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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 12.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.5772#0099

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18i

Sammlungen und Ausstellungen. — Wettbewerbe.

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südlichen Seitenkapelle neben der Hauptapsis haben wir
bereits in vor. Nr. berichtet. Es kann jetzt auch gelingen,
den Orundriss der neuen Basilika festzulegen, die sich,
zwischen die riesigen Mauern eines Saales der Kaiserpaläste
eingezwängt, am Fusse des Palatin erhob. Der Flächenraum,
den die alte Kirche einnahm, gliedert sich etwa in folgen-
der Weise. Vor dem Atrium erhob sich ein Portikus,
dessen Dach sich auf Pfeilern mit vorgelegten Halbsäulen
stützte. Das Atrium ist ungegliedert und nimmt den ganzen
Raum zwischen zwei mächtigen antiken Mauern ein, von
denen die nördliche frei emporragt, während die südliche
sich an die Mauern, die am Palatin hinaufgebaut sind, an-
lehnt. Man erkennt in diesen Mauern noch die antike
Gliederung durch zwei Nischen und drei Fenster- oder
Thüröffnungen. Alle diese Mauern sind in Backstein aus-
geführt, nur in der Mitte des Atriums türmt sich ein
riesiger viereckiger Quaderbau auf, über dessen Zweck
sich nichts mehr sagen lässt. Die dreischiffige Basilika,
welche sich an das Atrium anschliesst, ist vielfach durch
Schranken abgeteilt gewesen. Man unterscheidet einen
Vorraum im Mittelschiff, ein Presbyterium, welches die
Mitte des Querschiffes einnimmt und einen fast viereckigen
Chorraum mit einer flachen Apsis. Die Seitenschiffe er-
strecken sich so weit wie das Mittelschiff. Sie sind gerad-
linig geschlossen und wenigstens zum Teil mit antikem
Tonnengewölbe überdacht gewesen. Langhaus und Seiten-
schiffe waren durch Säulenreihen getrennt. Eine dieser
Säulen mit dem zugehörigen Kapitell hat man wieder auf-
gerichtet, andere liegen noch zertrümmert am Boden
zerstreut.

Die Fassade der Basilika blickt nach Osten auf das
Forum Romanuni. Sie stand ursprünglich in Verbindung mit
einem grossen Baptisterium links daneben. So wenigstens
möchte man diesen viereckigen Raum bezeichnen nach
den Freskenresten, die sich in einer flachen Apsis dem
Eingang gegenüber erhalten haben. Hier sieht man eine
Schar bärtiger und unbärtiger Männer, nur mit einem
Lendentuch bekleidet, zum Teil in betender Haltung im
Wasser stehen. Überhaupt sind es die Malereien, die der
entdeckten Basilika das einzigartige Interesse verleihen.
Fragmente antiker oder christlicher Plastik haben sich nur
spärlich gefunden. Die steinernen Sarkophage, die man
im Baptisterium, im Atrium und im Langhaus der Basilika
fand, sind meistenteils nur mit ornamentalen Skulpturen
geschmückt. Von dem überreichen Oemäldeschmuck hat
sich dagegen auch ausser in der schon früher beschrie-
benen Pastelle mancherlei erhalten. In die Wände des
Atriums sind mehrere Arcosolium-Gräber eingelassen, die
nach aussen mit Gemälden und Inschriften geschmückt
waren. Die Fragmente, welche sich hier erhalten haben,
sind bedeutungslos und entbehren des inneren Zusammen-
hangs. Leider sind auch im Langhaus an der Nordwand
alle Gemälde zu Grunde gegangen. Man darf hier nach
den Fragmenten zusammenhängende Schilderungen aus
dem Neuen Testamente vermuten. Gegenüber an der
Südwand sieht man die Geschichte des Moses dargestellt,
über welche früher schon Bericht erstattet ist. Nun fand
man darunter ein anderes grosses Freskengemälde von
monumentalem Charakter. Es stellt einen thronenden
Christus in Überlebensgrösse dar, welcher von Heiligen
umgeben ist. Christus sitzt auf einem Polsterkissen im
Lehnsessel, die Rechte segnend erhoben, in der Linken
ein Buch. Er ist bärtig dargestellt mit dem Kreuznimbus
und die grossen braunen Augen blicken ernst aber milde.
Elf Heilige stehen rechts, neun links. Sie sind meistens
als Greise mit langen Bärten dargestellt, sind mit priester-
lichen Gewändern angethan und tragen fast alle das
mit dem Kreuz geschmückte Pallium über den Schultern.

