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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.5952#0214

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Ausstellungen

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Unterschied zwischen Arbeiten wirklich künstlerischer Ten-
denz und den geschmacklosen Machwerken, wie sie seit
der allmählichen Ausbildung der Reproduktionstechniken
meist gebräuchlich waren, dem Publikum vor Augen zu
führen. So bedeutet die Ausstellung, wenn auch mancher
Zweig noch mit besseren und qualitätvolleren Arbeiten
hätte vertreten sein können, doch wieder einen Schritt nach
vorwärts im Kampf gegen künstlerische Unkultur und phi-
listerhaft sentimentale Geschmacksverirrungen.

Zur Vorbereitung einer neuen großen deutschen
Kunstausstellung im Dresdener Aussteilungspalaste
für das Jahr 1912 hat sich in Dresden eine Kommission
gebildet. Den Vorsitz übernahm Maler Prof. Gotthard Kuehl.

An der Münchener Jahresausstellung 1910 wird
der Verein Berliner Künstler sich geschlossen beteiligen.
Er hat für seine Kollektivausstellung eine Kommission ge-
wählt, die zugleich als Jury fungieren soll. Ihr gehören
die Maler Paczka, Rummelspacher, Alfred Scherres und
Karl Wendel, die Bildhauer Arthur Lewin-Funke und Martin
Schauß, der Graphiker Martin Hoenemann an. Zu Ersatz-
männern wurden die Maler Fabian und Hellhoff, der Bild-
hauer Robert Bärwald-Schwerin gewählt.

Der Bildhauer Martin Schauß, der kürzlich über die
Florabüste eine Broschüre veröffentlichte, die auch an
dieser Stelle angezeigt wurde, veranstaltet nun in dem Kunst-
salon Mathilde Rabl eine Ausstellung seines Studien-
materials. Das wichtigste sind einige kleine Wachsarbeiten
des Lukas, die jedoch über diesen höchst mittelmäßigen
Künstler nichts Neues lehren und nichts anderes, als auch
aus den Arbeiten, die das Kaiser-Friedrich-Museum besitzt,
zu ersehen war. Eine Stilverwandtschaft mit der Flora-
büste besteht nun einmal nicht, und wenn Schauß behaup-
tet, die kleine Porträtbüste der Miß Sauvrin zeige eine
der Flora auffallend ähnliche Haarbehandlung, so ist un-
gefähr das Oegenteil davon der Fall. Auch die Bemalung
eines kleinen Reliefs hat in der farbigen Erscheinung nichts
mit der Florabüste gemein, und eine gleich eingehende
Untersuchung dieses Stückes, wie sie Rählmann an der
Flora durchführte, steht aus. Daß Lukas Hohlwachsgüsse
in mehreren Schichten ausführte, und daß er zur Ausfüllung
Wachs-Kolophonium-Stücke, Papier, Gips und Wollgewebe
benutzte, war auch vor dieser Ausstellung bereits genug-
sam bekannt. In einer nur losen Beziehung zur Frage der
Florabüste stehen einige belanglose Wachsarbeiten des
18. und 19. Jahrhunderts und Werke von Schauß selbst,
ebenso wie eine Reihe von Gegenständen, die die Technik
des Wachs- und Bronzegusses veranschaulichen sollen.
Auch das Corpus delicti, das gezahnte Modelliereisen, auf
dessen Verwendung Schauß so viel Wert legt, ist ausge-
stellt. Es wäre zu beweisen, daß es tatsächlich im 16. Jahr-
hundert nicht in Gebrauch war. Über Schauß' Hypothese,
die den Bildhauer Torrini, den Lehrer des Bastianini, von
dem ebenfalls einige Werke gezeigt werden, mit der Ent-
stehung der Büste in Verbindung bringt, kann wohl zur
Tagesordnung übergegangen werden. o.

Eine Jubiläums-Sonderausstellung der Werke von
Jacob Alberts wird aus Anlaß des 50. Geburtstages dieses
bekannten Malers der Halligen von dem Flensburger Verein
für Kunst und Kunstgewerbe in diesem Sommer ver-
anstaltet werden.

Der Ertrag der Berliner Französischen Ausstel-
lung im Februar hat die stattliche Summe von ungefähr
55000 Mark als Überschuß ergeben, 30000 Mark davon
sollen zur Errichtung eines Krankenhauses für die franzö-
sische Kolonie in Berlin Verwendung finden. Der Rest
des Ertrages über jene Summe hinaus ist für die eigenen
Wohlfahrtsfonds der Akademie bestimmt.

