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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.5951#0102

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187

Ausstellungen — Sammlungen — Vereine — Vermischtes

188

Universität Liverpool nahm die Ausgrabungen in den Grä-
bern der XII. und XIII. Dynastie zu Abydos wieder auf
und fand dabei eine interessante Sammlung von typischen
Altertümern aus diesen Perioden. — Zu Teil Timai im
Delta wurden von Edgar eine Anzahl Marmorköpfe und
Glieder von feinster griechischer Arbeit gefunden. — Ein
Nest ptolemäischer Goldmünzen wurde zu Samanoud und
Juwelen wie andere kleine Funde zu Teil Tebileh, einem
alten Begräbnisplatz nahe bei Dekernes, ausgegraben. —
Zwischen dem Nildamm und der Insel El Hessa hat man
nicht weniger wie elf Begräbnisstätten gefunden, deren
Prüfung mehr als zwei Monate in Anspruch nahm. Wenn
auch die Funde — es wurde u. a. ein Hundefriedhof und
ein Begräbnisplatz für Verbrecher und Sklaven gesichtet —
von nicht großer Wichtigkeit waren, so waren die anthro-
pologischen Resultate von höchster Bedeutung. Von den
frühesten prädynastischen Zeiten bis zu den frühesten
Dynastien war der ganze Distrikt durchaus ägyptisch in
seinem Charakter. Die Rasse, die ihn bewohnte, war nach
Prof. Elliot Smith auch rein ägyptisch. Während der
früheren Dynastien und im alten Reich schien aber die
Bevölkerung vom ägyptischen Einfluß isoliert worden zu
sein; denn der Gebrauch von primitiven Gerätschaften,
Waffen und Gebrauchsgegenständen dauerte länger fort,
als es in Ägypten der Fall war. Die handgefertigte, mit
Kieseln polierte Töpferei entwickelte Formen, die man in
Ägypten nicht kennt, und eingeschnittene Dekorationen,
wie sie für Nubien charakteristisch sind. Die Bevölkerung
wurde gänzlich von ägyptischem Einfluß abgeschnitten
und, wie Prof. Elliot Smith auf Grund von anatomischen
Untersuchungen annimmt, vermischte sie sich mit negroiden
Elementen, während in Ägypten selbst die Bevölkerung
sich gleich blieb. Im neuen Reich dann war der Einfluß
der ägyptischen Kultur wieder vollständig vorhanden und
blieb mit ganz kleinen Unterbrechungen so bis in die
christliche Periode. m.

AUSSTELLUNGEN

X In Berlin hat der Salon Cassirer eine große Kollek-
tivausstellung des Grafen Leopold von Kalchreuth eröffnet,
die über dreißig Ölgemälde und zahlreiche kleinere Studien
umfaßt. Darunter befindet sich neben älteren und jünge-
ren Porträts der Gattin und der Kinder des Künstlers und
bekannten Motiven aus Stuttgart und der Gegend von
Waldenburg eine neue Gruppe von Bildern des Land-
sitzes und Gartens, die Kalckreuth sich in der Lüneburger
Haide angelegt hat. Einige Stadtszenerien aus Hamburg
und ein schönes Bild des Leuchtturms von Cuxhaven
stammen gleichfalls aus der letzten Zeit. Die Ausstellung
gibt einen sehr lehrreichen Einblick in Kalckreuths Art
und Kunst.

Eine rückblickende Ausstellung brabantischer
Bildhauerkunst wird im Mai kommenden Jahres gelegent-
lich der Jubiläumsfeste der dortigen Universität in Löwen
eröffnet werden. Es wissen wenige, daß im 15. und 16. Jahr-
hundert die belgischen »Bildschneider« den vlämischen
Primitiven gleich, in ganz Europa berühmt waren. Wenige
nur wissen, daß die schönsten Bildhauerarbeiten in den
deutschen, französischen, holländischen und schwedischen
Kirchen von Belgiern gefertigt wurden. In diesem Lande
selbst schlummern in den Winkeln und auf den Böden der
Kirchen viele schöne vergessene Werke der damaligen, so
fruchtbaren Kunstepoche. Gleichwie die unvergeßliche
Ausstellung von Brügge die ursprünglichen Vlämen zu
neuem Ruhme erweckt hatte, will jetzt Löwen den da-
maligen Bildhauern und Bildschnitzern Brabants zu gleicher
Ehre verhelfen. a. r.

