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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 9.1898

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Sammlungen und Ausstellungen.

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SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

* , * Der Besitzer des Pellerhauses in Nürnberg, Möbel-
fabrikant Georg Eysser, hat die noch erhaltenen Entwürfe
und Detailzeichnungen für die Fassaden und die innere
Ausstattung des Gebäudes, besonders für Holzarbeiten,
etwa hundert, dem Germanischen Museum zum Geschenk
gemacht.

Paris. — Louvre. Im Saale der vorübergehenden Aus-
stellungen von Handzeichnungen sind vor kurzem die Neu-
erwerbungen der letzten Zeit an Zeichnungen französischer
Meister des 18. Jahrhunderts aufgehängt worden. Die Auf-
merksamkeit ziehen zunächst die Ankäufe aus dem Goncourt-
schen Nachlasse auf sich: zwei Cochin, darunter der be-
rühmte „Wettbewerb um den Prix Caylus", der „Mann mit
der Kugel", von Chardin, eine »sitzende Frau", von Gravelot,
„Junge Wirtschaft" von Greuze und zwei sehr schöne Porträts.
Watteau ist durch zwei Rötelzeichnungen — „Beim Barbier"
und „Scherenschleifer" —, eine famose Frauenstudie, ein
Blatt mit zwei Dudelsackpfeifern und Studien nach Tizian
und Veronese vertreten, sein Lehrer Gillot vor allem durch
ein paar leicht kolorirte dekorative Studien. Ganz wunder-
volleBlätter,zumalAktzeichnungen,befinden sich unter den 24
neuen Coypel. Ausserdem enthält die Ausstellung ein paar
sehr feine Gabriel de Saint-Aubin, einen Moreau jeune, „Place
Louis XV.", und Werke von de Boissieu, Baudouin,
Bouchardon, Dugoure, Fragonard, Huet, Le"picie und
Parrocel. o.

H. A. L. Dreden. — Kunstausstellung i8gg. Auf Ver-
anlassung des Oberbürgermeisters Beutler, der sich die
grösste Mühe um den Ausgleich der verschiedenen Sonder-
interessen unter den Dresdener Künstlervereinigungen ge-
geben hat, soll mit Zustimmung der Stadtverordneten eine
Summe von 30000 Mark zum Ankauf von 1899 in Dresden
zur Ausstellung gelangenden Werken der Plastik und Malerei
bewilligt werden. Dagegen glaubt man bei dieser Aus-
stellung von der Zeichnung eines Garantiefonds von Seiten
der Stadtvertretung absehen zu können, da die finanziellen
Vorbedingungen die denkbar günstigsten sind und alle über-
flüssigen Unkosten vermieden werden sollen.

H. A. L. Simonson-Ausstellung. Auch in Dresden
scheint es Mode werden zu wollen, dass die Künstler nicht
mehr in einem öffentlichen Lokal ihre Werke ausstellen
sondern in ihr Haus oder Atelier das Publikum einladen,
das dann, getrieben von Neugierde, in hellen Haufen
eine solche wohl inscenirte Gratis-Vorstellung aufsucht.
Einen vollen Erfolg in dieser Richtung hat jüngst der hie-
sige Maler Ernst Otto Simonson-Castelli erzielt, als er zur
Besichtigung einer langen Reihe seiner neuesten Arbeiten
in seine Villa auf der Residenzstrasse in Strehlen einlud.
Früher Schüler seines Schwagers Kuehl, malte er mit Vor-
liebe Interieurs in der Weise seines Lehrers, ohne dessen
Feinheit und Intimität zu erreichen. Heute hat er sein Stoff-
gebiet wesentlich bereichert und tritt uns als Historienmaler
und als Porträtist entgegen, indem er die verschiedensten
Gegenstände in seinen Bildern darstellt. Aus allen diesen
Werken lässt sich eine nicht unbeträchtliche Geschicklich-
keit erkennen, die namentlich in koloristischer Hinsicht aus-
gebildet zu sein scheint, doch kommt er nur in einzelnen
Fällen über rein äusserliche Wirkungen hinaus; er weiss für
den Augenblick zu blenden, vermag aber den Beschauer
niemals dauernd zu fesseln. Die beste Leistung in dieser
Sonderausstellung schien uns das Bildnis seiner Frau zu
sein, und auch die „Caprice in Roth" hat uns wegen ihrer
koloristischen Vorzüge gefallen. Dagegen ist die auf Leander

! wartende „Hero" gar zu verzeichnet und in eine so unglück-
i liehe Stellung gebracht, dass man darüber die Schönheit der
von Böcklin beeinflussten Landschaft übersieht, während die
grosse Corpus-Domini-Prozession in Fiesole zu sehr Studie
geblieben ist und eine eigentlich malerische Gesamtstim-
mung vermissen lässt.

