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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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223

Literatur

224

einen Kontrast bildend, der um so verwunderlicher ist, als
sie annähernd gleichzeitig an gleichem Orte entstanden.

Den Qlanzpunkt des Werkes bildet die Behandlung
der Kunst der Westgoten. Gründlicher wurde daraufhin
Spanien und namentlich das nördliche niemals untersucht,
Jedenfalls auch nie richtiger beurteilt, wenn wir von un-
seren schon geäußerten Bedenken bezüglich der Herkunft
des Hufeisenbogens und von dem Mangel einer eingehen-
deren Konfrontierung Südfrankreichs mit Spanien absehen
wollen. Im übrigen quittieren wir dankbar die Fülle
von Belehrung, welche die Untersuchungen des Verfassers
gerade da darbieten, wo sich das reichste Material ger-
manischer Kunst der Epoche erhalten hat. Dieses findet
sich leider weniger reichlich im Gebiet der Franken, wo
übrigens Germigny-des-Pres bei Orleans nach Plan und
Apsismosaik mehr Byzantinisches zur Schau trägt. Mehr
bekannt waren dann schon die Verhältnisse der Angel-
sachsen mit ihrer germanischen Fachwerk- und Holzbaluster-
Imitation in Steinwänden und Säulen.

Auf alle Fälle ist Haupts Buch eine bleibende Be-
reicherung der einschlägigen Literatur und ein wichtiges
nationales Werk, das auch durch seinen warmherzigen
patriotischen Ton den deutschen Leser entzückt. Das
reiche und größtenteils neue Illustrationsmaterial gibt nicht
bloß dem Studium, sondern auch der Weiterbehandlung des
Gegenstandes eine höchst wertvolle Grundlage, f. Reber.
Michele Lazzaroni und Antonio Murioz, Filarete.
W. Modes, Roma 1908.

Dieses Buch gehört zu den reichstausgestatteten Publi-
kationen der letzten Zeit, und man muß nur beklagen, daß
so viel Aufwand zur Verherrlichung eines Künstlers zweiten
Ranges gedient hat, während man damit einen der vielen
größeren, vernachlässigten Künstler hätte bedenken können.
Jedenfalls kann aber die Arbeit als mustergültig gelten,
weil die Verfasser nichts unterlassen haben, um die Figur
des Künstlers voll und klar von allen Seiten zu beleuch-
ten und uns auf diese Weise ein lebendiges Bild des
Schöpfers der Bronzetüren von St. Peter in Rom gegeben
haben. Die Besprechung dieser interessanten Arbeit Filaretes
bildet den Kernpunkt des ganzen Buches und Mufioz, dem
der Löwenanteil an der Verfassung des Werkes zukommt, hat
es verstanden, nicht nur alles von anderen Kunsthistorikern
schon Gesagte zusammenzufassen und zu bereichern, son-

dern auch vieles daran zu berichtigen. Man tut ihm Un-
recht, wenn man, wie Schubring in den »Monatsheften
für Kunstwissenschaft«, nicht erwähnt, wieviel Neues der
Forschung durch diese Arbeit zugeführt worden ist. Das
Datum von Filaretes erster Anwesenheit in Rom wird für
das Jahr 1433 bestimmt, und mit großem Scharfsinn und
peinlichster Genauigkeit wird eines der kleinen historischen
Reliefs gedeutet, welches früher fälschlich als die Kaval-
kade Eugens IV. und Kaiser Sigismunds von St. Peter
nach dem Lateran ausgelegt worden war. Durch genaue
Prüfung der Figuren und durch die Entdeckung einer
kleinen Inschrift, die bis jetzt keiner bemerkt hatte, gelingt
es Mufioz, das interessante historische Bild auszulegen.
Wie Stefano Infessura in seinem Diario schreibt, ritt der
Kaiser nach der Krönung nach San Giovanni in Laterano
und der Papst begleitete ihn bis zur Engelsburg. Nun hat
Filarete grade den Einzug der beiden Herrscher in den
Burghof dargestellt und ist es Mufioz gelungen, die ver-
schiedenen Personen zu deuten und vor allem den Kastellan
Antonio Rido, welcher hoch zu Roß den Papst und den
Kaiser erwartet. Unter dem Pferde liest man die kleine,
bis jetzt nicht beachtete Inschrift ANTONI VS DE RIDDO C.
(= Castellanus). Es ist der gleiche Kastellan, welcher den
Kardinal Vitelleschi gefangen nahm und zu den Treuesten
Eugens IV. gehörte. Neu sind auch die ganze Prüfung
der chronologischen Folge in der Ausführung der ver-
schiedenen Teile der Tür und die Nachweise der Be-
ziehungen daselbst zu vielen Stellen des Traitato d'Archi-
tettura. Nicht weniger interessant und neu sind die Bei-
träge, welche das Werk zur Kenntnis von Filaretes Tätig-
keit in der Lombardei liefert, und besonders der Beweis,
daß Filarete nicht der Entwerfer des Turmes des Castello
Sforzesco gewesen ist, was Beltrami immer behauptet hatte.
Eine große Anzahl bis jetzt unveröffentlichter Dokumente
ergänzt diesen Teil des Buches und macht es uns leicht, dem
Künstler als Architekten auf Schritt und Tritt zu folgen.
Nicht vergessen muß man die schöne Entdeckung, die
Mufioz von Kaiser Johannes Paleologus' Büste im Museo
di Propaganda in Rom gemacht hat und die er hier ver-
öffentlicht und dem Filarete zuschreibt. Es ist ein leben-
atmendes, treues Porträt des unglücklichen Kaisers von
Konstantinopel und wohl das Beste, was Filarete als Bild-
hauer gemacht hat. ped. h.

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Kloeppe!, Friderizianisches Barock. 80 Tafeln mit
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vom 16. Oktober 1908). Verlag von Baum-
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Kunst. Heft II. M. 2.50

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von Atar A.-O. in Oenf.

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Fünfundzwanzigpfennigstück, Museumsschränke, Fassadenentwürfe für die Kalkindustrie-Ausstellungshalle in Berlin, Heilandskirche in
Dresden-Cotta. — Denkmalpflege in Hessen. — Mendelssohn-Denkmal in Berlin. — Ausstellungen in München, Berlin, Baden-Baden, Wies-
baden, Straßburg, Paris, Wien; Organisationen der »Großen« Ausstellungen. — Erwerbungen der Bremer Kunsthalle; Freilichtmuseum in
Bremen; Neuerwerbungen des Museums der schönen Künste in Budapest; Städtische Kunstsammlungen in Frankfurt a. M. — Societe des
Artistes et Graveurs de Paris. — Vermischtes. — Literatur.

Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von ernst hedrich Nachf. g. m. b. h. Leipzig
 
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