Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 12.1901

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5772#0269

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
521

Personalien. — Wettbewerbe.

522

her eine Inschrift eingelassen, die das Piedestal einer Statue
geschmückt hat: REPARATORI • ORBIS • ROMANI • D.
N. CE • JULIANO ■ ANO. AETERN • PRINCIPI ■ ORDO •
ACERUNTI • Ein anderes Unterschrift-Fragment, VLIAN,
liest man auf dem Söller einer Kapelle. Endlich sieht man
hoch oben auf dem Giebel der Fassade eine Büste auf-
gestellt und fragte man, wen sie darstelle, so lautete die
Antwort S. Canio, Bischof von Juliana in Africa, dessen
Gebeine die Christen auf der Flucht vor den Muhamme-
danern nach Acerenza gebracht hatten. Im Jahre 1882 be-
suchte Lenormant Apulien und erkannte schon damals in
der Büste hoch oben auf dem Giebel das Bild eines rö-
mischen Imperators und sprach die Ansicht aus, dass hier
niemand anders dargestellt sein könne als Kaiser Julianus
Apostata. Jahre vergingen und erst jetzt ist es Dank der
Bemühungen des Barone Baracco gelungen, die Büste in
ihrer schwindelnden Höhe zu untersuchen und an Ort und
Stelle durch den römischen Photographen Moscioni eine
ausgezeichnete Photographie herstellen zu lassen. Über
den Zusammenhang der in der Fassade eingemauerten
Inschrift und der Büste, die den Giebel krönt, kann jetzt
kein Zweifel mehr herrschen. So besitzen wir heute ein
lang vermisstes authentisches Bildnis des berühmten Impe-
rators, den man fälschlich in zwei Statuen erkennen wollte,
die sich in Rom (Thermenmuseum) und im Louvre be-
finden. Natürlich hat die Büste — seit Jahrhunderten Wind
und Wetter preisgegeben — arge Beschädigungen erlitten,
aber in ihrer Gesamtheit ist sie auffallend gut erhalten.
Mund, Nase, Augen sind fast gar nicht beschädigt; die
kurzen Kopfhaare, die ein Lorbeerkranz umschliesst, sind
allerdings fast ganz vom Wasser abgewaschen, die kurz
gelockten Barthaare aber sind wieder gut erhalten. Der Kopf
des Imperators ist sehr sympathisch: ein kleiner energischer
Mund, eine schöne leicht gebogene Nase, kleine scharf-
blickende Augen und eine mittelhohe Stirn. Besonders
schön geformt ist der Mund, und die leicht geöffneten
Lippen lassen den Gesichtsausdruck besonders lebendig
erscheinen. In der »Revue archeologique« (Mai-Juin 1901)
hat Salomon Reinach die Büste in drei Aufnahmen publi-
ziert, und es lässt sich jetzt wohl erwarten, dass an der
Hand dieses authentischen Porträts bald andere Büsten
Julian's bestimmt werden können. e. st.

Taranto. Unter der Kathedrale von Taranto wird zur
Zeit eine altchristliche Basilika ausgegraben. Diesmal ist
es der Erzbischof selbst, der die Arbeit Vincenzo Fago
übertragen hat. Man hat schon eine Anzahl Fresken blos-
gelegt, vor allem eine grosse Madonna mit Heiligen; ein
antiker Sarkophag und viele Fragmente altchristlicher
Skulptur wurden gefunden. Das Gewölbe des neu ent-
deckten Heiligtums wird von vierzehn wohlerhaltenen Granit-
säulen getragen. Die Ausgrabungen werden fortgesetzt
und ihre Resultate sollen in wissenschaftlicher Publikation
herausgegeben werden. e. St.

Prag. Nach der Bohemia besitzt die Oeseltschaft
patriotischer Kunstfreunde in Prag ein Bittgesuch der Witwe
des bedeutendsten Barockarchitekten Böhmens, Hof- und
Fortifikationsbaumeisters Kilian Ignatz Dintzenhoffer, an die
Kaiserin Maria Theresia, das über persönliche Verhältnisse
und einzelne seiner Werke Aufschlüsse enthält. Dintzen-
hoffer wurde in »angelegenheit der Pragerischen Metro-
politankirchen nach Wienn beruffen«. Anno 1743 ging er
der bis dahin »Von den Fortificationsweisen genossenen jährl.
500 fl. r. Verlustiget.« Hat auch unter der französischen
Irruption »Vielle Tausend Gulden aus eigenen zugebüsset.
— Vor feindl. Übersteigung der schantzen auf gefährlichstem
Posto in mitte der Prager Bruck Tag und Nacht altronee
beharret. Anno 1744 bei den Preysischen Auffzug auf den
Lorentzenberg, da der Hradschin in die Luft fliegen, durch

