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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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543

Vermischtes

544

dem Hause Hohenzollern hervorgegangenen preußischen
Fürsten anzufertigen.

Die rheinischen Denkmalfreunde sind, wie bekannt,
durch den geplanten Verkauf rheinischer Königs-
schlösser in Unruhe versetzt. Vor allem schien Schloß Ben-
rath mit seinen charakteristischen Parkanlagen, ein Bau des
Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz, recht gefährdet.
Mit Befriedigung wird man darum den auf Antrag der
Verwaltung gefaßten Beschluß der Gemeinde Benrath be-
grüßen, das königliche Schloß nebst Park käuflich zu
erwerben.

• Pan als Lehrer des Flötenspiels« von Reinhold
Begas. Durch die Tageszeitungen ging letzthin die Nach-
richt, daß einzelne ältere Werke von Begas, die von ihm
bisher nur in Ton ausgeführt worden seien, jetzt in edlem
Metall, Marmor und Candinener Ton gearbeitet würden.
Unter diesen Gruppen wurde auch »Pan als Lehrer des
Flötenspiels« erwähnt. Die Mitteilung, daß diese letztere
Gruppe bisher nur in Ton gearbeitet worden sei, ist un-
richtig. Denn Reinhold Begas hat im Jahre 1868 dieses
Werk in Carrara-Marmor hergestellt; es gelangte da-
mals in den Besitz von Dr. Strousberg, wurde auf dessen
Kunstauktion anfangs der siebziger Jahre vom Freiherrn'
Julius von Born erstanden und befindet sich derzeit im
Besitze des Baron Friedrich Born in Budapest, der auch der
glückliche Besitzer von Anselm Feuerbachs Romeo und
Julia ist. Dr. O. v. T.

Von den alten Bildern König Leopolds II. stehen
nur noch zum Verkaufe ein Delacroix und von Rubens
»Die Berufung des hl. Benediktus«. Beide befinden sich
noch in den Räumen des Pariser Händlers Kleinberger.
Es ist ferner beschlossene Sache, daß die neueren Bilder
aus dem Besitze König Leopolds im kommenden Winter
in Brüssel selbst zur öffentlichen Versteigerung gestellt
werden. Betreffs der ägyptischen Altertümer dauern die
Verhandlungen noch fort; es ist nicht ausgeschlossen, daß
diese vom Brüsseler Museum der Altertümer angekauft
werden. Der vom Museum für 150000 Franken über-
nommene Van Dyck wurde inzwischen ausgestellt. Das
Bild ist nicht erstklassig, es bedarf selbst eingreifender
Retuschen. Es ist den gezahlten Preis jedenfalls nicht wert.
— A. J. Wauters erzählt gelegentlich dieser vielbesprochenen
Angelegenheit, daß die Sammlung von Familienporträts
König Leopolds weder zahlreich noch künstlerisch hervor-
ragend ist. Sie macht geradezu eine Ausnahme von der
Regel, daß fürstliche Familien von großer geschichtlicher
Bedeutung mit Vorliebe ihre Ahnengalerien zu vervoll-
ständigen und auf hohen künstlerischen Wert zu bringen
trachten. Die Mehrzahl der in den Schlössern von Brüssel
und Laeken vereinigten Porträts rühren noch von Leopold I.
her, aber weder dieser noch sein Sohn scheinen je be-
sonderen Wert auf Anschaffung und Erhaltung von Fami-
lienbildnissen gelegt zu haben. Hervorragend sind eigent-
lich nur zwei schöne Pastells von Sir Lawrence, 1,04X0,80
groß, den Herzog von Sachsen-Koburg und seine Gemahlin
Prinzessin Charlotte von England darstellend. Wauters,
Präsident der Kommission der belgischen Museen, möchte
diese Meisterwerke gern für das Brüsseler Museum er-
werben; er fürchtet aber, daß die Londoner National
Porträt Gallery sich die beiden Stücke nicht entgehen
lassen wird. König Leopold II. besitzt ferner noch Bild-
nisse von Maria Theresia, Kaiser Joseph II. von Österreich,

