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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 9.1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.5777#0245

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473

Vereine.

474

zwar an die beiden Entwürfe von Th. Rocholl und F. Neuhaus.
Den dritten Preis errang L. Heupel mit seinen überaus
farbig und anmutig wirkenden Skizzen, den zweiten Alb.
Baur jr., und die Ausführung wurde einem Entwürfe zuge-
sprochen, der, wie sich herausstellte, dem Professor Claus
Meyer und Maler H. Huisken gemeinsam zu verdanken war.
Man kann mit der Entscheidung der Jury im allgemeinen i
einverstanden sein, besonders was die wichtigste Entscheidung j
bezüglich der Ausführung anbelangt. Es trifft sich zweifel-
los recht günstig, dass sie zwei Künstlern zu teil wird, die wohl
geeignet scheinen, sich gegenseitig zu ergänzen und von denen
dem einen der Ruf eines feinsinnigen Darstellers genrehaft-
historischer Darstellungen seit langem zur Seite steht. Die
Motive der Bilder, die durch zahlreiche Fenster unterbrochen
werden, waren ohne bindenden Zwang angegeben. Der
preisgekrönte Entwurf brachte denn auch verschiedene an-
dere, so vor allem als Mittelbild die Vereinigung der Lande
Jülich, Berg, Cleve und Ravensburg durch die Verlobung
der fünfjährigen Maria von Jülich mit dem sechsjährigen
Johann von Cleve-Mark am 25. November 1496. Sehr
interessant wirkten die Skizzen von Th. Rocholl, die zwar
etwas wild, aber von stark farbiger Wirkung sind. Neuhaus \
und HcupcVs Entwürfe zeichnen sich durch feinsinnige Be-
handlung des landschaftlichen Teiles aus, der allerdings auch .
in dem Entwurf von Meyer und Huisken eine grosse Rolle
spielt. Alb. Baur's jr. Arbeiten hatten etwas Konventionelles,
das sich freilich bei so verhältnismässig weit abliegenden,
mittelalterlichen Geschichtsmotiven schwer vermeiden lässt.
Er verdankt den zweiten Preis wohl hauptsächlich dem ge-
schickten Arrangement. Auch unter den nicht preisge-
krönten acht Entwürfen befand sich einiges Gute, das, wenn
es auch für eine Ausführung nicht reif genug war, doch
Zeugnis von Begabung ablegte. So die Entwürfe von Ed.
Massau, E. Pütz und ein ungenannter, allerdings stark
skizzenhafter Entwurf, mit dem Merkworte „Romrike Berge".

P-

Das Verkaufsergebnis der Kunsthalle in der Sächsisch- j
Thüringischen Industrie- und GeWerbeausstellung, Leipzig
i8g7. — Wenn eine Kunstausstellung in den Trubel einer ;
grösseren Industrieausstellung hineingestellt wird und nicht
Selbstzweck, sondern nur ein Glied in der Reihe von Sonder-
ausstellungen sein kann, so läuft sie naturgemäss Gefahr,
von einem grossen Teile ihrer Besucher nur so als Leckerei
apres diner mitgenossen zu werden. Eine weihevolle Kunst- :
stätte in einem solchen Falle zu schaffen, sollte man schier
für unmöglich halten, und doch hatte „die Kunsthalle" in j
ihrem Klingersaale einen solchen Platz. Es war ein Ehren-
saal moderner deutscher Malerei und Plastik und ein be-
sonderer Triumph für Leipziger Künstler, und er wird in der
Geschichte der Ausstellungen unvergessen bleiben. Zieht
man in Betracht, dass diese Separatausstellung in eng um-
schriebenen Grenzen nur die Sächsisch-Thüringische Künstler-
gruppe repräsentieren wollte, so muss man sagen, dass sie
ein überraschend reiches und interessantes Gesamtbild bot
und man ihr kaum anmerkte, dass die gleichzeitige Dresdener
Internationale Ausstellung noch wertvolle Beiträge entzogen
hatte. Der Besuch entsprach vollauf den Erwartungen, und
auch das Verkaufsergebnis, das soeben von der Finanzab-
teilung bei der endgültigen Abrechnung bekannt gegeben
wird, ist ein durchaus normales und erfreuliches. Die Ge-
samtsumme beträgt 103747 M. und verteilt sich auf 141 ver-
kaufte Kunstgegenstände. Der offizielle Katalog zählte 864
Nummern, nämlich 429 Gemälde, 141 Aquarelle und Pastelle,
192 Zeichnungen und Kunstdrucke und 102 plastische Werke,
wozu nachträglich noch eine Anzahl Gemälde und Kunst-

