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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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533

Ausstellungen

— Sammlungen

534

AUSSTELLUNGEN

In Straßbutg hat der »Verband der Kunstfreunde
in den Ländern am Rhein« im Alten Schloß eine recht
ansehnliche Kunstausstellung für die Dauer dieses
Sommers veranstaltet; ansehnlich nicht nur dem Umfange
nach. Längstgeschätzte rheinische Meister: Karl Biese,
Max Ciarenbach, Ludwig Dill, Eugen Kampf, Gustav
Kampmann, Bernhard Pankok, Gustav Schönleber, Wilhelm
Schreuer, Otto Sohn-Rethel, Wilhelm Steinhausen, Hans
Thoma, — um nur einige der Bekanntesten zu nennen, —
haben je ein ausgewähltes Gemälde eingesandt. Wilhelm
Trübner ist mit einer kleinen Sammlung vertreten: einige
größere Bildnisse, die nicht besonders gefallen können
(am wenigsten das des württembergischen Königs), und
einige kleinere Stücke, — darunter Landschaften, die alle
Eigentümlichkeiten und Vorzüge des breiten Trübner-
pinsels nachdrücklich vorführen; dann noch ein Bildnis
einer alten Frau, aus früherer Zeit, das in jedem Sinne
beachtenswert ist. Auch die Elsässer sind, wie man er-
warten durfte, in größerer Anzahl vertreten: Beecke,
Blumer, Daubner, Ebel, Sattler und wie sie heißen. Es
muß anerkannt werden, daß ihre Sammlung sich neben
den Leistungen der übrigen Rheinkünstler mit Ehren sehen
lassen darf. Im ziemlich lebhaften Straßburger Kunstbe-
triebe begegnet man alltags manchem Werklein, das aus
allgemeiner Duldung und Freundschaftlichkeit bei Aus-
stellern, Kritik und Publikum mehr Wohlwollen findet,
als ihm zuträglich ist. Dergleichen wurde auf der heu-
rigen Großen sorgfältig ausgemerzt. Der Gesamtwirkung der
elsässischen Kollektion kommt es auch zugute, daß Prof.
Lothar von Seebach sich herbeiließ, eine größere Anzahl
seiner Arbeiten auszustellen: routinierte Skizzen scheinbar;
wer aber nachzufühlen weiß, warum dieser oder jener Farben-
komplex, — ein Kopf, ein Nacken vielleicht nur, manch-
mal auch ein ganzer Akt, neben glänzend angedeuteten
Gliedmaßen, — gerade so und nicht anders innerhalb der
vier Leisten auf der hellen Fläche sitzt, der ist sehr ge-
neigt, diesen Skizzen vollen Bildwert zukommen zu lassen.
Bei aller Naturwahrheit des zur Wiedergabe gewählten
Details wirkt das Ganze im höchsten Maße dekorativ: ge-
nau genommen sind die Aufgaben der Malerei damit er-
schöpft. Sehr interessant sind auch Seebachs leicht ge-
färbte Volkszenen aus dem Elsaß, ein Leichenbegängnis,
eine Wagenfahrt u. a. Niemand errät, daß diese sicheren,
frappant lebendigen Blätter ausschließlich Gedächtnisarbeit
sind. — Ein Schmuckstück der Ausstellung ist Ferdinand
Hodlers »Empfindung«. Plastik und Graphik vermögen
trotz der Sammlungen Gaul und Boehle nicht besonders
zu fesseln. In der Gesamtaufmachung der Ausstellung
wurde eine wohltuende, vornehme Ruhe erreicht. Dr. D.

Wien. XIII. Ausstellung der Erzherzoglichen
Kunstsammlung »Albertina«. Direktor Meder veran-
staltete in den Räumen der Albertina eine instruktive Aus-
stellung, die an der Hand einer großen Menge ausge-
wählter Originalblätter und Platten die Entwicklung der
Drucktechniken von ihren ersten Anfängen bis auf unsere
Tage herauf in übersichtlicher Weise vorführt und auch
dem Laienpublikum die Möglichkeit bietet, von den ver-
schiedenen komplizierten Druckverfahren eine anschauliche
Vorstellung zu gewinnen. Angesichts der modernen Kunst-
strömungen, die wieder mit Ernst und vielem Erfolg
zu graphischen Ausdrucksmitteln neigen, scheint mir eine
rückblickende Ausstellung von doppeltem Werte zu sein;
sie gestattet nicht nur eine Orientierung über den zurück-
gelegten Weg, sie sammelt auch gewissermaßen die auf
Jahrhunderte verteilten Kräfte, eröffnet Ausblicke auf neue
Möglichkeiten — und führt besser in das Wesen der Kunst

ein, als es lange theoretische Erörterungen tun könnten.
Wenn deshalb die Ausstellung, die durch einen erläutern-
den Katalog ergänzt wird, über ihren technisch-historischen
Zweck hinaus unsere Künstler zu einem vertieften Ver-
ständnis über das Werden der Graphik und daraus zu
neuem Schaffen anzuregen vermöchte, so hätte die Vor-
führung dem vorzüglichsten Wunsche des Veranstalters
entsprochen. Dr. A. Reichel.

