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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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345

Personalfen — Wettbewerbe — Denkmäler — Ausstellungen

346

sich vorstellt, wie Charpentier so etwas gemacht hätte, kann
man verstehen, daß der Künstler etwas verbittert war.
Auch mit einer anderen großen Arbeit, von der die ganze
Welt sprach, hatte er kein Glück. Die Leute, welche Zola
ein Denkmal setzen wollten, hatten die unglückliche Idee,
damit zwei Künstler zu betrauen, die noch dazu beide
Meister waren, also daß an ein ersprießliches Zusammen-
arbeiten nicht zu denken war. Sowohl Constantin Meunier
als auch Alexander Charpentier hätten, ein jeder für sich,
ein schönes und würdiges Monument schaffen können, zu-
sammen aber brachten sie es kaum über den Entwurf hin-
aus, und da sie nun beide tot sind, wird der Ausschuß
der Zolaverehrer wohl einen dritten Bildhauer suchen
müssen. Im Auslande und besonders in Deutschland ist
Alexander Charpentier aber weder durch seine große Plastik
— wozu noch ein in Paris stehendes Denkmal des Napoleon-
zeichners Charlet gehört — noch durch seine kunstgewerb-
lichen Arbeiten bekannt geworden. Dort kannte und kennt
man ihn hauptsächlich als Meister der Plakette. Er hat
unzählige Bildnisse seiner Freunde und Zeitgenossen in
Plakettenform geschaffen, und diese Arbeiten zeichnen sich
vor denen anderer zeitgenössischer Bildhauer durch eine
wuchtige Kraft und Stärke aus, die man bei Chaplain und
auch bei Roty vergebens sucht. Beide wirken beinahe
kleinlich neben Charpentier, dessen talergroße Bronzereliefs
eine geradezu monumentale Größe haben. Es ist wahr-
scheinlich, daß Charpentiers Name durch diese Medaillen
und Plaketten weiterleben wird, denn zu den großen Ar-
beiten, von denen er träumte, ist ihm leider keine Gelegen-
heit geboten worden. k. e. Sch.

PERSONALIEN

X Geheimrat von Tschudi ist von seinem Urlaub
zurückgekehrt und hat am 1. April sein Amt als Direktor
der Nationalgalerie wieder angetreten. Eine Erkältung,
die ihn auf der Reise in Kairo befiel, hatte kurz vorher
Gerüchte über eine schwere Erkrankung hervorgerufen, die
sich glücklicherweise nicht bestätigt haben. Inzwischen sind
von München aus Verhandlungen mit Herrn von Tschudi
angeknüpft worden, die darauf hinzielen, ihn für die Lei-
tung der Alten Pinakothek zu gewinnen. Ob diese Ver-
handlungen zu einem positiven Resultat führen werden,
ist noch unbestimmt. Doch nimmt man in eingeweihten
Kreisen an, daß Herr von Tschudi durch die Ereignisse
des letzten Jahres, vor allem auch durch allerlei eigentüm-
liche Vorgänge in der jüngsten Zeit unter Umständen nicht
abgeneigt wäre, dem ehrenvollen Rufe in die bayerische
Hauptstadt zu folgen. Die Berliner geben indessen die
Hoffnung nicht auf, daß es gelingen wird, den hochver-
dienten Museumsleiter auf seinem früheren Posten zu er-
halten, der ihm freilich nicht dauernd durch Angriffe, wie
sie gerade unmittelbar vor seiner Rückkehr hervortraten,
verleidet werden müßte.

Dem Ausschuß der Münchener Sezession gehören
nach vollendeter Neuwahl an: als 1. Präsident Professor
Hugo von Habermann, als 2. Präsident Professor Albert
von Keller; ferner u. a. die Professoren Angelo Jank, Franz
von Stuck und Fritz von Uhde.

X Hof rat Karl Köf schau ist am 1. April in den preußi-
schen Staatsdienst getreten und hat sein Amt als zweiter
Direktor der Gemäldegalerie und der Sammlung der Bild-
werke der christlichen Epoche an den Berliner Museen
übernommen.

X An der Berliner Universität hat sich Dr. Ernst Heid-
rich, ein Schüler Wölfflins, als Privatdozent für Kunst-
geschichte habilitiert. Dr. Heidrich hat ein Buch über
Dürers Mariendarstellungen verfaßt, sowie eine Ausgabe
von Dürers schriftlichem Nachlaß veröffentlicht.