blätter kam. Im Durchschnitt sind circa 16 Prozent der
ausgestellten Kunstwerke verkauft und zwar Ölgemälde
und Aquarelle im Verhältnis bei weitem mehr als Kunst-
drucke und Skulpturen. Bei letzteren bleibt allerdings zu
berücksichtigen, dass ein grosser Teil derselben vom Ver-
kaufe ausgeschlossen war. In der Reihe der Käufer obenan
steht die Lotteriekommission mit 32 Nummern, unter denen
sich Gemälde von Fr. von Uhde, Th. Weber, C. Ludwig,
E. Kubierschky, Miiller-Kurzwclly, Bärgel, Schreyer befanden,
dann folgen mehrere Privatleute mit dem ansehnlichen Be-
darf von je 12 Bildern, andere mit je 6, darauf die Ver-
waltung des städtischen Museums zu Leipzig mit den drei
Gemälden: „Hochgebirgseinöde" von C. Ludwig, „Hirten-
leben" von O. Gebler und „Wachparade" von R. Reinicke.
Diese wenigen statistischen Angaben lassen doch deutlich
erkennen, dass im allgemeinen das Verhältnis der Ausstel-
lungsbesucher zur Kunst unserer Tage und unserer Um-
gebung keineswegs so ungünstig war, wie man nach den
scharfen Meinungsverschiedenheiten und den häufigen ab-
sprechenden Urteilen gerade über die allerbedeutendsten
Kunstwerke der Ausstellung hätte annehmen können.

. F. B.

Hamburg. Frühjahrs-Kunstausstellung i8gg in der
Kunsthalle. Die für die Zeit vom 1. März bis ig. April i8gg
geplante Frühjahrs-Kanstausstellung, zu welcher die Säle
der Kunsthalle zur Verfügung gestellt sind, soll sich von
den seitherigen Ausstellungen in Hamburg vor allem durch
die Beschränkung auf besonders ausgewählte Werke erster
Künstler unterscheiden. Neben dieser Elite-Ausstellung
wird eine Ausstellung von Werken Hamburger Künstler in
kleinerem Rahmen und in getrennten Räumen stattfinden.
Der Termin der Einsendung (10. bis 20. Februar) und der
Ausstellung selbst ist derart anberaumt, dass die Beschickung
der übrigen Ausstellungen von hier aus noch rechtzeitig
erfolgen kann. Die Ausstellungsprogramme und -formulare
werden im Herbste dieses Jahres zur Versendung gelangen.

VEREINE.

Berlin. — In der Sitzung der kunstgeschichtlichen Gesell-
schaft am 25. Februar berichtete Herr Geheimrat Lessing über
die Neuerwerbungen des Kunstgewerbemuseums. Darauf
sprach Herr Eugen Schweitzer über Gaudenzio Ferrari: Die
Jugendentwickelung dieses launenhaft und ungleich arbeiten-
den, aber stets geistreichen Künstlers wird durch zwei Meister
der älteren lombardischen Schule bestimmt, Macrino d'AIba
und Bramantino. Von ihnen übernimmt er die gestreckten
Proportionen seiner hageren Gestalten, die langen schmalen
Hände, die parallele Fältelung der Gewänder, die grelle
Beleuchtung der Figuren und eine Vorliebe für Anwendung
von Stuck in Heiligenscheinen und Dekorationen, die er
besonders in den Werken des Stefano Scotto ausgebildet
fand. In Vercelli lässt die Tradition seine Lehrzeit beginnen,
vielleicht, wie schon Morelli meint, bei Macrino. Lomazzo's
Behauptung, er sei zu Scotto nach Mailand gegangen, wider-
spricht, dass seine frühesten Werke am meisten von Bra-
mantino's Charakter zeigen. Aus Mailand mag ihn dann
mit vielen anderen die französische Invasion von 1499 ver-
scheucht haben; doch muss er sich vor 1507 dort wieder
aufgehalten haben, denn in einer Arbeit dieses Jahres, den
Fresken der Margarethen-Kapelle von S. Maria delle Grazie
in Varallo, macht sich zuerst Leonardo's Einfluss geltend.
Wie empfänglich er überhaupt für fremde Einwirkungen
war, zeigt am stärksten der Altar von Arona vom Jahre 1511;
hier ist das Kind in der Anbetung direkt nach Perugino's
 
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