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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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Personalien — Wettbewerbe — Denkmäler — Funde

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Wesen und durch seinen gebildeten Geschmack um das
Blühen der Wiener Sezession verdient gemacht. Im vorigen
Jahre trat er von der Geschäftsleitung der Wiener Sezession
zurück, um in Breslau einen Kunstsalon nach Berliner
Muster zu begründen. Die Anfänge waren vielversprechend,
und die maßgebenden Kreise Breslaus unterstützten das
für das Breslauer Kunstleben nützliche Unternehmen. —
Auch schriftstellerisch ist Hancke gelegentlich hervorge-
treten; so brachte im Jahre 1896 die »Zeitschrift für bil-
dende Kunst« (N. F. Bd. VII, Heft 9) von ihm einen
schönen Aufsatz zu Corots 100. Geburtstag. Wir be-
trauern den Verlust des trefflichen Mannes aufrichtig.

Der bekannte Landschaftsmaler Karl Rodeck ist am
14. April in Hamburg gestorben. Er war besonders als
Maler des Waldes geschätzt.

Am 11. April ist der Bildhauer Anton Heß gestorben.
Er wurde am 20. August 1838 in München geboren. Seine
künstlerische Ausbildung erhielt er im Atelier des Pro-
fessors Kaspar Zumbusch. Im Jahre 1875 wurde er Pro-
fessor für figürliche Plastik an der Münchener Kunst-
gewerbeschule und 1900 zum ordentlichen Professor für
Plastik an der Technischen Hochschule in München er-
nannt. Seine Hauptwerke sind die vier Bürgertugenden
am Balkon des neuen Münchener Rathauses, ferner die
Athenegruppe und zwei Figuren am Wilhelmsgymnasium.
Auch ist er der Schöpfer zahlreicher Grabmäler.

In Baden-Baden starb am 7. April der Landschafts-
maler Viktor Puhonny. Er war am 28. März 1838 zu
Prag geboren, wurde, als er sich der Malerei widmete,
ein Schüler von L. Schützenberger und bildete sich dann
autodidaktisch weiter. Die Motive seiner Bilder, in denen
er die Natur mit feinem Verständnis wiedergab, entnahm
er meist dem Schwarzwalde und der Umgebung Baden-
Badens.

PERSONALIEN

X Der Maler Prof. Moritz Meurer, der zehn Jahre
hindurch (von 1873—83) am Berliner Kunstgewerbemuseum
als Lehrer für ornamentale und figürliche Dekorations-
malerei gewirkt hat, feierte am 9. April seinen siebzigsten
Geburtstag in Rom, wo er sich seit seinem Ausscheiden aus
dem preußischen Staatsdienst niedergelassen hat. Meurers
außerordentlich wertvolle Mappen mit Pflanzenzeichnungen,
die vor einigen Jahren in Berlin ausgestellt waren, erregten
allgemeines Aufsehen. Der Jubilar ist Ehrenmitglied der
Kunstakademien von Venedig und Bologna.

An Stelle des verstorbenen Großfürsten Wladimir ist
seine Witwe, die Großfürstin Maria Pawlowna, geb.
Herzogin zu Mecklenburg, zur Präsidentin der Kaiserlichen
Akademie der Künste in St. Petersburg ernannt worden.

X Hof rat Dr. Kötschau, der neue zweite Direktor
der Berliner Gemäldegalerie, ist zum Professor ernannt
worden.

Professor Christian Hülsen, der zweite Sekretär des
Deutschen Archäologischen Instituts zu Rom, weilt gegen-
wärtig auf Einladung der Präsidentschaft der Columbia
University in New York und hält dort bis zum 15. Mai
Vorlesungen über römische Topographie und lateinische
Epigraphik.

Die geschätzte Archäologin, Fräulein Prof. Johanna
Mestorf, feierte am 17. April unter reger Teilnahme ihren
80. Geburtstag. Ihre Schriften und Übersetzungen be-
handeln die Altertumskunde Schwedens und ihrer engeren
Heimat, Schleswig-Holsteins. 1873 wurde sie Kustos und
später Direktorin des Museums vaterländischer Altertümer
in Kiel, von welchem Amte sie erst kürzlich zurücktrat.

