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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 12.1901

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167

Wettbewerbe. — Denkmäler. —

Sammlungen und Ausstellungen.

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christl. Kunst I, p. 175 u. 177) zahlreiche Vergleichungs-
punkte dar. Das letztere hat Kraus dem 8. oder 9. Jahr-
hundert zugeschrieben, und er dürfte damit das Richtige
getroffen haben, denn auch die Kreuzigung auf dem
Forum Roma-num gehört dem achten Jahrhundert an. Ein
ausserordentlich günstiger Zufall hat uns nämlich die
Möglichkeit erhalten, die Entstehungszeit aller Gemälde
in der Kapelle genau zu bestimmen. Unter der Nische
über dem Altar sieht man zunächst auf edelsteinbesetztem
Thron eine Madonna mit dem Kinde auf dem Schoss,
deren Köpfe zerstört sind Von zwei Heiligen in weissen
Gewändern, welche den Thron bewachen, sind gleichfalls
die Köpfe mit den Namensinschriften verloren gegangen,
doch dürften es Petrus und Paulus gewesen sein. Neben
dieser Mittelgruppe aber stehen rechts und links die
Titelheiligen, die alte Giulitta und das Kind Quirico, und
an den Ecken schliessen Papst und Stifter des Heiligtums,
beide durch den viereckigen Nimbus als Lebende
charakterisiert, die Komposition. Auch die Namen der
beiden sind erhalten. Der Stifter hiess Neodotus, und
von seinen Verdiensten ist in einer längeren, fast ganz er-
haltenen Inschrift die Rede. Neben dem Papstporträt
aber liest man zur Linken Zacharias und zur Rechten Papa
und damit ist die Entstehungszeit der Fresken festgestellt.
Papst Zacharias, von dessen segensreichem Wirken in
Rom der Liber Pontificalis ausführlich handelt, hat weder
einen Vorgänger noch einen Nachfolger seines Namens
gehabt und von 741 bis 752 die Tiara getragen. Vielleicht
wird es den christlichen Archäologen gelingen, auch über
den Stifter des Heiligtums, welcher das Modell der Kapelle
auf verhüllten Händen der Madonna darbringt, Nach-
richten zu finden. Auch über die Inschrift neben ihm,
in welcher die Kirche »Maria antiqua« genannt wird, be-
dürfen wir der Aufschlüsse, und sie werden nicht fehlen.
Jetzt gilt es nur noch hinzuzufügen, dass gerade die
Fresken der Altarwand im Heiligtum von S. Quirico und
Giulitta, abgesehen von der zerstörten Mittelgruppe, besser
erhalten sind wie alle übrigen Fresken in der Basilika,
mit denen sie übrigens teilweise dieselben Stileigentüm-
lichkeiten verbinden. e. St.

WETTBEWERBE
Bonn. Hier soll vor dem Münster ein Monumental-
brunnen errichtet werden, für dessen Ausführung eine
Summe von 18000 M. zur Verfügung steht. Deutsche
Bildhauer und Architekten, welche sich an dem dieserhalb
eröffneten Wettbewerb beteiligen wollen, erhalten auf
Wunsch die näheren Bedingungen, sowie die Lagepläne
seitens des Oberbürgermeisters kostenfrei zugesandt.

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DENKMÄLER

Berlin. Am 22. Dezember wurde hier im Beisein des
Kaisers in der Siegesallee die Nische des Kurfürsten
Joachim Hector von Harro Magnussen enthüllt. Sie ge-
hört unstreitig zu den besten der bisher aufgestellten. Der
Fürst ist kraftvoll und markig erfasst und dargestellt; ohne
Pose und Pathos steht er da in prunkender Rüstung, die
Linke am Knauf des mächtigen Schwertes, mit der Rechten
den Mantel haltend, der zugleich auf der Plinthe schlep-
pend, der Figur in natürlicher Weise den nötigen Halt
giebt. In der Mitte der Bank ist als eigenartiger Schmuck
ein Bronzemedaillon mit dem Kopfe Martin Luther's an-
gebracht, das in sinnvoller Weise auf die Einführung der
Reformation durch den Kurfürsten hinweist. —

Von einer der beiden gut charakterisierten Neben-
figuren hat der Kaiser eine Wiederholung in farbigem
Marmor für sich selbst erworben. -r-

