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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.5951#0264

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5ii Sammlungen 512

treffliche Marmorplastik von Paul Zeitler: »Der Steinadler«
gestohlen. Der Dieb, der seine Tat unbedingt von langer
Hand vorbereitet haben muß, ist bisher noch nicht ermittelt.
Das entwendete Kunstwerk ist das gelungenste Stück der
hübschen kleinen Serie von Tierskulpturen, durch die der
junge Berliner Bildhauer in der diesjährigen Ausstellung
die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatte.

Wien. Am 5. Juni ist im Künstlerhause die »Große
deutsche Kunstausstellung« durch den Kaiser eröffnet
worden. Die warmen Beziehungen zu allem, was deutsch
ist, traten auch bei dieser Gelegenheit erfreulich ans Licht.
Ausstellerin ist die »Allgemeine deutsche Kunstgenossen-
schaft«, und dies bestimmt auch den künstlerischen Charakter
des Unternehmens Er ist naturgemäß mehr konservativ, als
ein von Jahr zu Jahr moderner gewöhntes Publikum sich's
heute verlangt. Auch haben die Vereine die bekannten
Rücksichten auf so manchen alten Ruhm zu nehmen, der
nicht mehr recht Stich hält. Unter den etwa 600 Nummern
der Ausstellung findet der Neuheitensucher also nicht viel
für seinen Geschmack. Dagegen finden sich alle erdenk-
lichen Nachklänge an Malmoden der siebziger und achtziger
Jahre. Unter den älteren Größen steht Menzel voran, mit
einer reizvollen kleinen Gouache: »Kircheninneres aus
Salzburg«. Auch ein Porträtchen von Knaus (Frau General-
konsul Wedekind, in schwarzem Seidenkleide) hat eine
Delikatesse, die sich keineswegs abnützt. Gar zu selten
taucht in der Ausstellung der Drang auf, einem moder-
nen Problem von Licht und Farbe nahezukommen. Das
gelungenste Bild dieses Schlages ist von E. Eltze in Char-
lottenburg, ein Mädchen in Nachttoilette, von unten her
beleuchtet, unter all dem Husch-Husch der Imponderabilien;
das beste moderne Bild der Ausstellung. Ein »Sommer-
abend« von Max Pietschmann (Dresden), von dem auch
treffliche Radierungen, ist eine sogenannte »Blaue Stunde«,
oder wenigstens ein achtbarer Versuch dazu. Hans Adolf
Bühler (Rom) hat ein großes Temperabild: »Nibelungen«,

drei Aktfiguren en face sitzend vor heller Landschaft. Das
ist der neurömische Freskotraum aus der Stilsphäre der
Karl Hofer, Hermann Haller u. a., in einem wandgrund-
fähigen Zementton stilisiert, jedenfalls sehr zu beachten.
Unter den Impressionismen möchte ein »Isartal bei Tölz«
von Viktor Freudemann (Berlin) als kraftvoll hervorzuheben
sein. Die Wiener Kunst, die genossenschaftliche nämlich,
nimmt in der Ausstellung den ihr gebührenden Platz ein
und hält der Umgebung mehr als Stand. Einige neue
Porträts (Adams) und Büsten wären besonders hervorzu-
heben. Ludwig Hevesi.

X Im Reichstagsgebäude zu Berlin wird im Herbst eine
Ausstellung französischer Künstler stattfinden.

Ende dieses Monats wird in Interlaken die erste
internationale Kunstausstellung in der Schweiz er-
öffnet werden, veranlaßt durch die großen Erfolge, welche
Schweizer Künstler in letzter Zeit auf anderen inter-
nationalen Ausstellungen davongetragen haben.

SAMMLUNGEN
X Im Berliner Kunstgewerbemuseum ist die Neu-
ordnung, die Direktor Otto v. Falke in die Wege geleitet
hat, zurzeit bereits in etwa drei Vierteln der Sammlungen
durchgeführt. Man hat zunächst durch einfache äußerliche
Hilfsmittel, wie weiß getünchte Decken und helle Wand-
bespannungen, eine bessere Belichtung erzielt und die un-
ruhigen Hintergründe ruhiger gestaltet. Der Bestand der
ausgestellten Gegenstände ist sorgsam gesiebt und ver-
ringert worden, um nun um so sicherer durch Qualität zu
wirken. Die modernen Stücke sind in einem Saale des
jüngsten Kunstgewerbes vereinigt, von dem noch zu sprechen
sein wird. Auch sonst sind die technischen Gruppen, wo
es sich nicht um Sammlungen handelte, die man als ein
Ganzes erhalten wollte, aufgelöst und ihre Teile in die ent-
sprechenden historischen Abteilungen eingeordnet worden.
Ferner sind die Nachbildungen, die eigene Räume erhalten
haben, jetzt von den Originalen geschieden.

6 er

(EigrttJcttcttfrtbvtf

Die ausgesetzten Preise von zusammen M. 6000.— wurden durch
einstimmigen Beschluß der Jury wie folgt verteilt:

FRITZ REHM, München........... M. 1500.—

WOLF SCHMIDT, Karlsruhe........ M. 1500.—

HEINZ KEUNE, Leipzig........... M. 1500.—

WOLF SCHMIDT, Karlsruhe........ M. 1000.—

F. M. BACHMANN & L. ZIEGLER, Berlin M. 500.—

tv\T* Pfofessof Carlos Grefhe, Professor Leopold Graf von Kalckreufh,
Uly* Professor Dr. A. Lichfwark, Professor Max Liebermann,
Professor Fran? von Sfuck.

DieJ

In Ii alt: Florentiner Brief. — Alfred Messels Berliner Museumspläne. — Adolfo Venturi und der Baumeister der Kirche San Francesco m Assisi.

Von M. H. Bernath. - R. Muther t; W. Hamacher t; B. Krug f; A. Fitger f; A.J. Somowf. — Personalien. — Wettbewerbe: Preis der
Mevisseti-Stiftung; Menzelpreis für künstlerische Illustrationen ; Reformationsdenkmal in Genf. — Ein neuentdeckter Rembrandt. — Ausstellungen
in Berlin, Wien, Interlaken. — Neuordnung im Berliner Kunstgewerbemuseum. — Anzeige.

Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hfdrich Nachf. g. m. b. h. Leipzig
 
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