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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 12.1901

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285

Vermischtes.

286

Arbeiten in Olympia und Pergamon an die Seite stellen
werde. -r-

Braunschweig: Der hiesige Verein von Freunden der
Photographie hat sich von jeher die Aufnahme der kunst-
geschichtlich oder malerisch wertvollen Baudenkmäler der
Stadt zur Aufgabe gemacht und bekanntlich vor einigen
Jahren drei Bände mit Lichtdrucktafeln nach solchen heraus-
gegeben, die allseitige Anerkennung und weite Verbreitung
gefunden haben. Jetzt hat der Verein auf Anregung des
Museumsdirektors Meier hin einstimmig und mit grosser
Opferfreudigkeit den Beschluss gefasst, ein möglichst um-
fassendes Archiv von Gesamt- und besonders von Sonder-
aufnahmen aller hiesigen Kirchen, Holzhäuser und sonstigen
wichtigen Bauwerke anzulegen, das rein kunstwissenschaft-
lichen Zwecken dienen und den Gelehrten oder Architekten
diesen überaus wertvollen Stoff durch Abgabe von Kopien
gegen Erstattung der Selbstkosten zugänglich machen soll.
Es ist hierbei besonders die reichliche Anwendung des
Fernobjektivs in Aussicht genommen worden, das die Auf-
nahme auch der höchsten und entferntesten Teile eines
Bauwerkes, die in solcher Deutlichkeit seit ihrer Errich-
tung keines Menschen Auge mehr gesehen hat, ermög-
licht und daher grade für derartige Einzelaufnahmen von
der grössten Bedeutung ist. Als Normalgrösse der Photo-
graphien ist 18X24 cm bestimmt. Es ist zu hoffen, dass
das Vorgehen des Vereins allgemein die Anerkennung, die
es verdient, aber auch in anderen Städten Nachahmung
findet und dass das geplante Denkmäler - Archiv reichen
Nutzen stiftet.

Mailand. Der Ausschuss zur Ehrang des Andenkens
Umberto I. hat den beifallswerten Beschluss gefasst, die
ihm zur Verfügung stehenden 110000 Lire für den Wieder-
aufbau des sogen. Filareteturms am Kastell von Mailand zu
verwenden, der 1456 von dem Verfasser des Trattato di
Architettura auf Geheiss von Francesco Sforza erbaut ist.
Alle Chronisten wissen von diesem Turm zu erzählen, der
sich zwischen den beiden mächtigen Ecktürmen von blau-
grauem Sandstein erhob, welche nebst einigen Mauerteilen
die grosse Pulverexplosion von 1521 überdauert haben,
während ihr der Turm des Florentiner Baumeisters zum
Opfer fiel. Spärliches und unsicheres Material an Plänen
und Zeichnungen hat sich von ihm erhalten. Der Neubau
wird ausserdem auf die Baugedanken Rücksicht nehmen
müssen, die in den verschiedenen Jahrhunderten an dem
uralten Bau Ausdruck gefunden haben. Die schwierige
Aufgabe liegt in guten Händen, in denen des Architekten
Luca Beltrami, dessen Geschick und dessen Thätigkeit
Mailand es in erster Linie dankt, wenn durch die Restau-
ration des Kastells die Stadt neben dem Dom und S. Am-
brogio ein drittes künstlerisch-geschichtliches Wahrzeichen
erhalten hat. An die Veranlassung des Wiederaufbaus des
Filarete - Turms wird das Bild Umberto [. über dem Ein-
gangsportal erinnern. v. O.

Rom. Die nicht allzu zahlreichen Romfahrer, welche
in den letzten Jahren Gelegenheit fanden, die Vatikanischen
Grotten zu besuchen, können nicht mehr als einen Gesamt-
eindruck erhalten haben, der ihnen allerdings zeitlebens
unvergesslich bleiben mag. Es war dort unten, wo man
auf dem Boden der alten Petersbasilika einherschreitet, voll-
ständig finster, und spärliche Wachskerzen allein, welche
die begleitenden Sanpietrini und Akoluthen führten, be-
leuchteten die wunderbaren Skulpturenschätze der gewal-
tigen Gruft der Päpste und Märtyrer. Gelegentlich des
Kongresses für christliche Archäologie im vergangenen
Frühjahr waren dann die Grotten, wie vor Jahrzehnten an
zwei besonderen Tagen im Jahr, mit Gasflammen und
Kerzen erleuchtet, aber es lagerte ein Halbdunkel über den

