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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 12.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.5772#0091

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Ausgrabungen und Funde.

166

beiden Sitzungen vor. Nachdem die Versammlung, die
von 52 Mitgliedern besucht war, sich konstituiert und die
im Laufe des vergangenen Jahres verstorbenen Mitglieder
in üblicher Weise geehrt sowie von dem Beitritt 12 neuer
Mitglieder Kenntnis genommen hatte, teilte der Geschäfts-
führer, Geheimrat Dr. Jordan - Berlin, mit, dass die Be-
schlüsse der vorjährigen Hauptversammlnng sämtlich aus-
geführt, demnach die damals erworbenen Gemälde statuten-
gemäss bei den Mitgliedern zur Ausstellung in ihrem
Wohnort in Umlauf gesetzt seien. Nach Verteilung der
Vereinsblätter und nachdem der Vorsitzende Dr. H. H.
Meier-Bremen über den Fortgang des Max Klinger'schen
Radierwerkes >Vom Tode« (Teil II) Mitteilungen gemacht,
legte der Kassenführer, A. Molineus-Barmen, den Kassen-
bericht vor, nach dem für die nächsten beiden Jahre
43 000 Mark zur Verwendung gebracht werden können.

Nach Erledigung einiger weiterer geschäftlicher For-
malitäten stellte der Vorsitzende den Antrag, den Namen
der Verbindung, da er falsche Vorstellungen zu erwecken
geeignet sei, in >Verbindung für historische und ideale
Kunst« umzuwandeln, doch wurde dieser Vorschlag nicht
acceptiert, nachdem aus der Versammlung heraus betont
worden war, dass auch der in Anregung gebrachte Name
dem gegenwärtigen Zwecke des Vereins nicht voll gerecht
würde.

Dagegen wurde ein weiterer Antrag des Vorstandes,
die Herausgabe einer Mappe von 20 graphischen Original-
arbeiten betreffend, zu der für die Jahre 1901/2 und 1903/4
je 5000 Mark zur Verfügung ständen, freudig angenommen,
und ein auf Beschickung der nächsten Versammlung ab-
zielendes Ausschreiben an die graphischen Künstler be-
schlossen. Am zweiten Sitzungstage wurde nach Er-
ledigung mehrerer geschäftlicher Anträge als nächster Ver-
sammlungsort Düsseldorf gewählt und es wurden, nachdem
durch die Kommission von den eingegangenen 102 Kunst-
werken 13 zur engeren Wahl gestellt worden waren,
folgende für insgesamt 30000 Mark angekauft:

Arthur Kampf, Rückzug aus Russland; Otto Heichert,
Veteranenversammlung; M. Pietschmann, Adam und Eva;
A. Zick, der Würgengel und H. E. Pohle, Friedrich der
Grosse in Küstrin. — Soweit das Protokoll.

Einzelne dieser Ankäufe beweisen, dass die beim An-
trag auf Namensänderung zum Ausdruck gebrachte Auf-
fassung des Vorstandes, wonach unter der Bezeichnung
»historische Kunst« nicht nur »Illustrationen in grossem
Formate«, nicht »Darstellungen geschichtlicher Ereignisse
unter Betonung des Gegenständlichen«, sondern vielmehr
alle Figurenbilder grossen Stiles, auch idealen Inhalts, ver-
verstanden werden sollten, von vielen Mitgliedern geteilt
wird. Das wäre überaus freudig zu begrüssen, denn, wie
es in diesem Blatte bereits mehrfach ausgesprochen wurde,
kann man die Hervorbringungen der sogenannten Historien-
malerei, da sie durch Betonung von Dingen, die mil Kunst
an sich nichts zu thun haben, die Begriffe zu verwirren
sehr geeignet ist, im allgemeinen nicht zu den reinen
Kunstwerken rechnen. — Dass z. B. Otto Heichert's farben-
prächtige, sehr lebensvolle durchaus realistische Darstellung
einer Veteranenversammlung angekauft wurde, ist ein
höchst erfreuliches Zeichen, aber die Gesamtheit der Neu-
erwerbungen beweist doch, dass der alte »Kunstvereins-
geschmack« bei der Verbindung noch immer nicht über-
wunden ist. Es ist gewiss zu verstehen, wenn gegen die
Namensänderung einer so lange bestehenden Verbindung
Bedenken geltend gemacht wurden. Es ist auch begreif-
lich, dass man bei der neuen Bezeichnung nicht ganz auf
die alte verzichten wollte, aber ebenso gewiss ist es, dass
auch »historische und ideale Kunst« nicht das ganze Ge-
biet kennzeichnet, dem die auf Förderung gerichteten Be-

