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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 12.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.5772#0268

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519

Nekrologe. — Ausgrabungen und Funde.

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(sog. verroterie cloisonne) geziert. Die Granaten sind I
in dreifacher Art mit dem Metall verbunden: sie liegen
in Zellen, welche aus hochkantig aufstehenden Goldblech-
streifen gebildet sind, oder sie sind in die volle Masse des
Goldes eingebettet, oder endlich ä jour in die Wandungen
der Gefässe eingelassen. An einer ausreichenden Publi-
kation des Fundes hat es bis jetzt gefehlt. Diese Lücke
sucht das vorliegende umfangreiche Werk des rumänischen
Gelehrten auszufüllen. Die Abbildungen geben sowohl ein
Bild des gegenwärtigen Zustandes des Schatzes, wie auch
in sachgemässen Rekonstruktionen eine Vorstellung des
ursprünglichen Aussehens der Gegenstände, die stark be-
schädigt sind und den grössten Teil des Granat- und Stein-
schmuckes verloren haben. Besonders wertvoll sind die
Abbildungen, welche sich auf Aufnahmen stützen, die vor
1875, a's der Schatz aus dem Museum gestohlen wurde,
gemacht worden sind. Bei diesem Diebstahl wurden
nämlich die Stücke sehr misshandelt und einzelne Teile
gingen ganz verloren. Der Text, der über die Fundgeschichte,
die weiteren Schicksale, Veröffentlichung u. dergl. des
Schatzes reichlichen Aufschluss giebt, ist leider in der Be-
handlung der einzelnen Gegenstände sehr ungleichmässig.
Gerade die wichtigsten Stücke müssen sich mit einer nur
oberflächlichen Besprechung begnügen. Bei anderen ver-
liert sich der Verfasser in dem Bemühen, ein möglichst
reiches Material verwandter Goldschmiedearbeiten zusam-
menzutragen, zu sehr auf Abwegen. So dehnt er die Be-
sprechung des Reifes ohne Inschrift zu einer ausführlichen
Behandlung des Ringschmuckes überhaupt aus. Als vor-
nehmstes Resultat seiner Ausführungen gewinnt er schliess-
lich folgende drei Thesen: 1) Die Stücke, welche den Schatz
von Petrossa bilden, stammen von einem germanischen
Volke heidnischen Glaubens, wahrscheinlich von den Goten,
welche Dazien vom 3.—5. Jahrhundert nach Chr. be-
wohnten. 2) Sie scheinen nicht alle derselben Epoche
anzugehören, aber jedenfalls beweisen sie die Existenz
einer eingeborenen (indigene), den Goten Daziens eigen-
tümlichen Kunst. 3) Die Gesamtheit der zu Petrossa ge-
fundenen Gegenstände gehörten zu dem Schatz eines alten
heidnischen Tempels, der sich ausschliesslich aus heiligen
Gefässen und Priesterschmuck zusammensetzte. — Der
Beweis des ersten Satzes stützt sich vor allem auf die
gotische Runeninschrift des einen Ringes, deren viel-
umstrittener Sinn noch nicht klargelegt ist, nur die Bedeutung
des letzten Wortes hailag -- heilig steht fest. Indessen
ist diese Inschrift nur eingeritzt, kann also noch nachträglich
von irgend einem Besitzer des Ringes angebracht sein,
ausserdem befindet sie sich auf einem Stücke des Schatzes,
welches infolge seiner Form nicht notwendigerweise zu-
sammen mit den übrigen Gegenständen des Fundes ent-
standen sein braucht. Die Ornamentik der Hauptstücke
des Schatzes lässt sich als abgeleitet aus der griechisch-
römischen Kunst durchgehends nachweisen. So findet sich
das Motiv der Löwenhenkel des achteckigen Gefässes mit
Granateneinlagen auf drei Bronzehenkeln in Gestalt von
Panthern im Nationalmuseum zu Neapel. Die flachen
horizontalen Griffe dieses und des zwölfeckigen Gefässes
gehen auf die bekannten Schnabelhenkel der hellenistischen
Silber- und Bronzegefässe zurück. In ihrer besonderen
Form lehnen sie sich an die Griffe der Schale von Opztro-
pataka im Wiener Hofmuseum und der Athenaschale des
Hildesheimer Silberfundes an. Auch der sich an den Rand
der Kanne anlegende Henkelansatz zeigt dasselbe Motiv.
Eine Analogie zu dem als Daumenauflage dienenden Vogel
bietet ein Henkel im Museo egizio des Vatikan (abgel.
Schreiber, alexandrinische Toreutik, Fig. 53). Auch die
gravierten Palmetten und gewellten Kanneluren der Kanne
entstammen der griechisch-römischen Kunst. Am meisten

