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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 9.1898

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Sammlungen und Ausstellungen.

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f Elberfeld. — Dem neu zu gründenden städtischen
Museum hat Herr Carl Ersbslöh in Brüssel, ein geborener
Elberfelder, eine Sammlung von 78 modernen Bildern zum
Geschenk gemacht.

| Petersburg. — Am ig. März ist nach mehrjährigen
Vorbereitungen das Russische Nationalmuseum Kaiser Ale-
xander III. eröffnet worden. Dasselbe befindet sich in dem
von dem Architekten Rossi ursprünglich für den Gross-
fürsten Michael Pawlowitsch in der Jnskenernajastrasse er-
bauten Palast, der von dem Architekten Swinjin in bester
Weise für Museumszwecke umgewandelt worden ist. Das
Museum enthält in 37 Sälen zehn Abteilungen. Die erste
ist dem Andenken Alexanders III. gewidmet, es folgen dann
die Ölgemälde nissischer Künstler aus der Eremitage, Por-
träts russischer Herrscher und ihrer Angehörigen, Aquarelle,
Pastelle und Kartons russischer Künstler, die von der Fürstin
Tenischew geschenkten Gemälde und die Sammlung des
Fürsten Gagarin, christliche Altertümer, Skulpturen und end-
lich eine Abteilung für die Architektur und die Bibliothek.

Berlin. — Kgl- Nationalgalerie. Erworben wurde nach
Bestellung ein Porträt des Generals Graf von Kirchbach
(Kniestück) von Prof. H. Fechner. — Besser aufgestellt wurden
die beiden Entwürfe von Anselm Feuerbach. Sie wann
ehemals im Handzeichnungskabinet den meisten Besuchern
entgangen, dann in letzter Zeit in der Skulpturenabteilung
nicht genügend zur Geltung gekommen; jetzt haben sie
ebenda eine andere Aufstellung erhalten, die besonders der
Medea eine starke Wirkung sichert.

Paris. — Dem Louvre ist kürzlich vom Herzog de la
Tremo'ille ein höchst wichtiges Gemälde der älteren vlämischen
Schule, die Höllenqualen der Verdammten darstellend, ge-
schenkt worden. Das Bild, das früher der Duchätel-Samm-
lung angehörte und 1874 gelegentlich der Ausstellung zu
Gunsten der Elsass-Lothringer allgemeines Aufsehen erregte,
geht unter dem Namen von Bosch, doch sind Zweifel an
der Urheberschaft dieses Meisters laut geworden. Vor kurzem
hat nun der Direktorialassistent des Louvre Le Prieur in der
Pariser Gesellschaft der Altertumsfreunde diesen Zweifeln
Ausdruck gegeben. Sie sind hauptsächlich psychologischer
Natur. Während Meister Hieronymus van Aken seinen
teuflischen Scenen ein höchst fideles Gepräge giebt, sind
auf dem Louvrebilde die phantastischen Gestalten mit
fürchterlichem Ernste bei ihrer scheusslichen Beschäftigung,
ist die ganze Scene überhaupt von religiösem Geiste erfüllt.
Zugleich hat Le Prieur auf frappante Obereinstimmungen
zwischen dem Bilde und einer Zeichnung des Louvre auf-
merksam gemacht. Jedenfalls ist über das Bild das letzte
Wort noch nicht gesprochen. o.

G. Am 17. April ist, ohne besondere Feierlichkeit aber
unter grossem Andränge des Publikums, das Muse'e Conde"
in Chantilly, die grossartige Schenkung des Herzogs von
Anmale an das Institut de France, der Öffentlichkeit über-
geben worden. Es wird von nun ab vorläufig Sonntags und
Donnerstags von 1 Uhr ab zugänglich sein. In runden
Ziffern umfassen die Sammlungen: 450 Gemälde, 300 Minia-
turen, 500 Porträtzeichnungen, 500 Handzeichnungen von
Carmontelle, 600 von Raffet, 700 sonstige Handzeichnungen,
5000 Stiche, 1400 Manuskripte, 12000 ältere Druckwerke und
15000 moderne Bücher; ausserdem alte und neue Skulpturen,
Bronzen, zwischen 3000 und 4000 Medaillen, Fayencen,
Emaillen, Teppiche u. s. w. Wir werden auf das wichtige
Ereignis noch zurückkommen.