Dupont-Ausstellung im Larenschen Kunsthandel
in Amsterdam. Dupont (geb. 1870), der nach längerem
Aufenthalt in Frankreich seit 1902 an der Akademie zu
Amsterdam als Professor wirkt, verdankt seinen Ruf nicht
seinen Radierungen, mit denen er unter dem Einfluß van
der Valks zuerst an die Öffentlichkeit trat, sondern seinen
Stichen. Manche Eigenheiten seines Werkes werden durch
die Eigenart der Orabstichelarbeit bedingt, die eine so
ganz andere Technik erfordert und so andere Effekte her-
vorbringt als die Radierung. Wirkt die Radierung meistens
malerischer, toniger, ist es ihr mehr um den Gegensatz
zwischen Licht und Schatten, Hell und Dunkel zu tun,
und erfreut sie sich deshalb in unserer koloristischen Zeit
größerer Beliebtheit, so kommt es bei dem Kupferstich im
engeren Sinne in erster Reihe auf die Linie, den Umriß
an. Nun erscheinen die Stiche von Dupont oft etwas
streng und kalt, die Linien machen mitunter den Eindruck
des Krampfhaften, wie eine Bogensehne, die zu straff an-
gespannt im nächsten Moment zu zerreißen droht, und
durch zu sorgfältig behandeltes Detail leidet oft der Ge-
samteindruck; doch wird hierdurch der Wert seiner Stichel-
arbeiten kaum beeinträchtigt und man muß stets die zähe
Energie bewundern, mit der die unzähligen kleinen Linien
in einem menschlichen Gesicht oder bei seinem Lieblings-
tier, dem Pferd, mit fester, sicherer Hand in die Platte
geschnitten sind. Daß Dupont auch einer weniger ängst-
lichen, einer freieren und loseren, mehr malerischen
Wiedergabe der Dinge fähig ist, beweisen seine Zeichnungen,
fast alle aus den letzten Jahren stammend, von denen die
meisten mit Pastellfarbe leicht angelegt sind. Sein Stoff
ist hier derselbe wie in seinen Stichen, pflügende Pferde-
oder Ochsengespanne oder Pferde vor Lastwagen und
Straßenomnibussen, daneben Kirchenarchitektur, die ja für
einen solchen Verehrer der strengen Linie von besonderer
Anziehungskraft sein muß. Es ist sonderbar, daß Dupont
noch nicht versucht hat, auf Stein zu zeichnen, denn seine
farbigen Zeichnungen sind wie geschaffen, durch Farben-
lithographie vervielfältigt zu werden. Die Zeichnungen
sind alle von großer Gleichmäßigkeit der Ausführung, sie
sind klar und übersichtlich, und es verrät sich in ihnen ein
gründliches Studium der Natur, Ehrlichkeit und Schlichtheit
spricht aus der Wahl der Gegenstände und ihrer Behand-
lung, ohne alle Anmaßung und Streben nach falschen
Effekten. Es sind sehr einfache Vorwürfe, die meisten der
ländlichen Natur entnommen, einige dem . Pariser Straßen-
leben; so der Pont-neuf mit einem Durcheinander von
Fuhrwerken der verschiedensten Art, schweren Omnibussen
und Lastwagen, Droschken und Handkarren, zwischen und
neben ihnen Fußgänger, die Hauptsache sind dabei die
Pferde, die in wechselnder Bewegung, Haltung und Tempo
festgehalten sind. Von den anderen Sachen verdient her-
vorgehoben zu werden eine Landschaft mit einem großen
Pflug im Vordergrund, seine eisernen Radreifen und die
Pflugschar selbst sind von einem warmen Rostbraun, im
Mittelgrund pflügt ein Bauer mit drei Pferden; mehr im
Hintergrund ziehen sich einige Felderstreifen mit grüner
Saat hin, dann einige zerstreut liegende Bauernhäus-
chen und dahinter etwas Wald. Die leichten Farben
sind fröhlich und angenehm. Überraschend ist zuweilen
die Natürlichkeit der Bewegung seiner Pferde, wie auf
einem Bild ein Ackerpferd, das sich einen Augenblick von
seiner Arbeit verschnauft, das eine Vorderbein vorwirft
nach einigen am Rand stehenden Huflattichköpfen, den
Kopf niederbeugt, ohne sie jedoch erreichen zu können,
das ist ein feiner Zug und zeugt von liebevoller Be-
obachtung des Tieres; oder wie zwei schwere braune
Pferde, ebenfalls mit dem Pflug hinter sich, Halt ge-
macht haben, und das eine Tier, dem der Führer des
 
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