Inhalt:

von dessen Schwester Marie Christine, welche Statthalterin
der Niederlande gewesen ist, und auch ein lebensgroßes
Vollbild von Napoleon I., welches dieser zum Andenken
an seinen Aufenthalt in Schloß Laeken im Jahre 1812
malen ließ. Bekanntlich erging von dort aus Napoleons
Kriegserklärung an Rußland. König Leopold I., der Be-
gründer des belgischen Zweiges des Koburger, ist durch
mehrere Porträts vertreten; auf dem einen ist er als
Ritter des Hosenbandordens dargestellt. Das zweite
rührt von Winterhalter her, von dem noch ein Bild der
Königin Marie Louise mit dem kleinen Herzoge von Bra-
bant, später Leopold IL, auf dem Schosse, in der Kollektion
vorhanden ist. Winterhalter hat dann letzteren noch im Alter
von zehn Jahren gemalt. Leopold II. nennt noch ferner
sein eigen: ein Bildnis der Königin Viktoria von England;
des . Papstes Pius IX., gemalt von Gallait; der Königin
Marie Henriette von Angeli; ein Gruppenbildnis des Her-
zogs von Brabant und seines Bruders, des Grafen von
Flandern, gemalt von einem Unbekannten. Die Porträte
der drei Töchter des Königs, der Prinzessinnen Louise,
Stephanie und Klementine, sind nicht in der Sammlung
der Familienbildnisse des Königs vertreten. a. r.

Vom Ulmer Münster. An den alten Teilen des
Münsters zeigen sich immer mehr Schäden, besonders am
Turm; so ist man gegenwärtig damit beschäftigt, größere
Reparaturen am nordöstlichen Strebepfeiler des Haupt-
turmes auszuführen und im Anschluß daran die Mittelpfeiler
an Nord- und Ostseite des Turmes auszubessern. Wie
weitläufig sich die Arbeiten gestalten, ist noch nicht ab-
zusehen, da auch an einigen Pfeilern des südlichen Seiten-
schiffes und am südlichen Chorturm sich Schäden zeigen.
Die durch frühere Setzungen entstandenen Schäden an
Stab- und Maßwerk der Chorfenster werden durch Aus-
besserungen wieder gut gemacht und diese Fenster mit
neuen Schutzgittern versehen. Die Restaurierung der Glas-
gemälde im Chor wird weitergeführt. Im Innern des
Münsters wird die Legung des neuen Bodens demnächst
vollendet werden, mit der Instandsetzung des Stuhlwerks
wird fortgefahren, der Parier Grabstein ist ins Innere des
Münsters vor dem Eingang in die Neidhardtsche Kapelle
versetzt worden, auch ist der schöne Cruzifixus der Besserer-
schen Kapelle, welcher seither auf dem Altar derselben
aufgestellt war, wieder an seinen ursprünglichen Platz an
der südlichen Wand der Kapelle aufgehängt worden. Man
fand nämlich, bei Wegräumung eines Epitaphiums an der
Wand, noch Spuren von Wandgemälden mit Inschriften,
welche bestimmt auf die einstige Zugehörigkeit des Cruzi-
fixus schließen lassen. Der Kostenanschlag für die Bau-
periode von 1909/10 beläuft sich auf 44420 M.

Beiläufig sei noch bemerkt, daß die Stadt Ulm jetzt
im ehemaligen Schwörhaus schöne Lokalitäten für Archiv
und Stadtbibliothek eingerichtet hat, welche ein besonderer
fachmännisch gebildeter Beamter verwaltet. Mit der Stadt-
bibliothek ist jetzt auch die ansehnliche Bibliothek des
Altertumsvereins vereinigt, welche bislang in ungünstigen,
die Benutzung erschwerenden Lokalen aufgestellt war.
In demselben Gebäude ist für die K. Filial-Gemäldegalerie
ein schöner Raum geschaffen. Durch Vereinigung all
dieser Institute hat sich die Stadt ein bleibendes Verdienst
erworben; man denke nur an die Schwierigkeiten und
Umständlichkeiten, welche früher einer Benutzung des
städtischen Archivs entgegen standen. Max Bach, Stuttgart.

Ludwig Justis »Giorgione«. Von Karl Woermann. — Dresdener Ausstellungen. — Neues aus Venedig. Von A. Wolf. — Römischer Brief.
Von Fed. H. — Aus Florenz. Von O. Gr. — Michelangelo-Forschungen. Von Hadeln. — A. N. Du Mont f. — Personalien. — Uiorgione-
entdeckungen. — Ausstellungen in Straßburg, Wien, Budapest, London. — Madonna mit der Wickenblüte im Wallraf-Richartz-Museum in
Köln; Aus rheinischen Kunstmuseen; Corinths »Gott Bacchus« im Stadtmuseum zu Königsberg; Neuerwerbungen des Bayerischen National-
museums ; Vom Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin; Der neue Benozzo Gozzoli des Kaiser-Friedrich-Museums in Berlin. — Kaisen. Deutsches
Archäologisches Institut in Rom. — Vermischtes.

Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf. o. m. b. h. Leipzig
 
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