit angelegten Werke
der Versuch gemacht, in methodischer Weise die Entwick-
lung der französischen Kunst von 1791 bis 1814 zu erklären
und in den Hauptzügen zu schildern. Der erste Band be-
handelt ausführlich die Kunstmeinungen und Kunstlehren
der Zeit und giebt einen weiten Überblick über die in Ar-
chitektur, Malerei und Plastik thätigen Künstler und ihre
Werke. Ein zweiter Band, der noch erscheinen soll, wird
die vervielfältigenden Künste und die gewerblichen Künste
behandeln. Das Werk ruht durchaus auf gründlichen Quellen-
studien, verarbeitet eine weitschichtige Litteratur und zeugt
in den die Künstlergeschichte betreffenden Abschnitten von
einer Autopsie, die besonders aus den französischen Pro-
vinzsammlungen eine Menge vergessenes Material für die
Kunstgeschichte nutzbringend verwertet hat. Benoit hat mit
diesem Werke eine durchaus gewissenhafte Arbeit geliefert,
wie sie gerade für diese von der Detailforschung sehr ver-
nachlässigte und doch für die Entwicklung der französischen
Kunst im 19. Jahrhundert so wichtige Periode gefehlt hat.
In seinem ästhetischen Urteil befleissigt sich der Verfasser
einer grossen Objektivität, die sich bemüht, auch solchen 1
Kunstrichtungen, die das moderne Empfinden abstossen,
Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, indem er ihre Bedeu-
tung für den Fortgang der künstlerischen Entwicklung er-
klärt. Die Illustration giebt meist wenig oder gar nicht be-
kannte Werke wieder. In dankenswerter Weise ist ein ge-
nauer bibliographischer Index dem Buche einverleibt, r. o.

KUNSTBLÄTTER.

B.— Grosse photographische Neuaufnahmen des Preller-
schen Odysscccyklus im Museum zu Weimar. Im I. Hefte
des I. Jahrganges 1866 brachte die Zeitschrift für b. Kunst
eine wohlgelungene Radirung von Hummel nach dem
dritten Breitbilde des Odysseecyklus, der damals von Fr. Prel-

und Ausstellungen. — Vereine und Gesellschaften.

lerim neuerbauten Museum in Weimarin Wachsmalerei ausge-
führt wurde. Seitdem hatten wir noch oft Veranlassung, Repro-
duktionen in den verschiedensten Techniken nach diesem
im besten Sinne populär gewordenen und auch heute noch
im alten Ruhme blühenden Werke der Monumental- und
idealen Landschaftsmalerei zu verzeichnen. An photogra-
phischen Aufnahmen aber erschienen nur kleine, die mehr zu
Souvenirs für die Museumsbesucher, denn zu kunstwissen-
schaftlichen Zwecken geeignet waren. Kürzlich ist nun,
wenn auch spät, dafür umso vorzüglicher diesem Wunsche
Erfüllung geworden. Der Photograph Schwier in Weimar,
von dem auch die bisherigen kleinen Aufnahmen herrühren,
hat im letzten Sommer den ganzen Cyklus nebst Predellen
mit grossen, farbenempfindlichen Platten aufgenommen und
ein überraschend erfreuliches Resultat gewonnen. Die ganze
prächtige Reihe der Aufnahmen lässt an Klarheit, Schärfe
und gleichmässigem Ton in der That nichts zu wünschen
übrig. Auf 6 Cartons in der Grösse von 61x91 c sind zur
bequemen Übersicht die je 2 Bilder der Schmalwände und
die 4 Gruppen der Breitwand nebst den Predellen zusammen-
gestellt. Ein Inhaltsverzeichnis und eine solide Mappe ver-
vollständigen die gediegene Publikation. Die 16 Haupt-
bilder, ohne die Predellen, einzeln auf extrastarkem Carton,
sind noch in einer II. Ausgabe vereinigt, die vor der ersteren
den Vorzug der bequemeren Handlichkeit hat.

PERSONALNACHRICHTEN.

f Berlin. — Dem Regierungs-Baumeister R. Borrmann
und Dr. Valerian von Loga, Direktorial-Assistenten an den
Königl. Museen, ist der Professortitel verliehen worden.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

London. Die Gesellschaft der Medailleure, eine kleine
sehr geräuschlos und anspruchslos auftretende Verbindung,
hat ihre Arbeiten in der „Dutch-Gallery" in Brook-Street
ausgestellt. Der Präsident der Vereinigung Mr. Legros, so-
wie Mr. Charles Holroyd, der Direktor der modernen „Bri-
tish Art Gallery" und Miss Halle haben eine ganze Reihe
besonders gut gelungener Kunstwerke vorgeführt. v. s.

f Petersburg. Die Kaiserliche Gesellschaft zur Förde-
rung der Künste wird vom nächsten Jahre ab Ausstellungen
von Bildern und Gegenständen der dekorativen Kunst fran-
zösischer Meister veranstalten. Diesen Ausstellungen, welche
alle zwei Jahre stattfinden sollen, wird in Petersburg sowohl
als in Paris ein offiziöses Gepräge gegeben. Der französische
Minister des Auswärtigen ist in das Ausstellungscomite
eingetreten.

VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.

London. Zu wirklichen Mitgliedern der Royal-Aca-
demy wurden gewählt: die Maler B. W. Leader und/. Sey-
mour Lucas, zum Associate Napier fiemy. v. s.

London. Zur Bildung einer internationalen Kunst-
gesellschaft hat sich hierselbst unter der Führung der nach-
stehenden Künstler ein Ausschuss gebildet: Whistler, Alfred
Gilbert, F. Sandys, James Guthrie, Furse, Shannon, Charles
Ricketts und andere. Schon für den nächsten Mai soll
eine internationale Ausstellung von Werken der Vereins-
mitglieder stattfinden. Selbstverständlich werden die frem-
den Künstler den einheimischen in jeder Beziehung gleich-
gestellt. Jedenfalls bietet das Unternehmen auch deutschen
Künstlern mehr Gelegenheit wie bisher in England bekannt
 
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