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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 9.1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.5777#0165

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Sammlungen und Ausstellungen.

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Resultat geblieben. Es hatte sich nur ein einziger Bewerber
gemeldet, der den Bedingungen nicht entsprach. — Die Be-
werbungen um die grossen Staatspreise haben folgende Er-
gebnisse gehabt: den grossen Staatspreis für Maler (3300 M.
zu einer einjährigen Studienreise), der von neun Bewerbern
umstritten wurde, erhielt Erwin Küsthardt aus Hildesheim,
ein Zögling der Düsseldorfer Akademie, den grossen Staats-
preis für Architekten (ebenfalls 3300 M.), zu dem sich vier
Bewerber gemeldet hatten, Wilhelm Kreis aus Eltville. Der
Preis der Dr. Paul Schultze-Stiftung (3000 M.), um den sich
vier Bildhauer beworben hatten, wurde dem Bildhauer Paul
Schulz, einem Schüler der Lehranstalt des Berliner Kunst-
gewerbemuseums und der Hochschule, zugesprochen.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

Berlin. — Kgl. Nationalgalerie. Angekauft wurde auf
der Versteigerung der Sammlung Kuhtz (Berlin, Februar
1898) ein Ölbild von Karl Friedrich Blechen, Ansicht des
(heute zerstörten) Palmenhauses auf der Pfaueninsel und
zwar die erste der beiden im Auktionskatalog abgebildeten
Ansichten (Nr. 42). Der grosse Vorbote der modernen Land-
schaft wird damit in der Nationalgalerie noch durch eine
neue Seite seines Könnens und übrigens auch durch ein sehr
reizvolles Bild vertreten sein.

Berlin. — Kgl. Nationalgalerie. Der zweite Saal rechts
im unteren Oeschoss der Galerie enthält nun, nach Auf-
stellung der neuen Erwerbungen, ausser einem kleinen
Gleichen-Russwurm bloss noch Gemälde von Böcklin und
Lenbach. Die Gefilde der Seligen und der Frühlingstag
bilden jetzt die Mittelstücke der beiden Seitenwände, die
Pietä das der Wand gegenüber dem Fenster. Neben dieser
fanden nur zwei kleine Lenbach, das neuangekaufte Bildnis
des Reichskanzlers Hohenlohe und das Moltkeporträt, ihre
Aufstellung.

*, * Auf der grossen Berliner Kunstausstellung werden
die Münchener Secessionisten, die im vorigen Jahre gebildete
Luitpoldgruppe und die Düsseldorfer Secessionisten (freie
Vereinigung) in eigenen Sälen und unter eigener Jury ge-
sondert ausstellen.

* , * Eine Ausstellung des Verbandes deutscher Illustra-
toren wird im April in Berlin stattfinden.

f Berlin. — Die „freie photographische Vereinigung"
und die „deutsche Gesellschaft von Freunden der Photo-
graphie" hat in der Urania eine photographische Kunstaus-
stellung des Camera-Klubs in Wien veranstaltet, welche vom
15. März bis 1. April geöffnet ist. Der Katalog zählt 32 Aus-
steller mit 107 Nummern auf. Es sind besondere Ziele, die
sich die modernen „Künstlerphotographen" gestellt haben,
sie wollen, wie die Einleitung des Kataloges der Ausstellung
sagt, „die photographische Aufnahme mit künstlerischem
Empfinden beleben, und ihr so weit es irgend möglich ist,
den Charakter eines individuellen Kunstwerkes geben". Auf
die Bildschärfe, das Ziel der Sehnsucht der grossen Schar
der Amateurphotographen, legen die Künstlerphotographen
weniger Wert, ja sie „vernachlässigen sogar das neben-
sächliche Detail zu Gunsten der grossen Form" und sind
bestrebt, in ihren Aufnahmen und der äusseren Ausstattung
derselben ein abgerundetes Ganzes von künstlerischem Werte
zu geben. Die grosse Menge pflegt über den künstlerischen
Wert einer Photographie meist recht gering zu denken, sie
vergisst aber ganz, dass zu photographischen Aufnahmen
dieser Art eine gewisse individuelle Begabung, ein künst-
lerischer Blick und guter Geschmack, gehören, ganz zu
schweigen von den technischen Schwierigkeiten, die die ver-

schiedenen Kopirverfahren bieten! Jedenfalls sind die Be-
strebungen der kleinen Schar der Künstlerphotographen mit
Freuden zu begrüssen, da sie, wenn auch in einem be-
schränkten Kreis, nach höheren künstlerischen Zielen ringen.