G. Paris. — Der Rechnungsabschluss der National-
museen für 1897 weist 487507 Frks. Einahmen und 390681 Frks.
Ausgaben auf. Unter den Ausgaben waren die hauptsäch-

lichsten: Ingres, Porträt des älteren Bertin, 80000 Frks. —
Teilzahlung für Lawrence, Porträt des John Angerstein und
seiner Gemahlin, 35000 Frks. — Zeichnungen aus dem Nach-
lasse der Goncourt, 19215 Frks. — Eine Anzahl Fayencen.
21 000 Frks. — Teilzahlung für ein Standbild der heil. Jung-
frau in Holz, 30000 Frks. — Desgl. für das Halsband und
die Tiara von Olbia, 85000 Frks.

P. Aus Düsseldorf. Die Sammlungen des historischen
Museums sind nunmehr aus den dunkeln und unzureichen-
den Sälen des alten Schlosses bezw. der Landesbibliothek in
das zu diesem Zweck vollständig umgebaute Lagerhaus am
Rhein (die ehemalige sog. Reuterkaserne) überführt worden
und kommen dort in erfreulicher Weise zur Geltung. Der
historische Sinn in Düsseldorf wird durch diese Sammlungen,
sowie namentlich auch durch die in den letzten Jahren
überaus rege und wissenschaftliche Thätigkeit des Geschichts-
vereins zweifellos gehoben werden. Es ist nur zu wünschen,
dass die immerhin noch recht lückenhaften Bestände des
Museums durch Schenkungen, oder wenigstens durch das
Herleihen von in Privatbesitz befindlichen Gegenständen
erweitert und vermehrt werden, damit dann so manches,
das man jetzt noch als Füllmaterial mit in den Kauf nehmen
muss, dahin verschwinden könnte, wohin es gehört, nämlich in
die Depots. Was vor allem die grosse Sammlung von
Schützenbechern, welche Herr Const. de Leuw in seinem
Leben zusammengeschossen und dann dem historischen
Museum geschenkt hat, vorläufig für einen geschichtlichen
Wert haben soll, ist unerfindlich. Nach 500 oder 1000
Jahren kann man vielleicht anders darüber denken, vorläufig
bilden sie nur ein Denkmal des schlechten Geschmacks im
modernen Kunstgewerbe. Ein dringend notwendiger Kata-
log der Sammlungen ist noch nicht erschienen, obwohl der
alte durch eine Neunummerirung der Gegenstände noch
wertloser geworden ist, als er ohnehin schon war.

f Berlin. — In den Monaten Mai und Juni veranstaltet
die Kunstgeschichtliche Gesellschaft in den Räumen der
Kgl. Akademie eine Ausstellung von Kunstwerken der
Renaissancezeit aus Berliner Privatbesitz.

Paris. — Bei Durand-Ruel haben sich zwei Impressionisten,
Loiscau und Quillaumet, abgelöst. Beide sind nicht talent-
los, stehen aber zu sehr unter dem Einflüsse Monet's und
Pissaro's, als dass ihre Werke lebhaftere Teilnahme erwecken
könnten. Übrigens sollten sich die Künstler sagen, dass
vierzig gleich grosse, gleich gerahmte und gleich grelle im-
pressionistische Bilder, selbst wenn sie vorzüglich sind, in
einem Raum aufgehängt unerträglich wirken. Erfreulicher
ist die Ausstellung des jungen Künstlers Charles Quüloux
bei Dosbourg. Zumal seine Mondschein- und Dämmerungs-
landschaften sind teilweise sehr zart und stimmungsvoll. —
Von den Werken Pierre-Emile Coruillier's, die bei Georges
Petit ausgestellt sind, sind einige treffliche Rötelzeichnungen
(besonders ein paar Damenbildnisse) hervorzuheben. Auch
unter den Versailler Landschaften von Teure befindet sich
manches Beachtenswerte. o.

London. — Eine australische Kunstausstellung. Es ist
das erste Mal, dass eine rein australische Ausstellung in Lon-
don abgehalten wird. Neben dem Reiz der Neuheit tritt
aber zugleich ein ganzer Kontinent hierdurch mit in den
Wettbewerb ein. In der „Grafton-Gallery" befinden sich
zur Zeit etwa 400 Bilder und Zeichnungen, sowie mehrere
Skulpturen ausgestellt, die nur von australischen Meistern
herrühren. Organisirt wurde die Ausstellung von den
Direktoren der „National Art Gallery" in Neu-Süd-Wales.
Die öffentlichen Sammlungen von Sidney und Melbourne
sandten ausserdem einige ihrer besten Bilder, so dass die
 
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