Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 12.1901

DOI Artikel:
Jacobsen, Emil: Neue Bilderbestimmungen in der Brüsseler Gemäldegalerie: ein kritischer Versuch
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5772#0171

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
325

Neue Bilderbestimmungen in der Brüsseler Gemäldegalerie.

326

und g), »die Hochzeit zu Cana« (Nr. 11), »Jesus
unter den Schriftgelehrten« (Nr. 12) zugeschrieben.
Von diesen ist das erste Bild mit dem Namen und
Datum 1546 bezeichnet, das dritte nur mit dem Namen.
Dem Meister möchte ich noch folgende Bilder zu-
schreiben.

Nr. 84: Ecole Flamande genannt. Sacre d'un
evegue. Besonders schlagend ist die Übereinstimmung
mit den beiden Bildern Nr. 8 und 9. Dies Gemälde
sowohl, wie die vier im Katalog angeführten, zeigen
das nämliche Stilgepräge, gehören also wahrscheinlich
in dieselbe Spätperiode des Meisters um 15461).

Nr. 39 D: Jan Mostaert zugeschrieben. Zwei
Altarflügel mit Legenden aus dem Leben des hl.
Benedikt. Die Ähnlichkeit der Kopftypen, die Über-
einstimmung in den Formen der massigen und kräftigen
Hände, in der Form der eigentümlich gebildeten
Ohren und des vollen dicken Mundes deuten mit
Wahrscheinlichkeit auf denselben Autor. Nach der
Naivität der Darstellung dürften die Bilder seiner
Frühperiode gehören2).

Das Triptychon Nr. 80, gleichfalls mit Legenden
aus dem Leben des hl. Benedikt (Ecole Flamande
genannt) ist von einem Nachahmer Jan's gemalt.

Dem Cornelisz van Coninxlo wird im Katalog
das Bildchen Nr. 12: die Familie der hl. Jungfrau
zuerkannt.

Ihm gehört auch Nr. 118, Ecole Flamande ge-
nannt. Feines Bildchen mit Maria und zwei weib-
lichen Heiligen von reicher Architektur.

Ferner sind noch folgende Gemälde richtiger zu
bestimmen:

Nr. 3 E: Martyrium des hl. Sebastian. Nicht von
Bouts, anerkanntes Werk Memling's.

Nr. 3F: Das hl. Abendmahl. Nicht Bouts, geht
aber auf sein Abendmahl in St. Pierre zu Louvain
zurück.

Nr. 4: Pieter Breughel genannt. Kindermord.
Kopie nach dem Original in der kaiserl. Galerie zu
Wien.

Nr. 27: Holbein der Jüngere genannt. Porträt
des Thomas Morus (?). Französisch. Vielleicht von
Corneille de Lyon.

Nr. 28: Jan Joest genannt. Heilige Familie. An-
erkanntes Bild von dem Meister des Todes Mariä.

Nr. 28 A: Lucas van Leyden genannt. La danse
de la Madeleine. Nach dem Kupferstich.

Nr. 29: Lambert Lombard genannt. Das hl. Abend-
mahl, 1531. Wahrscheinlich von Pierre Cock van Alost.

Nr. 31 : Triptychon mit den Stifterbildnissen des
Franz Sforza und seiner Familie. Nicht mit Recht
Memling genannt. Doch nach den im Altarwerke
hervortretenden Memling'schen Zügen neben geschicht-

1) Unser Jan van Coninxlo (er ist nicht der einzige
dieses Namens) ist nach dem belgischen Archivar A. Pin-
chart 1489 geboren.

2) Dagegen streitet scheinbar das Datum 1552, welches
nach Fetis auf einer der ganz verdorbenen Darstellungen
auf der Rückseite der Flügel sich befindet. Diese sind je-
doch viel später und soweit ich urteilen konnte, von einer
anderen Hand gemalt.

liehen Gründen ist eine gewisse Wahrscheinlichkeit
vorhanden, dass wir hier eine Gesamtarbeit von Rogier
van der Weyden und seinem Gehilfen, dem »Hayne,
jone peintre« vor uns haben.

Nr. 36: Schule Memling genannt. Heilige
Familie. Schon von Scheibler Hugo van der Goes
zugeschrieben.

• Nr. 48: Pietä. Von einem dem Quentin Massys
nahestehenden Künstler, doch nicht von diesem selbst,
wie behauptet worden ist. Das Bild wird Jan Patenier,
der freilich dem Massys nicht fern steht, zu-
geschrieben.

Nr. 49: Schongauer genannt. Ecce Homo. Nach
dem Kupferstich.

Nr. 50: Schongauer genannt. Erinnert an die
Art Bouts'.

Nr. 56: Rogier van der Weyden genannt. Wei-
nende Frau. Kopie nach einer Figur in der Kreuz-
abnahme zu Escurial.

Nr. 69: Kreuzabnahme. Ecole Flamande genannt.
Nicht Ouwater, wie Bayersdorfer nach Franz Dülberg
gemeint haben soll, sondern wahrscheinlich von Pe-
trus Christus, wie schon von Bode angenommen.

Nr. 75: Maria mit dem Kinde. Ecole Flamande
genannt. Das Bild geht als Schulbild auf denselben
Meister zurück, der die Thronende Maria, Nr. 21,
Schule van Eyck genannt, geschaffen hat.

Nr. 82: Ecole Flamande genannt. Triptychon.
Haupttafel: Kreuzigung, Flügel: Stifterfamilien. In
den grossartigen Berglandschaften der Hintergründe
glaube ich die Hand L. Valchenborgh's zu erkennen.
Vielleicht hat er auch das Figürliche gemalt, wenn
auch Andachtsbilder seiner Hand nicht bekannt sind.

Nr. 121: Ecole Flamande genannt. Frauenporträt.
Steht Martin de Vos am nächsten.

Nr. 131: Ecole Allemande genannt. Anbetung
der Hirten. Alte Kopie nach dem Gemälde von
| Hieronymus Bosch in der Kölner Galerie.

Nr. 13g: Porträt Ludwig II., König von Ungarn.
Ecole Allemande genannt. Wahrscheinlich französisch.
Schule Clouet.

Nr. 356: Anthonis Mor. Porträt des Herzogs
von Alba. Dürfte in der That von Mor sein und
nicht von Guillaume Key, dessen Name mit dem
Bildnis in Verbindung gebracht worden ist. Das
Porträt von Key befindet sich aller Wahrscheinlichkeit
; nach bei der Herzogin von Alba in Madrid1).

Nr. 369: Adam van Noort genannt. Christus
mit den kleinen Kindern. Vielmehr von dem Vater
Lambert van Noort.

Nr. 518: Männliches Porträt. Ecole Allemande
genannt. Mit grosser Wahrscheinlichkeit Josse van
Cleve dem Jüngeren zuzuschreiben.

Nicht bloss die überaus sprechenden, energisch
bewegten Hände2), auch die ganze Behandlung des
Bildnisses deutet auf ihn. Es hat eine unverkennbare

1) Siehe Carel de Mander. Ed. Hymans, II 355
I Appendice.

2) Bildnisse anderer Künstler zeigen auch bewegte
Hände, z. B. die Dierck Jacobzs, aber nicht auf diese

I Weise.
 
Annotationen