X Dem aus Amerika stammenden, bisher in Paris leben-
den Maler Gari Melchers, der als Lehrer an die Wei-
marer Kunstschule berufen wurde, ist der Professortitel
verliehen worden.

WETTBEWERBE

Ein Preisausschreiben der Handwerkskammer zu
Berlin betrifft Fassadenentwürfe für ein Verwaltungs-
gebäude. Zur Teilnahme berechtigt sind die in Berlin
und im Regierungsbezirk Potsdam ansässigen Architekten.
Die drei Preise betragen 1500, 1000 und 500 Mark. Die
Einlieferungsfrist läuft bis 24. April.

Für den Bau eines Rathauses in Gleiwitz wird ein
Preisausschreiben unter den Architekten deutscher Reichs-
angehörigkeit erlassen. Es sind Preise von 8000, 5000 und
3000 Mark ausgesetzt. In der Jury befindet sich auch Stadt-
baurat Hoffmann - Berlin. Einlieferungfrist 15. September
dieses Jahres.

Für den Neubau eines Gymnasiums zu Höxter wird
mit Frist bis zum 15. Juli für in Deutschland ansässige
Architekten ein Wettbewerb ausgeschrieben. Die Preise
betragen 1500, 1000 und 700 Mark.

Für eine Stadthalle mit Schauspielhaus in Hagen
wird ein Wettbewerb mit Frist bis zum 15. Juni dieses
Jahres erlassen. Die Bausumme ist mit 1230000 Mark
angenommen.

Ein Ideenwettbewerb des Magistrats zu Elbing be-
trifft Vorentwürfe für ein Reform-Realgymnasium mit Real-
schule unter den reichsdeutschen, in Deutschland ansässigen
Architekten. Preise von 3000, 1800 und 1000 Mark. Ein-
lief erung 15. Mai.

DENKMÄLER
X Das Komitee für das Heinrich von Kleist-Denkmal
in Frankfurt a. O., der Vaterstadt des Dichters, hat be-
schlossen, das Monument dem Bildhauer Elster in Berlin
zu übertragen. Der Ausführung soll ein Entwurf Elsters
zugrunde gelegt werden, der die Kleistsche Poesie in
einem Genius allegorisch darstellt. Es ist mit Freude zu
begrüßen, daß hier einmal auf das übliche realistisch-
historische Porträtdenkmal verzichtet werden soll.

AUSSTELLUNGEN

Ausstellung des Kaiser-Friedrich-Museums-Ver-
eins. Von der in den Räumen der Akademie am Pariser
Platze während des ganzen Monats April stattfindenden
Ausstellung von Bildern aus dem Besitze der Mitglieder
des Kaiser-Friedrich-Museums-Vereins wird nächstens in
der »Zeitschrift für bildende Kunst« des längeren die Rede
sein. Doch soll auch an dieser Stelle einiges über die
bedeutendsten Stücke bemerkt werden. — Die Ausstellung,
deren Zustandekommen in mehr als einer Beziehung Ge-
heimrat Bode zu danken ist, hat den Zweck, die vorjährige
englische Ausstellung gewissermaßen ergänzend, Porträts
alter Meister aus Berliner Privatbesitz vorzuführen. Eng-
lische Porträts, die ja wohl überhaupt nicht sehr zahlreich in
Berlin vorhanden sind, kamen aus dem angedeuteten Grunde
diesmal nicht in Betracht. Die Hauptabsicht war, hollän-
dische, vlämische und italienische Bildnisse zu zeigen,
denen sich dann noch einige deutsche Bilder, französische
Werke des 18. Jahrhunderts, und ein paar Spanier zu-
gesellt haben.

Frühe italienische Bildnisse sind ja überhaupt nicht
häufig. So sind denn auch nur drei Quattrocentoporträts
in der Akademie zu sehen. Zwei männliche Brustbildnisse,
das eine in der Richtung Botticellis, das andere der Gio-
vanni Bellinis angehörend, und ein Mädchenkopf, Cima
zugeschrieben. Recht gut ist dagegen das Cinquecento
vertreten. Im Mittelpunkt des Interesses steht Raffaels
 
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