I entfernt vom antiken Geiste steht die Schale mit den Relief-
I figuren. Nach dem Vorgange von De Linas deutet der
Verfasser sie auf die Gottheiten des Walhall. Einfacher
lassen sich diese sonderbaren Umbildungen antiker Götter
so erklären, indem man annimmt, dass der Verfertiger der
Schale ein unverstandenes spätrömisches Bildwerk kopiert
hat. Die Frage, von wem der Schatz gearbeitet ist, bleibt
also einstweilen noch offen. Für die Annahme, dass die
Gegenstände heidnisches Tempelgut seien, lässt sich ein
entschiedenes Für oder Wider nicht erbringen. Die von
Franz Bock ausgesprochene Vermutung, dass der Schatz
dem Athanarich (um 375) gehört habe, sucht der Verfasser
mit Beweisen, die er aus der Lage des Fundortes herholt,
zu unterstützen. Eine Entstehung eines Teiles des Schatzes
in dieser Zeit wäre nicht unmöglich, doch bleibt auch für
eine spätere Datierung Raum offen. a. Brüning.

NEKROLOGE
München. Hier starb am 12. August, im Alter von
73 Jahren, der bekannte Schlachtenmaler Faber du Faur.
Er studierte in Paris und München, hier besonders unter
*l Piloty, machte die Kriege von 1866 und 70 als Kavallerie-
offizier mit und kam hauptsächlich durch die hier gesam-
melten Eindrücke auf das Gebiet der Schlachtenmalerei.
Ein grosses Panorama der Schlacht von Wörth von seiner
Hand befindet sich im Besitz der Stadt Hamburg. §

Rom. Am 13. August starb hier, 75 Jahre alt, der
Maler Donienico Morelli. Er kam, da seine Eltern sehr
arm waren, erst nach Überwindung vieler Schwierigkeiten
zur Kunst, errang dann aber schnell Erfolge. 1886 wurde
der Künstler zum Senator des Königreichs ernannt, wirkte
auch lange Zeit als Präsident des Instituts der schönen
Künste zu Neapel. Von seinen Bildern sind »Christus auf
den Wassern «, »Torquato Tasso«, »Die Ehebrecherin« und
»Saul und David« am meisten bekannt geworden. 00

St. Petersburg. Hier starb der Genremaler Firs Szer-
gejewitsch Shurawlew. 1836 in Saratow geboren, wurde er
1855 Schüler der hiesigen Akademie der Künste und erhielt
nach einigen Jahren für das Bild »Ein Gläubiger pfändet
die Habe einer Witwe« die kleine goldene Medaille. Das
Bild »Vor der Trauung« brachte ihm 1874 den Titel »Pro-
fessor der Akademie« ein. Eines seiner bekanntesten
Bilder behandelt den alten russischen Brauch, dass die
Braut und ihre Freundinnen vor der Trauung gemein-
schaftlich die Badestube besuchen, ein anderes »Gedächt-
nismahl in einer Kaufmannsfamilie « befand sich in der be-
rühmten Moskauer Gemäldesammlung Soldatenkow. 00
Rom. In Sacile bei Udine starb, noch nicht 50 Jahre
alt, einer der bedeutendsten italienischen Bildhauer unserer
Zeit, Enrico Chiaradia. Er hatte seine Studien vor allem
in Wien und München gemacht und ist über die Grenzen
seines Vaterlandes hinaus besonders dadurch bekannt ge-
worden, dass ihm die Ausführung der Reiterstatue des
Victor Emanuel-Denkmals für Rom übertragen wurde.
Leider hat er diese grosse Arbeit halbvollendet hinter-
lassen. 00

Paris. Der geniale Maler und Zeichner H. de Toulouse-
Lautrec, der in Deutschland besonders durch seine originellen
Plakate bekannt geworden ist, und in zahlreichen Bildern
das Nachtleben des Montmartre mit Meisterhand geschildert
hat, ist dieser Tage in einem hiesigen Irrenhause gestorben.
Er war der letzte Spross einer der ältesten Adelsfamilien
Frankreichs. r—]

AUSGRABUNGEN UND FUNDE

Acerenza. An der Fassade der Kathedrale von Acerenza,
einem elenden Städtchen Apuliens, findet sich von Alters
 
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