Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 9.1898

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.5777#0237

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
457

Wettbewerbe. — Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen.

458

WETTBEWERBE.

Hochzeitsmedaillen. Wie wir unseren Lesern bereits
mitgeteilt haben, ist von den 87 Entwürfen zu Hochzeits-
medaillen und -piaketten, die infolge eines Preisausschreibens
des preussischen Kultusministeriums eingelaufen waren, keiner
des ersten Preises für würdig befunden worden. Die Jury
hat dafür den ersten Preis unter zwei Bewerber geteilt, deren
Entwürfe von den Preisrichtern als gleichwertig angesehen
worden sind. Wir sind durch die Freundlichkeit der Sieger
in den Stand gesetzt, unseren Lesern Abbildungen der beiden
Entwürfe vorführen zu können. Beide haben die unserem
Volke vertraute Medaillenform gewählt, und diese Wahl
scheint durch das Urteil der Preisrichter bestätigt worden
zu sein. Die Plakette ist bei uns noch nicht so populär,
dass sie auf allgemeines Verständnis rechnen könnte. Es
ist noch nicht zehn Jahre her, seitdem sie zuerst die Beachtung
von feingebildeten Kunstsammlern gefunden hat, und erst
vor wenigen Jahren haben deutsche Künstler versucht, diese

Wilhelm öiesecke, Hochzeitsmedaille. Vorderseite.

zierlichen Schmuckstücke italienischen Ursprungs nachzu-
bilden. Erfreulich ist es, dass beide Sieger insofern mit
der Praxis in enger Verbindung stehen, als sie als Fachlehrer
an kunstgewerblichen Lehranstalten wirken, also immer
darauf hingewiesen sind, durch Lehre und Beispiel junge
Leute für praktische Berufe heranzubilden. Wilhelm Giesecke,
dessen Entwurf ohne weitere Erklärung verständlich ist, ist
Lehrer für Bildhauer, Modelleure und Graveure an der
städtischen Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Barmen,
und Hermann Dürrich, Ciseleur von Beruf, wirkt als Lehrer
für Freihandzeichnen und für den Fachunterricht im Wachs-
modellieren, Ciselieren u. s. w. an der Zeichen- und Kunst-
gewerbeschule in Kassel. Bei dem Entwürfe der Bildseite
hat ihn der Gedanke an den Vergleich eines Ehebündnisses |
mit einer Fahrt ins Ungewisse geleitet. Kein Mensch weiss,
wohin die Fahrt geht. Aber der Bräutigam ladet die Braut
mit schmeichelnder Gebärde ein, mit ihm das Schiff des
Lebens zu besteigen, und zu guter Vorbedeutung streut ihnen
ein in der Luft schwebender Genius Rosen auf den Weg.
Das wogende Meer deutet die endlose Ferne an, der das
Schifflein des Lebens zusteuern wird. Auf der Schriftseite
halten zwei geflügelte Genien eine Votivtafel, auf der die
Namen des Brautpaares eingegraben sind. Sie sind gewisser-
maßen zugleich die Wächter der in dem Bibelspruch „Sei

getreu bis in den Tod" befohlenen Treue. Die Tafel lehnt
sich an einen Kandelaber, auf dem das Feuer der Liebe
lodert. Die Flammen züngeln hinüber in den mit Sternen
besetzten Rand, in die Unendlichkeit, womit die ewige
Dauer der Liebe angedeutet werden soll. Rosen mit Dornen
flechten sich um den Bund der Ehe. ' — y.

DENKMÄLER.

f Wien. — Am 1. Juni ist das Raimund-Denkmal, ein
Werk Franz Vogl's, vor dem Volkstheater enthüllt worden.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

f Krefeld. — Im Kaiser Wilhelm-Museum erregt gegen-
wärtig eine Ausstellung moderner künstlerischer Möbel und
Geräte berechtigtes Aufsehen. Sie enthält Arbeiten von
C. R. Ashbee, Eugen Beüeville, A. Charpenüer, O. Coppens,
A. W. Finch u. s. w. Auch zahlreiche deutsche Künstler

Wilhelm Öiesecke, Hochzeitsmedaille. Rückseite.

wie W. v. Beckerath, E. v. Berlepsch, (). Eckmann, E. M.
Geyger, M. Länger, W. Leistikow, H. Obrist, R. Riemer-
schmid, Franz Ringer sind durch hervorragende Arbeiten
vertreten.

G. Der Kunstfreund Hayem hat dem Luxembourg
fünf Werke des kürzlich verstorbenen Malers Gustave Moreau
geschenkt: das Ölgemälde „Le Calvaire", das berühmte
grosse Aquarell „Die Erscheinung" und drei kleine Aquarelle
«Der junge Mann und der Tod", „Ödipus und die Sphinx"
und „Amor und die Musen". Dieselben sind vorläufig in
den Sälen I und II untergebracht worden.

G. Bei der Abstimmung über die Ehrenmedaillen des
diesjährigen Pariser Salons wurde die Ehrenmedaille für
Malerei im zweiten Wahlgange mit 277 von 394 Stimmen
dem greisen Institutsmitgliede Henner zuerkannt. Die Ehren-
medaillen für Bildhauerei und graphische Künste erhielten
Gardet und Patricot. Den Prix national (für Künstler unter
32 Jahren) bekam der Maler Henry Royer für sein „Ex-voto"
und seine „Grablegung", die neun Reisestipendien fielen den
Malern Guinier, We~ry und Mlle. Du/au, den Bildhauern
Breton, Carli und Derre, den Architekten Andre und Sirot
und dem Kupferstecher Vyboud zu.

P. Düsseldorf. — Die diesjährige Pfingstausstellung ist
ziemlich reichhaltig und ihr künstlerisches Niveau hat sich
 
Annotationen