Ruhig stehen sie da, tiner wie der andere, ein un-
geheures Buch in der Linken haltend, das sie auch mit
der Rechten leise berühren. Die Inschriften sind griechisch
und einige Namen lassen sich noch entziffern: Kleimentios,
Seibestrios, Leo liest man links; Basilios, Stephanos,
Athanasios, Nicolaos rechts. Unter diesen Heiligen, die
leidlich erhalten und flüchtig in hellen Farben gemalt sind,
ist ein schmaler weisser, mit gelben Ornamenten verzierter
Teppich aufgehängt gedacht. Zahlreiche Freskenreste sind
noch im Langhaus zerstreut, zum Teil ein Fresko über das
andere gemalt. Man entdeckt vor allem Darstellungen aus
dem Alten Testament: David und Goliath, der kranke
König Hiskias u. a. m. Aber von allem fesselt nichts die
allgemeine Aufmerksamkeit so sehr, wie die wunderbar
erhaltene Darstellung einer Kreuzigung, welche, wie be-
richtet, am Ende des linken Seitenschiffes zum Vorschein
gekommen ist, und deren Bedeutung wir in der vor. Nr.
gewürdigt haben. e. st.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN

München. Die VIII. Internationale Kunstausstellung igoi
im k. Glaspalast unter dem Protektorate Seiner König-
lichen Hoheit des Prinz-Regenten Luitpold von Bayern und
unter dem Ehrenpräsidium Seiner Königlichen Hoheit des
Prinzen Ludwig von Bayern ist die zweite der mit Unter-
stützung der Kgl. Bayr. Staatsregierung von der Münchener
Künstler-Genossenschaft und der Münchener Secession in
Intervallen von vier Jahren gemeinsam veranstalteten Unter-
nehmungen. Das- Central - Komitee für diese Ausstellung
- bereits seit dem Herbst in Thätigkeit — ist nunmehr
vollzählig, soweit Delegationen von Münchener Künstlern
in Betracht kommen, und besteht aus folgenden Herren:
Dr. Anton von Wehner, k. Ministerialrat, Vertreter der
k. Staatsregierung; Fritz von Uhde, k. Professor, Maler,

I. Präsident; II. Präsident z. Z. vacant; Hans Petersen,
k. Professor, Maler, I. Schriftführer; Benno Becker, Maler,

II. Schriftführer; Franz Schmid-Breitenbach, Maler, Kassierer;
Franz von Defregger, k. Akademieprofessor, Maler; August
Dieffenbacher, Maler; Eugen Drollinger, k. Hofbaurath,
Architeki; Syrius Eberle, k. Akademieprofessor, Bildhauer;
Richard Gross, Maler; Hugo Freiherr von Habermann,
k. Professor, Maler; Otto Hierl-Deronco, Maler; Albert
von Keller, k. Professor, Maler; Josef von Kramer, k. Pro-
fessor, Bildhauer; Heinrich Krefft, Architekt; Ludwig von
Löfftz, k. Akademieprofessor, Maler; Karl Marr, k. Akade-
mieprofessor, Maler; Ferdinand von Miller, k. Akademie-
direktor, Bildhauer; Emanuel Seidl, k. Professor, Architekt;
Franz Simm, k. Professor, Maler; Franz Stuck, k. Akademie-
professor, Maler. Verschiedene auswärtige Staaten haben
bereits offizielle Beteiligung und die Entsendung eines De-
legierten zugesagt. Aus den jetzt schon von allen Seiten
zahlreich einlaufenden Anfragen lässt sich ersehen, dass
die Beteiligung an der kommenden Internationalen Aus-
stellung eine sehr starke sein und dieselbe sich würdig
den vorhergehenden anreihen wird.

WETTBEWERBE

Danzig. Zur Erlangung von Entwürfen für die Er-
richtung eines Kriegerdenkmals wird ein Wettbewerb für
alle deutschen Künstler, Architekten und Bildhauer ausge-
schrieben. Für die Ausführung des Denkmals, ausschliess-
lich Fundanientierung und gärtnerische Anlagen stehen
50 000 Mark zur Verfügung. Es sind 2 Preise ausgesetzt
und zwar: Ein erster Preis von 1500 Mark und ein zweiter
Preis von 1000 Mark. Die preisgekrönten Entwürfe bleiben
Eigentum des Denkmals-Komitees. Die Entwürfe sind
 
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