H. A. L. Im Sächsischen Kunstverein in Dresden hat
der Weimaraner Professor Theodor Hagen während des
Monates März eine Anzahl von Landschaften ausgestellt, die
zu den besten gehören, die wir seit langer Zeit zu Gesicht
bekommen haben. Sie sind das Ergebnis eines ungemein
sorgfältigen Naturstudiums, verraten einen offenen, durch
keinerlei vorgefasste Meinung beeinflussten Blick für die
schlichte Grösse der einfachen Natur und erheben sich zum
Teil zu wahrhaft poetischen Wirkungen. Dies gilt vor allem
von der umfangreichen Darstellung einer am Waldesrand
emporsteigenden „Chaussee", die sich in einer starken Bie-
gung in das Bild hineinzieht, und von dem kleineren Herbst-
bild sowie von der Abendlandschaft, über der der letzte
Wiederschein der untergehenden Sonne lagert. — Gleichzeitig
mit diesen Bildern Hagen's war der Rest des künstlerischen
Nachlasses eines anderen Weimaraners, des unlängst ver-
storbenen Professors Alb. Brendel, ausgestellt, der einst als
Schafmaler einen wohlverdienten Ruf besass. Das beste
Stück der Sammlung war eine Schafherde im Stall, aber
auch seine zahlreichen Ölstudien und Zeichnungen Hessen
erkennen, wie ernst der Verstorbene seinen Beruf auffasste
und mit welchem Erfolge er die in der Jugend in Barbizon
gewonnenen Eindrücke zu verwerten verstand,

A. R. Die Gesellschaft deutscher Aquarellisten hat am
27. März bei Eduard Schulte in Berlin ihre siebente Aus-
stellung eröffnet. Sie besteht gegenwärtig aus 18 Mitgliedern,
von denen aber vier — Carl Bantzer, J. Falat, G. v. Boch-
mann und F. Wahle — nicht in der Ausstellung vertreten
sind, sondern nur auf dem Papier der Einladung stehen.
Von den übrigen vierzehn gehören fünf — M. Lieber-
mann, W. Leistikow, F. Skarbina, Fr. Stahl und Dora
Hitz — zugleich auch der Vereinigung der XI an. Es ist
begreiflich, dass selbst die hastigste Produktion einer Be-
teiligung an rasch aufeinanderfolgenden Vereinsausstellungen
nicht in gleich starkem Grade folgen und, wenn sie es den-
noch thut, nicht immer mit Meisterwerken aufwarten kann.
So hat Fr. Skarbina, wohl der produktivste Künstler von
ganz Berlin, zwar eine ganze Reihe von Strassenansichten
aus Brüssel, Brügge, Berlin, Bildnisse und Einzelfiguren
beigesteuert, aber es ist nicht ein Blatt darunter, das uns
mehr sagt, als was wir nicht längst von Skarbina wissen.
Leistikow hat von neuem das Motiv seines von Kiefern um-
standenen Waldsees mit den rötlich leuchtenden Baum-
stämmen abgewandelt, daneben aber mit einer Strandstudie
von Wisby wieder, wie wir glauben zu seinem Vorteil und
zur Auffrischung seines Naturgefühls, engen Anschluss an
die Natur gesucht. M. Liebermann hat in einem in der Abend-
dämmerungheimkehrenden Feldarbeiterund in einer Bleiche
mit Frauen einen feinen grauen Ton angeschlagen, dessen
Weichheit einen angenehmen Kontrast zu der herben, rauhen
Wirkung seiner Ölgemälde bildet. Friedrich Stahl hat sich
mit einer stark verkleinerten Wiederholung seines Pariser
Blumenkorsos und dem Rendezvous eines Pärchens in der
Tracht der vierziger Jahre begnügt. Dora Hitz hat, wie
zur Ausstellung der XI, eine unbedeutende Nichtigkeit,
eine Märchenprinzessin in einem Zauberwald, eingesandt.
Ludwig Dill's Dachauer Landschaften, Ludwig Dcttmann's
herbstliche Baum-Laub- und Landschaftsstudien aus Tirol,
die holländischen Strandbilder und Einzelfiguren von Hans
 
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