Angelika-Kauffmann-Gedächtnis-Ausstellung. Im
Kupferstichkabinett des Museums der bildenden Künste in
Budapest ist derzeit eine umfangreiche Ausstellung von
Werken der Angelika Kauffmann, der Freundin Goethes.
Dieselbe enthält acht Originalgemälde (darunter das Selbst-
bildnis der Künstlerin) und eine signierte Miniatur »Flora«
in ungemein zarter feiner Ausführung, sodann 19 Original-
radierungen und eine, die Angelika in Gemeinschaft mit
Joseph Zucchi ausführte. Außerdem sind in der Ausstellung
164 Reproduktionen nach Werken der Angelika zu sehen,
die von den hervorragendsten Graphikern ihrer Zeit her-
gestellt wurden; besonders schön wirken die in Punktier-
manier und Mezzotinto ausgeführten Blätter, unter denen
die Arbeiten von Fr. Bartolozzi, W. W. Ryland, Th. Burke,
G. Scorodomöff hervorgehoben sein mögen. Der Direktor
des Kupferstichkabinetts, Hof rat Dr. Gabriel von Terey,
hat einen erschöpfenden Katalog zu der Ausstellung ge-
schrieben, dessen Titelblatt das Bildnis der Künstlerin
(nach dem Bilde von Sir Joshua Reynolds) ziert. Die Aus-
stellung bleibt bis zum j. Oktober geöffnet.

Eine interessante Ausstellung findet gegenwärtig in
den Räumlichkeiten der Fine Art Society, London, statt.
Es sind die Werke, meistens in Bronze, des Boer-Künst-
lers Antony van Wouw. Das heißt, er ist Boer durch
Rasse und Nationalität, seine Kunst hat wenig mit seinem
Heimatlande zu tun. Man kann in diesen Werken die
verschiedenen Etappen in der Entwickelung des Künstlers,
die man »Paris«, »Brüssel«, »Rom« überschreiben möchte,
unterschreiben. Wenn so das Wie in van Wouws Kunst
europäisch ist, so ist das Was um so stärker von natio-
nalem Charakter durchdrungen. Seine »Voortrekkers«
waren für das Krüger-Monument in Pretoria bestimmt, und
als Teile eines (nie ausgeführten) Ganzen können sie nur
verstanden werden. Beiläufig gesagt, erhielt der Künstler
die Kommission noch vor dem Ausbruch des Krieges.
»Paul Krüger im Exil«, eine Statuette voll pulsierenden
Lebens und großer Auffassung, erinnert uns stark an Tru-
betzkoi, dem van Wouw auch sonst nahe kommt. Sonst
sind da noch Studien von Buschmännern und Kaffern, die
eine starke Begabung zur Naturbeobachtung verraten, und
die ergreifende Gruppe zweier Boer-Krieger, die »Schlechten
Nachrichten«, zu nennen. Bernath.

SAMMLUNGEN
Köln. In der Stadtverordneten-Versammlung vom
31. Juli wurde mitgeteilt, daß die Kommission für das
Wallraf-Richartz-Museum beschlossen hat, städtischerseits
eine Untersuchung über die Echtheit des Bildes »Madonna
mit der Wickenblüte« nicht vornehmen zu lassen und die
Austragung der Meinungsverschiedenheiten der Wissen-
schaft zu überlassen mit Rücksicht darauf, daß solche Unter-
suchungen die Substanz des Bildes in Frage stellen würden
und namhafte Gelehrte und Forscher sich für die Echtheit
des Bildes ausgesprochen haben. Auch Direktor Max J.
Friedländer hat sich in einem ausführlichen von ihm er-
betenen Gutachten auf die Seite der Verteidiger der Echt-
heit gestellt. Das vielumstrittene Gemälde ist kürzlich in
der Serie der von Fischer & Francke herausgegebenen
Farbenlichtdrucke in einer sehr gelungenen Reproduktion,
in der auch die Craquelüren sichtbar sind, erschienen.
 
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