strebungen eines solchen Vereins gelten müssen. Das
Verständnis für Kunst hat mit dieser selbst in den Jahren
seit der Entstehung der Verbindung in Deutschland einen
so erheblichen Aufschwung genommen, dass zu hoffen ist,
die Verbindung werde auf dem durch einige'Atr Ankäufe
dieses Jahres gekennzeichneten Wege fortschreiten. Ihr
stehen so bedeutende Mittel zur Verfügung, dass sie im
höchsten Grade segensreich und befruchtend wirken
könnte, wenn sie es versteht, das von den dargestellten
Gegenständen ganz unabhängige wahrhaft Bedeutende
und Fortbildende in der Kunstentwicklung zu erkennen.

P. W.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE

Rom. Eben ist die südliche Seitenkapelle neben der
Hauptapsis der Basilika auf dem Forum Romanum von
allem Schutt befreit worden, und man kann sagen, dass
das dort Gefundene alle Erwartungen übertroffen hat.
In der ganzen Basilika, ja in ganz Rom giebt es keine
Fresken aus dem ersten Jahrtausend von so epoche-
machender Bedeutung. Der fast viereckige Raum liegt
hart an dem neuentdeckten Aufgang, den wahrscheinlich
Caligula vom Palatin zum Forum geführt hat. Er ist
teilweise noch mit dem antiken Tonnengewölbe überdeckt
und ohne jede architektonische Gliederung. Nur nach
Westen zu ist in die Mauer eine fensterartige Nische ein-
gelassen. Wie weit hinauf die Mauern einmal mit Ge-
mälden bedeckt waren, ist heute nicht mehr zu sagen,
wohl aber haben sich etwa in Manneshöhe rings an den
Wänden mehr oder minder arg zerstörte Fresken erhalten,
welche die Geschichte der hh. Quirico und Giulitta erzählen,
deren Namen noch heute in Rom sich mit einer seiner
zahllosen Kirchen verbindet. Aber nicht mit diesen
Fresken, die zur Zeit noch nicht gereinigt worden sind,
verbindet sich das einzigartige Interesse dieses Gemälde-
kreises. Er konzentriert sich vielmehr ganz auf die Dar-
stellung in der Nische über dem zum Teil noch erhaltenen
Altar. Hier ist auf dunkelblauem Hintergrunde die
Kreuzigung Christi dargestellt. Christus trägt ein blaues
Hemde, das Kolobium, welches die Arme nackend lässt.
Um die Schultern hängt ihm ein gelber Streifen in Form
einer Stola über die Kniee herab. Hände und Füsse sind
mit vier Nägeln ans Kreuz geheftet, über dem man Sonne
und Mond erblickt. Der Christuskopf mit dem grossen
gelben Kreuznimbus ist bärtig. Er blickt mit weit ge-
öffneten dunklen Augen über den Beschauer hinweg, und
man fühlt das Ringen nach Ausdruck und Leben in diesem
Kopfe. Die Inschrift am Kreuz ist in griechischer Schrift
geschrieben, während alle Tituli in dieser Kapelle lateinisch
sind. Links unter dem Kreuze steht Longinus mit er-
hobener Lanze, die er noch in der Wunde Christi hält,
aus welcher Blut und Wasser hervorquellen. Rechts steht
ein Kriegsknecht und hält den Schwamm mit Essig empor,
den Durstenden zu tränken. Zur Linken vor einem rot
gemalten Felsen steht Maria, ganz und gar in einen
blauen Mantel gehüllt, der auch das Haar und die rechte
Hand bedeckt, welche sie erhoben hat, ihre Thränen zu
trocknen. Ihr Haupt ist ebenfalls von einer grossen
gelben Scheibe umgeben. Rechts gegenüber vor einem
grünen Felsstück steht der jugendliche Johannes, in einen
gelben Mantel gehüllt, ein mächtiges, gelbes Buch im
Arm, dessen Deckel mit Steinen geschmückt ist. Mit
drei grossen Pflöcken ist das Kreuz im Boden befestigt.

Fragen wir nach dem Alter dieser Darstellung, so
bietet sie mit der Miniatur aus der Rabulas - Handschrift
und mit dem Kreuzigungsfragment aus S. Valentino an der
Via Flaminia (beide abgebildet von Kraus, Geschichte der
 
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