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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.5951#0212

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407

Ausgrabungen — Ausstellungen

408

aus Dresden den Festvortrag über das Thema »Hellenische
Stimmungen in der Bildnerei von einst und jetzt« halten
wird, soll am 4. Juni auf dem Weimarer Friedhofe die feier-
liche Enthüllung des Grabdenkmals der Frau von Stein
erfolgen. Am 6. Juni werden den Teilnehmern der General-
versammlung in dem neu hergestellten Theaterchen zu
Lauchstädt bei Merseburg Festvorstellungen von Goethes
»Pandora« und »Satyros« geboten, für die Henri van de
Velde, Ludwig von Hofmann und E. A. Schmidt in Weimar
die Dekorationen geliefert haben.

Ein Denkmal für Berthold Auerbach, das der
Karlsruher Bildhauer Hermann Volz geschaffen hat, wird
am 23. Mai in den Kursaalanlagen in Cannstadt bei Stutt-
gart enthüllt werden.

AUSGRABUNGEN
Ausgrabungen in Algier. Seitdem Adolf Schulten im
Archäologischen Anzeiger (vom 4. September 1908) über die
Ausgrabungen in Algier in maßgebender Weise berichtet bat,
wovon an dieser Stelle (s Kunstchronik vom 9. Oktober 1908,
Spalte 10/11) Vormerkung genommen wurde, ist von neuen
Taten des französischen Regierungskomitees für die histori-
schen Denkmäler Algiers, sowohl was Neuausgrabungen
als was Konservierungsarbeiten betrifft, zu melden. — Es
handelt sich, wie »The Nation« in zusammenfassender
Weise mitteilt, hauptsächlich um römische Monumente aus
den ersten christlichen Jahrhunderten; aber es gelang auch,
gewisse Lücken in der Geschichte der Architektur der
mohammedanischen Ära auszufüllen. — In Annuna sind
die Straßen des alten Thilibis in einem Stadtgebiet von
mehr als 7000 qm aufgedeckt worden. Im einzelnen sind
die Dispositionen der städtischen Basilika, der Faustina
gewidmete Inschriften mit Aufzählung der Stadtärzte, das
Haus einer angesehenen Persönlichkeit, des Magisters Pagi,
und drei im Hause eines Aedils in Stein eingegrabene
Flächenmaße von Interesse. — Zu Mdaurisch (Madaura)
fand man eine merkwürdige Inschrift, die das heidnische
»diis manibus sacrum« mit dem christlichen »in pace fidelis«
bei einem punischen Namen auf einem Grabstein vermischte.
Zu Guelma war das Amphitheater zu Beginn des Jahres
1908 in geeigneter Weise wiederhergestellt worden, so
daß Pariser Bühnengrößen im Mai vier klassische Stücke
haben aufführen können. Römische Aquädukte, die über
mehrere Kilometer laufen, und fast ganz erhaltene Reservoirs
wurden zu Chemoraz und Setif (das Sitifis der Byzantiner)
aufgedeckt, denen kaum etwas fehlt, um sie noch für die
modernen Städte in Gebrauch zu nehmen. — General de
Beylie, der durch seine erfolgreichen Ausgrabungen in
Mesopotamien und dem französischen Ostasien bekannt
ist, hat zu Kataa interessante mohammedanische Überreste
aufgedeckt. Kataa, um 1007 n. Chr. gegründet, war die
berberische Hauptstadt von Central Magreb, dem heutigen
Algier. Arabische Autoren wissen von ihrem Glanz und
Reichtum, was Schulen und Paläste betrifft, zu erzählen.
Die Almohads von Marokko zerstörten im Jahre 1152 die
Stadt, und die bis jetzt gefundenen Überreste datieren
zweifellos aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts,
der am wenigsten bekannten Periode muselmännischer
Kunst. Der dreifache Palast des Emirs, der in einen offi-
ziellen, den Privatpalast des Fürsten und seinem Harem
zerfiel, war 300 m lang und 170 m tief. Die Dekoration
in blau und weißem Fayence, Stalaktitwerk, aus geformtem
und bemaltem Gips (rot, blau, weiß und gold sind benützt),
Marmorinkrustationen und Glaseinlagen, ist 300 Jahre älter
als die Alhambra. Es läßt sich aus diesen Überresten er-
schließen, daß diese, einen Zweig der mohammedanischen
bildende, Berbernkunst einen asiatisch-persischen Ursprung
hatte und keineswegs, wie oft behauptet wurde, von der