schieinige abnehmung des Lunttens die angelegte Mine
Gehemmet, das Königl. Schloss und glitten Theill der
Kleinseithner Stadt Prag mit Daraufsetzung seines Lebens
und Dreyzehn Kinder erziehung gerettet. — Auch alle die
einen jeden Baumeister zu bezahlen gewöhnlichen Riesse
zu denen Kirchen, Schlössern und anderen Gebäue, ihm
niemals belohnet worden; auch wegen gebautn Spanischen
Sahl in allhiesigen Königl. Prager Schloss gar nichts em-
pfange hat.« — Diese Beiträge zur Geschichte der Thätig-
keit Dintzenhoffer's, sowie die biographischen Notizen
dürften allen Freunden der Kunstgeschichte wilkommen
Sein. Hugo Prinz.

Pom. In Piperno zwischen Rom und Terracina werden
zur Zeit unter Leitung von Luigi Borsari grössere Aus-
grabungen vorgenommen. Es ist zunächst gelungen, die
Topographie der Stadt zu bestimmen, in welcher Tiberius
einen Palast besass, aus welchem seine sitzende Statue
stammt, die der Vatikan bewahrt. Zahlreiche Architektur-
und Statuen-Fragmente haben sich überdies gefunden, und
man darf hoffen, dass weitere Ausgrabungen Reste der
Bronzestatuen zu Tage fördern werden, an denen das alte
»Privernum« besonders reich gewesen sein soll. e. St.

PERSONALIEN

Berlin. Professor Hans Gude legt zum 1. Oktober
sein Amt als Leiter des akademischen Meisterateliers für
Landschaftsmalerei mit Rücksicht auf sein hohes Alter
nieder. Zu seinem Nachfolger ist, was allgemein mit
grosser Freude begrüsst wird, Eugen Bracht bestimmt
worden. -r-

WETTBE WERBE

München. Die Redaktion der »Dekorativen Kunst« in
München hatte, wie auch hier mitgeteilt, in diesem Früh-
jahr im Auftrage der Photographischen Union« München,
der Verlegerin Böcklin's, ein Preisausschreiben zur Erlangung
von Rahmen zu Böcklin'schen Bildern erlassen. Das Preis-
gericht ist nunmehr zusammengetreten und gelangte zu
folgendem Resultate: Ein erster Preis konnte keinem Ent-
würfe zugesprochen werden. Der dafür ausgesetzte Betrag
von 300 M. wurde daher in drei weitere dritte Preise von
je 100 M. zerlegt. Der zweite Preis von 200 M. wurde
dem Entwürfe »Pfingstberg« und je ein dritter Preis von
100 M. den Entwürfen »Vergelt's Gott«, »Einfach«, »Thea«
und »Hera« zugesprochen. Nach Öffnung der Umschläge
erwies sich als Einsenderin des mit dem zweiten Preise
bedachten Entwurfes »Pfingstberg« Fräulein Emma v. Egidy,
Potsdam, die mit je einem dritten Preise bedachten Ent-
würfe wurden eingesandt: »Vergelt's Gott« von E. v. Kirsch-
berg, Graz, »Einfach« von H. Richert, Berlin, »Thea« von
B. Harras, Böhlen, »Hera« von Hans Pfaff, Dresden. §

Düsseldorf. Die nächste Hauptversammlung der Ver-
bindung für historische Kunst soll im Juni 1902 zu Düssel-
dorf stattfinden. Dorthin sind vom 1. bis 31. Mai neuere
Gemälde oder Entwürfe zu senden und zwar entweder an
die deutschnationale Kunstausstellung oder an die Kunst-
halle. Bisher wurden von der Verbindung für historische
Kunst 76 Gemälde im Gesamtbeträge von 590000 M. an-
gekauft und bestellt. Bemerkenswert ist, dass die Ver-
bindung wieder eine Anzahl graphischer Originalarbeiten
anzukaufen gedenkt. Der Vorstand erlässt zu diesem
Behufe einen Wettbewerb: Die Darstellungen sollen figür-
lichen Inhalts in beliebiger Technik und eigene Entwürfe
sein. Reproduktionen fremder Werke sind ausgeschlossen.
Die Drucke dürfen nicht im Handel gewesen sein, -r-

Gotha. Am Fuss des von dem Herzog Ernst dem
Frommen erbauten Schlosses Friedenstein soll diesem Fürsten
 
Annotationen