Dem'in Stuttgart wirkenden Maler und Kunstgewerbler
J. V. Cissarz ist der Professortitel verliehen worden.

Fritz August von Kaulbach ist zum Ehrenmitgliede
der Münchener Künstlergenossenschaft ernannt worden.

WETTBEWERBE
Beim Wettbewerbe für ein Theater in Dorpat

waren 52 Entwürfe eingegangen. Ernst Hoff"mann-Wil-
mersdorf und Fritz Schultze - Berlin erhielten den ersten
Preis von 450 Rubel.

Die Firma Günther Wagner, Fabriken für Künstler-
farben in Hannover und Wien, fordert zu einer Plakat-
konkurrenz für flüssige Tuschen auf und setzt für Preise
4250 Mark aus. Das Preisrichteramt haben die Professoren
Peter Behrens, Karl Hoffacker, A. Kampf, Alfred Roller
und H. Schaper übernommen. Einlieferungstermin ist der
26. Juli 1909.

Einen Wettbewerb für einen Plakat-Entwurf schreibt
die bekannte Zigarettenfabrik Waldorf-Astoria Company
in Hamburg und Stuttgart unter den reichsdeutschen Künst-
lern aus. An Preisen sind 6000 M. (darunter ein erster
von 3000 M.) ausgesetzt. Das Preisrichteramt haben die
Professoren Carlos Grethe, Leopold Graf von Kalckreuth,
A. Lichtwark, Max Liebermann und Franz v. Stuck über-
nommen.

Zur Umgestaltung des Künstlerhauses in Berlin

schreibt der Vorstand des Vereins Berliner Künstler einen
Ideen-Wettbewerb für die Mitglieder aus. Namentlich soll
auf die Vereinsausstellung die öffentliche Aufmerksamkeit
mehr hingelenkt werden.

DENKMÄLER

X Eine originelle Enthüllungsfeier fand am Charfreitag
in Berlin statt: sie galt der Weihe einer Matkowsky-Ge-
denktafel, die an einer altberühmten Stätte berlinischen
Künstlerschwärmens, in der Weinstube von Lutter und
Wegner, die Erinnerung an den heimgegangenen großen
Schauspieler lebendig erhalten soll. Matkowsky war noch
ein Mitglied des historischen Stammtisches, an dem einst
E. T. A. Hoffmann, Ludwig Devrient, Heine, Chamisso
und die Ihrigen die Nächte vertrunken und verplaudert
haben. Die Tafel ist ein Porträtrelief in Marmor, das der
Bildhauer Herbert Dierzsch modelliert hat.

Ein Grabmal für Adolf Furtwängler wird für Athen
auf Kosten der dortigen Griechischen Archäologischen Ge-
sellschaft hergestellt. Auf einem Sockel von über zwei
Meter Höhe, der in Griechenland selbst aus pentelischem
Marmor gefertigt wird, soll der galvanisierte Abguß der
vollständig ergänzten Sphinxfigur aufgestellt werden, deren
Teile Furtwängler auf Ägina gefunden hatte.

FUNDE

Nochmals der angebliche, neu aufgefundene
Lionardo. Es ist leider keiner. Die Zweifel, die hier
vor einigen Wochen, als die Kunde von der sensationellen
Entdeckung durch die Blätter ging, geäußert wurden (vgl.
Kunstchronik Nr. 16 vom 19. Februar), waren leider be-
gründet. Malaguzzi-Valeri hat nun das Bild als Varese,
sowie einige Arbeiten, die mit diesem in Zusammenhang
stehen, in der Rassegna d'arte (März-Nr.) abgebildet. An
der Hand dieser Abbildungen zeigt Malaguzzi-Valeri, daß
die Mona Lisa das Vorbild ist, aber wohl nicht direkt
kopiert wurde; Verbindungsglied ist eine Schulzeichnung
im Musee Conde zu Chantilly, die ebenfalls als Vorlage
diente für das bekannte Bildnis einer unbekleideten Frau
in fast gleicher Haltung in der Eremitage zu Petersburg
und für ein ähnliches Bild in Bologneser Privatbesitz. Das
entdeckte Bild dürfte also ruhig wieder in die wohlver-
diente Vergessenheit zurückkehren. h.
 
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