Kreuznach. Hier fand im Dezember eine historische
Leihausstellung vorwiegend kunstgewerblichen Charakters
statt. Die Ausstellung versuchte einen Überblick über den
Kreuznacher künstlerischen Privatbesitz zu geben, und dabei
kam allerlei Interessantes zum Vorschein, besonders schöne
Stücke in Schmuck, Emailuhren und Porzellan aus dem 17.
und 18. Jahrhundert.

SAMMLUNGEN

X In der Nationalgalerie ist jetzt im Vorsaal des
zweiten Stockwerkes der Tierfries Paul Meyerheims, dessen
Uberdeckung durch eine provisorische neue Wandverklei-
dung viel Staub aufgewirbelt hat und sogar in der Tschudi-
Affäre eine eigentümliche Rolle spielte, wieder freigelegt
worden. Als vor drei Jahren, im Winter 1906, für die
Jahrhundertausstellung das hallenartige Vestibül jenes Stock-
werkes der Galerie mit benutzt werden mußte und (um
einen passenden Rahmen für die Bilder des endenden
Rokoko abzugeben, die dort einquartiert werden sollten)
von Peter Behrens einen Wandeinbau erhielt, mußte auch
der Fries durch eine Stoffverkleidung verdeckt werden,
damit der Raum einen einheitlichen Charakter aufwies.
Als dann nach der Jahrhundertausstellung der Saal in
seiner neuen Gestalt bestehen blieb und die im Besitz der
Nationalgalerie befindlichen Bilder und kleineren Skulp-
turen vom Ende des 18. Jahrhunderts aufnahm (hauptsäch-
lich Werke der Berliner Schule, von Chodowiecki, Weitsch,
Tassaert, Schadow u. a., sowie die Berliner Porträts von
Graff), behielt er auch jene eingebauten Wände von Beh-
rens mit der Stoffverkleidung der oberen Partie. Meyer-
heim hat dies zeitweilige Verschwinden seines Wandfrieses
als eine Kränkung empfunden — sicherlich war es nie so
gemeint —, und die Gegner des Direktors der National-
galerie in der älteren Berliner Künstlerschaft haben den Fall
weidlich ausgenutzt, um seine vorgesetzte Behörde gegen
ihn einzunehmen. Nun ist, zugleich mit dem Fall Tschudi,
auch dieser Streitpunkt aus der Welt geschafft. Daß freilich
der betreffende Saal jetzt, mit den plötzlich aufhörenden
weißen Wänden Behrens' und der darüber hervorlugenden
Goldornamentik der wenig geschmackvollen ursprünglichen
Dekorattion der Galerie besonders schön aussieht, wird
niemand behaupten.

VEREINE

Die Gesellschaft der Freunde der Königlichen
Museen des belgischen Staates zu Brüssel, deren Vor-
sitzender der Staatsminister Beernaert, deren Sekretär Paul
de Mot, einer der talentvollen Söhne des Brüsseler Ober-
bürgermeisters, ist, hielt im Brüsseler alten Museum ihre
erste Jahresversammlung ab. Die Gesellschaft, die seit
nur einem Jahre besteht, zählt bereits 300 Mitglieder und
besitzt augenblicklich schon ein Barvermögen von rund
50000 Franken. Im Laufe des ersten Geschäftsjahres führte
sie geschenkweise dem Alterturnsmuseum imCinquentenaire-
Park einen Marmorkopf griechischen Ursprunges, aus der
Zeit des vierten Jahrhunderts n. Chr. und aus den Klein-
asiatischen Ausgrabungen stammend, zu; ferner ein Basrelief
der Schule von Tournai aus dem 14. Jahrhundert, ein in
der Kunstgeschichte als klassisch geltendes Werk. a. r.

VERMISCHTES

X Der Kunstkonflikt im deutschen Reichstage,

von dem schon in Nr. 10 der »Kunstchronik« kurz Bericht
gegeben wurde, hat nun einen Ausgang gefunden, der in
allen Kreisen der Künstler und Kunstfreunde lebhaften
Widerspruch hervorrufen wird: die drei Gemälde von
 
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