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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 12.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.5772#0031

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unmittelbar in den Gedankenkreis religiöser Vorstellungen
zu bannen. Prof. Dietsche hat den architektonischen Geist
seiner Aufgabe mit grossem Blick erfasst und den Absich-
ten des Baumeisters vollendete künstlerische Gestaltung
verliehen.

Die Altarwand schliesst mit einem Giebel, hinter wel-
chem sich die Orgelnische erhebt. In demselben grauen
Sandstein, aus welchem die Wand gebaut ist, ist auch die
plastische Arbeit ausgeführt. Es war in diesem Fall ein
glückliches Zusammentreffen ritueller und künstlerischer
Gesichtspunkte, dass die protestantische Anschauung den
plastischen Schmuck einem Altargemälde vorzieht: eine
Plastik konnte sich hier weit organischer und einheitlicher
in den architektonischen Rahmen einfügen als eine Malerei.
Ein gewaltiges Kruzi-
fix krönt den Giebel,

zu beiden Seiten
schliessen zwei lebens-
grosse Reliefdarstel-
lungen : Die Geburt
Christi und die Frauen
am Grabe des Aufer-
standenen. So fasst
die Darstellung die
drei grossen Haupt-
momente der christ-
lichen Glaubensthat-
sachen zu einer ein-
heitlichen Komposi-
tion zusammen, die
naturgemäss in der
imposanten Gestalt

des Gekreuzigten
gipfelt. Es ist nicht
der im Tode gebro-
chene Christus dar-
gestellt, der im
schmerzvollen Neigen

des Hauptes, im
Krampf der Glieder
unser Mitleid anruft.
Schon die stilisierende
Einfügung der Figur
in die architektonische

Umgebung verbot
jede naturalistische
Abweichung von der
Einfachheit und Sym-
metrie der Linien.

Zugleich wurde die Auffassung veredelt, der geistige
Gehalt vertieft: Das Haupt aufgerichtet, die Arme, wie in
einer hingebenden Geberde wagrecht ausgestreckt, der
Körper nicht gebrochen, sondern von geistigem Leben ge-
spannt: so erscheint dieser Christus nicht als das phy-
sisch leidende Opfer, sondern als die Verkörperung eines
ethischen Gedankens, als der Heros der siegreichen Men-
schenliebe, die den Tod überwindet. k. Widmer.

Wien. Das Sekretariat der Wiener Secession bittet um
Aufnahme nachstehender Zeilen: Infolge der jüngsten An-
kündigung der bevorstehenden Ausstellung der Wiener
Secession laufen jetzt im Sekretariat daselbst die Anmel-
dungen zu der Ausstellung ein; aber obgleich das Pro-
gramm derselben in der offiziellen Einladung ganz präzise
ausgedrückt ist, dass nämlich die Ausstellung Pastell,
Aquarell, Kleinplastik und Kunstgewerbe umfasst, werden

fast täglich bald Ölbilder, bald graphische Arbeiten an-
gemeldet, welche diesmal nicht zugelassen sind. Um den
Einsendern dieser — von vornherein ausgeschlossenen —
Werke Mühe und Verdruss zu ersparen, sei hiermit noch-
mals auf das Programm der Ausstellung hingewiesen,
(i * *



Wien. Die »Wiener Zeitung« berichtet über die Vor-
bereitungen, die in Florenz zur Vierhundertjahrfeier des
Geburtstages Benvenuto Cellini's am 2. November getroffen
werden, wie folgt: Die Vorsitzenden der Goldschmiede-
Genossenschaft und die Festkommission sind zusammen-
getreten und haben gemeinsam ein Programm ausgearbeitet.
In der * Kapelle der Maler« bei San Annunziata, wo die
Gebeine des Meisters ihre letzte Ruhestätte gefunden haben,

Amsterdamer Bärgerwaisen von Otto Eckmann (siehe »Vom K'instmarkt«).

wird eine künstlerisch ausgeführte Erinnerungstafel ange-
bracht werden, eine andere an dem Hause, wo Benvenuto
seinen »Perseus« goss. Eine Gedenkmedaille wird ge-
schlagen, eine Büste Cellini's nächst, dem Ponte Vecchio
enthüllt werden. Einladungen zur Teilnahme am Feste
ergehen schon jetzt an alle Goldschmiede-Zünfte. Die
Festlichkeiten werden sich, nach den umfassenden Vorbe-
reitungen zu schliessen, glänzend gestalten. \*

Berlin. Die Städtische Kunstdeputation hat beschlossen,
die von Gustav Lind-Berlin in Kupfer getriebene, weit über-
lebensgrosse Figur des Bogenschützen von E. M. Geyger,
die auf der Kunstausstellung dieses Jahres zur Schau gestellt
war, anzukaufen und im Humboldthain aufstellen zu lassen.
 
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