alten wie über den neuen Grotten, und überall drängte sich
die Menge, des langentbehrten Schauspiels froh. Welch
eine Überraschung harrt der Glücklichen, denen sich heute
die Gewölbe von St. Peter öffnen! Der Umgang um die
Konfession, die grossen und kleinen Marienkapellen, die
dreischiffige Katakombe mit den Papstgräbern — alles ist
taghell mit elektrischem Licht erleuchtet! Wer in früheren
Jahren eine Wachskerze in der Hand hier unten seinen
Forschungen nachgegangen ist und mühsam in der dunk-
len Nacht des Grabes die Sprache der Steine zu lesen ver-
suchte, der wird seine Freude kaum zu meistern wissen,
sieht er jetzt mit einem Zauberschlage die ganze Herrlich-
keit der Papstgräber der Quattrocento in Tageshelle vor
sich. Es ist nicht zu sagen, was diese Einrichtung für die
Erforschung der Vatikanischen Grotten bedeutet, die noch
so vieles bieten, das fragmentarisch ist und bis heute un-
bestimmbar war in seinem äusseren und künstlerischen
Zusammenhange. Erst heute ist es möglich geworden, in
den Grotten mühelos zu arbeiten und zu forschen, den
Denkmälervorrat, den Dionysius nur zusammengestellt, zeit-
lich zu ordnen und nach den Künstlern zu gruppieren. Auf-
fallend gering sind ja die Denkmäler aus altchristlicher
Zeit und aus dem Mittelalter; unendlich reich aber sind
die Skulpturen aus dem Quattrocento vertreten. Man ver-
gegenwärtige sich nur die Fülle der Marmorstatuen und
Reliefs, welche allein das Monument Pauls 11. und das
Ciborium Sixtus IV. geschmückt haben. Man hat mit
Recht geklagt über den Vandalismus, mit welchem im An-
fang des 17. Jahrhunderts die Monumente der alten Peters-
kirche zerstückelt worden sind. Es verdient aber auch be-
merkt zu werden, dass man sich doch damals schon bemüht
hat, der Nachwelt den Zusammenhang der Dinge zu er-
halten, die man, durch die Verhältnisse gezwungen, zer-
stückeln musste. Nicht nur der wackere Grimaldi hat da-
mals in dem berühmten Codex Barberinus die Denkmäler
der alten Peterskirche gezeichnet und beschrieben ehe sie
abgebrochen wurden; in den beiden Marienkapellen unten
in den Grotten sind, allerdings roh und unzureichend, alle
die Denkmäler in Fresko an die Wände gemalt, die da-
mals zu Grunde gingen: Fassade, Vorhof, Langhaus, Apsis
von St. Peter, die Mosaiken der Kapelle Johanns VII., die
Apsis der Kapelle Sixtus IV., die Ciborien der h. Lanze,
des h. Andreas und endlich der grössere Teil der Papst-
gräber Bonifaz VIII., Nicolaus V., Pauls II. und vieler an-
derer. Man kann sich also an Ort und Stelle einen Be-
griff machen von dem ursprünglichen Aufbau der Denk-
mäler und dann im Gange um die Konfession und unter
dem Langhaus der Peterskirche die einzelnen Fragmente
suchen. Manches wird allerdings nicht ohne weiteres unter-
zubringen sein; anderes, wie die Skulpturen der grossen
Papstgräber, des Ciborium Sixtus IV., des Ciborium des
Andreas-Hauptes und der heiligen Lanze bestimmen sich
von selbst. Dabei bietet sich dann ohne weiteres die loh-
nende, bis heute unmöglich gewesene Aufgabe dar, die
Skulpturen des Quattrocento in die drei Gruppen zu teilen,
in welche sie ohne allen Zweifel gehören: in die Römische
Schule des Paolo Romano, in die Florentiner Schule des
Mino und in die Mailänder Schule des Andrea Bregno.
Ein verlockendes Problem fürwahr, welches indessen erst
dann mit Erfolg angefasst und gelöst werden kann, wenn
von all diesen verborgenen Schätzen photographische Auf-
nahmen gemacht sein werden. Und auch hierzu scheint
der Weg gebahnt, und vielleicht wird es bald dem römi-
schen Photographen Dom. Anderson gelingen, die lange
nachgesuchte Erlaubnis zur Aufnahme aller Denkmäler der
Vatikanischen Grotten zu erlangen, die dann vorher noch,
wie zu hoffen, die Reinigung von Staub und Wachs er-
fahren werden, deren sie sehr bedürftig sind. e. St.
 
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