maurischen Kunst in Spanien herzuleiten ist. — Die Ar-
beiten bei dem gewaltigen Lager von Lambaesis, neben
Novaesium und Carnuntum dem dritten bis jetzt bloß-
gelegten Legionslager der Kaiserzeit, schreiten weiter. Von
Einzelfunden sind nur 50 kleinere von Nero bis Antoninus
Pius datierende Silbermünzen zu erwähnen. Zweihundert
Jahre lag die Legio III Aug. in diesem Lager in Garnison.
— Aus Timgad, dem afrikanischen Pompeji, sind so viele
Einzelheiten zu bemerken, daß der Korrespondent von
»The Nation« fast darauf verzichtet und nur neue Straßen-
züge, ein östliches Tor mit einer den Kaiser Marcus Aure-
lius als »Armeniacus« bezeichnenden Inschrift, neue Häuser,
das christliche Kloster und Baptisterium erwähnt und Mo-
saiken, Inschriften und Museumsgegenstände im allgemeinen
aufführt. Von großem Interesse ist die Disposition der
antiken Kaufläden, auch der Zellen und Gänge im Kloster
der byzantinischen Mönche, die ein zwar kleines, aber mit
kaltem und warmem Wasser versehenes Badhaus hatten,
also doch nicht so schmutzig waren, wie man gerne an-
nahm. Die Bäder stoßen an das Baptisterium an, dessen
mit Marmor und symbolischen Zeichnungen an den Seiten
geschmücktes Bassin zwar sehr groß war, aber doch nicht
tief genug zum Untertauchen (Kindertaufe? Erwachsenen-
taufe? — Bei der Unsicherheit der Chronologie darüber
lassen sich Schlüsse nicht ziehen). Stufen führen hinab, m.

AUSSTELLUNGEN
X Die Große Berliner Kunstausstellung 1909,

die am 1. Mai feierlich etöifnet worden ist, bedeutet in
der Auswahl und Zusammenstellung des Materials wie im
äußeren Arrangement ihren Vorgängerinnen gegenüber
wieder einen bemerkenswerten Fortschritt. Was die Aus-
stellungen des letzten Jahrzehnts, namentlich die unter
Artur Kampfs und Otto H. Engels Präsidium, angebahnt
haben, ward nun, unter Hans Looschens Vorsitz, von der
Kommission weitergeführt: eine geschmackvolle und zweck-
mäßige Umgestaltung der Räumlichkeiten im alten Glaspalast
am Lehrter Bahnhof (dessen zahllose Umbauten seit 1886
zusammen fast eine Million Mark verschlungen haben!),
eine rücksichtslosere Ausmerzung der massenhaft sich
herandrängenden Mittelmäßigkeiten und Gleichgültigkeiten,
und eine mehr planvolle, das Gute nachdrücklicher her-
vorhebende Anordnung des Materials. In allen diesen
Programmpunkten ist man abermals ein tüchtiges Stück
vorwärtsgekommen. Namentlich die Renovierung der Saal-
ausstattung (die hauptsächlich der Architekt Alfred Balcke
leitete), ist mit großem Geschick, vielfach mit Anlehnung
an das Dresdener Vorbild, in Angriff genommen worden.
Unverkennbar ist dabei, wie in der gesamten künstlerischen
Produktion der hier vertretenen genossenschaftlichen Kreise,
der starke Einfluß der modernen Bewegung. Die Haupt-
säle der Großen Ausstellung bilden jetzt im Prinzip gar
keinen Gegensatz mehr zu dem, was die Sezession lehrt.
Nur graduelle Unterschiede walten noch, insofern als die
freie sezessionistische Organisation kühner und un-
bekümmerter den sich ankündigenden neuen Tendenzen
das Wort erteilen, Experimente, Wagnisse und Ver-
suche zulassen kann, während hier solche verwegeneren
Wünsche schweigen müssen. Doch in den Grenzen,
die der genossenschaftlichen Ausstellung nun einmal
gezogen sind, erreicht die diesjährige ein höchst respek-
tables Niveau. Eine Reihe von Sonderveranstaltungen
interessieren in erster Linie. Vor allem eine Bildnisgalerie,
die (in dem sonst so unzulänglich besetzten »Ehrensaal«)
ein halbes Hundert älterer und neuerer Künstlerporträts
vereinigt, darunter sehr wertvolle Stücke und eine Anzahl
guter Selbstbildnisse. Sodann Kollektivausstellungen von
Werken der beiden im vergangenen Jahre verstorbenen
 
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