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN

Karlsruhe. Unter den hiesigen Künstlern, die seit der
Eröffnung des Neubaus im Kunstverein mit neuen Schöp-
fungen aufgetreten sind, hat Schönleber mit einigen in
Farbe und Stimmung sehr feinen Landschaften bis jetzt
die bemerkenswertesten Beiträge geliefert. Es sind meistens
Früchte seiner diesjährigen Studien, kleine Seestücke von
der holländischen Nordseeküste, Motive aus schwäbischen
Städten und Landschaften. Unter den letzteren waren
einige kleinere Arbeiten, in denen die Vorzüge des Künst-
lers am besten zum Ausdruck kamen: die Intimität seiner
Naturempfindung, sein Gefühl für koloristische Feinheiten,
die Leichtigkeit und Anmut seines Vortrags, die reife Sorg-
falt der Ausführung und jener Reichtum an liebenswürdigen
Einzelheiten, der einen ganz besonders charakteristischen
Zug des Schönleber'schen Schaffens ausmacht. Hans
Thoma hat sich in letzter Zeit u. a. auch in der Radier-
kunst versucht. Die diesjährige (VII.) Mappe des Karls-
ruher Vereins für Originalradierung enthält neben Arbeiten
von Walther Conz, H. von Volkmann, Gattiker, Daur und
dem in Erfindung und malerischer Behandlung sich
stark an Rowlandson und Goya anlehnenden Hofer etc.,
auch zwei Blätter von Thoma: ein Selbstporträt und eine
Landschaft, die freilich die Beherrschung der Technik noch
sehr vermissen lassen. In Thoma's neuesten Ölbildern
macht sich leider eine fühlbare Abnahme der Farben-
empfindung geltend. Auch die Landschaften, die Hans
von Volkmann ausgestellt hat, zeigen gegen frühere Ar-
beiten eher einen Rückgang als einen Fortschritt. Volk-
mann's Stärke liegt in der landschaftlichen Lithographie,
deren stilisierende Einfachheit der Formen- und Farben-
sprache seiner Eigenart am besten entspricht. Aber auch
seine gemalten Landschaften hatten früher, trotz einer ge-
wissen Trockenheit der Auffassung und der Farbenempfin-
dung, doch immer noch mehr malerischen Reiz als seine
neuesten Sachen, die immer bunter in der Farbe und
nüchterner in der Auffassung und im Vortrag werden.

Im übrigen möchte man dem Karlsruher Kunstverein
ein etwas frischeres Leben von Herzen wünschen. Die
Wichtigkeit interessanter Kunstausstellungen für eine Stadt
mit einer Akademie liegt auf der Hand; für Künstler und
Publikum ist der Massstab fremder Leistungen, der Ver-
gleich mit den Fortschritten, die anderwärts gemacht
werden, gleich notwendig. Als vor einigen Wochen das
neue Kunstvereinslokal eingeweiht wurde, da wurde dem
Wunsch und der ernsten Absicht Ausdruck verliehen, dass
damit auch für die Thätigkeit der Vereinsleitung eine neue
Ära eintreten solle. In der That schien die Eröffnungs-
ausstellung zu einigen Hoffnungen zu berechtigen, wenn
man billige Rücksicht auf die Schwierigkeit der Karlsruher
Verhältnisse nahm. Einige Franzosen (Menard, Cottet,
Aman-Jean, von den altern Benjamin Constant) waren ver-
hältnismässig gut vertreten und gaben zusammen mit
einer älteren Dill'schen Landschaft wenigstens Einen vor-
nehmen Raum ab. Jetzt scheinen wir aber wieder im
alten Fahrwasser angelangt zu sein. Die Wände nehmen
wieder den gewohnten Charakter der Mittelmässigkeit an,
aus der nur ausnahmsweise einmal eine interessante Er-
scheinung auftaucht. Die Schuld liegt, wie gesagt, in
erster Linie an den Verhältnissen. Karlsruhe besitzt zwar
schon ein reges internes Kunstleben, aber die Entfaltung
nach aussen ist erst im Werden. Diese Ungunst der Si-
tuation muss man dem Leiter der Vereinsausstellungen,
dessen guter Wille anerkannt werden soll, zu gute halten.
Nur Einen guten Rat möchte man ihm dabei mitgeben:
wenn irgendwo, so ist in der Kunst die Absicht, die Qua-
lität durch die Quantität zu ersetzen, eine verfehlte. Wenn
 
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