Dresden. — Ernst Arnold bereitet für Ende März eine
interessante Ausstellung von Skulpturen vor, die in dem
Salon in der Schlossstrasse stattfinden soll. Es werden ver-
treten sein: C. van der Stappen, Josef Lambeaux, Alphonse
Legros, J. Cheret, A. Charpentier, Frange und Willumsen.
Von deutschen Künstlern haben A. Hildebrand, E. M.
Geyger, P. Poppelmann, L. Monzel und K- Seffner ausser
anderen ihre Beteiligung versprochen. — Im Gemäldesalon
der Wilsdrufferstrasse haben moderne Berliner Künstler,
R. Lepsius, C. Hermann, Dora Hitz, L. von Hofmann,
Liebermann und Leistikow ausgestellt.

Leipzig. — Die Kollektivausstellung der Münchener
Künstlervereinigung „Ring" im Kunstverein zu Leipzig er-
freut sich fortgesetzt des lebhaften Interesses der Kreise, die
mit moderner Kunst nähere Fühlung haben. Und in der
That ist es ein höchst frisches und wirkungsvolles Gesamt-
bild, das diese Reihe von 66 Ölgemälden, circa 100Aquarellen,
Radirungen, Lithographien und 12 plastischen Werken, Büsten
und Statuetten, darbietet. Im ganzen haben 12 Maler (Herrn.
Eichfeld, Angelo Jank, Rieh. Kaiser, F. A. Otto Krüger,
Adelbert Niemeyer, Beruh. Pankok, Leo Putz, Rieh. Riemer-
schmid, Paul Schröter, Otto Ubbelohde, Ludw. von Zum-
busch) und drei Bildhauer (Ed. Beyrer jun., Theod. von
Gosen und Hugo Kaufmann) ausgestellt. In den Ölgemälden
und den etwas reichlich vertretenen Skizzen sowohl als in
den Kunstdrucken herrscht die stimmungsvolle Landschaft
vor, doch fehlt es auch nicht an Porträts mit Innen- oder
Freilicht. Eine unverhohlene Freude an Farbe, Luft und
Licht und eine frische ungekünstelte, oft ans Idyllische
streifende Auffassung der Natur ist der Zug, der diese Werke
eint und sie einander so verwandt erscheinen lässt. Daneben
sorgt natürlich individuelle Begabung, Erfahrung und Übung
für die mannigfachste Abstufung im einzelnen. Neben den
Leistungen aufstrebender Talente, die mit keckem Mute die
schwierigsten malerischen Probleme angreifen, ohne sie doch
so zu überwinden, dass der Beschauer nicht die Anstrengung
mitfühlt, stehen die Bilder hochbegabter und fertiger Künstler,
wie Elchfeld, Riemerschmid, Ubbelohde, Zumbusch, Pankok.
Und fragt man sich, wer in diesem Künstlerkreise das Be-
deutsamste bietet, so kann die Wahl nur zwischen Eichfeld
und Ubbelohde stehen; der ersterenimmtmitseinen tiefernsten,
grosszügigen Flachlandschaften mit Horizontlinien, wie sie
noch niemand gemalt, unmittelbar die Phantasie gefangen;
der andere entzückt durch seine feingestimmten und aus
echt malerischem Sinne geborenen Naturausschnitte, von
denen das Bild „An der Lahn" die meisten Bewunderer
findet. Eine Serie von 25 Handzeichnungen und vorzüg-
lichen Radirungen bietet weitere charakteristische Proben der
Kunst dieses vielseitigen, phantasievollen Malers. Auf dem
Gebiete der graphischen Künste macht ihm freilich Bernhard
Pankok eine rühmliche Konkurrenz. Unter den Bronzen
steht weit obenan die Madonnenbüste von Beyrer. Wie ein
Gruss aus der kunstfrohen florentinischen Frührenaissance,
den Tagen des Settignano, mutet der holdnaive Mädchen-
kopf an, und wenn man das anmutige sittsame Gesichtchen
mild und gerührt betrachtet hat, findet man an dem Sockel
noch ein ungemein zart und weich behandeltes Reliefbildchen,
eine Verkündigung, dargestellt. Auch die technische Seite,
vorzüglicher Guss und die durch Oxydirung gewonnene
silbergraue Tönung der Bronze bringt die reizvolle ideale
Bildung zur vollen Geltung. F- B-
 
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