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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 3.1887

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Kunstgewerbliches aus München, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4106#0096

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Kunstgewerbliches aus München.

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Namen in crster Linie mit dem Miinchener
^unstgewerbe in Verbindung bringen.

Die Leistungen des Münchener Knnstge-
Werbes fcmgen an, einen universelleren Charak-
anzunehmen, als dies unter dem einseitigen
diegime der deutschen Renaissance der Fall war.
b)omit ich übrigens den technischen Leistnngen
^wser Stilrichtung durchaus nicht zu nahe ge-
treten sein will betreffs ihrer tüchtigen und sv-
Hden Ausführung. Unsere Handwerker, das
!ei ihnen durchweg uachgerühmt, sind tüchtige
^eute, die sich verhältnismäßig ungemein schnell
ous dem Schlendrian einer langweiligeu, form-
^asen Zeit herausgearbeitet haben und den ent-
werfenden Künstlern durch die Ausführung
'wch Kräften beistehen. Und wo einmal solch
rin Kern gesunden handwerklichen Könnens sich
entwickelt hat, wie das in München der Fall
rst, da bedarf es sicherlich uur der verständigen,
Ww allen Diugen aber auch selbst leistungs-
!ähigen Leitung an maßgebender Stelle, um
ein Auslöschen der frischen Arbeitskraft
'stcht sobald denken zu lassen. Daß nicht da
»nd dort noch viel zu lernen übrig bleibt, soll
dümit nicht gesagt sein. Wenn man die mehr
u»d niehr sich einbürgerndcn Produkte asiatischer
Herkunft in manchem Punkte vergleicht mit
^u unsrigen, dann kann man sich der Ansicht,
chfern man es ehrlich meint, wohl nicht ent-
öwhen, daß diese chinesischen und japanischen
Eunstgewerbe-Kameraden eigentlich verteufelt
befährliche Konkurrenteu werden könnten. Wer
^ermag es zu sagen, ob sie lediglich an ihre
^aditionellen Formen gebunden siud, oder nicht
Pu Ende gar mit jener Leichtigkeit, mit der
ste europäische Sprachen lerneu, auch eines
sst>önen Tages mit künstlerischen und kunstge-
werblichen Leistungen auftreten, die, aus energi-
sthem Studium unserer Kunstdenkmale hervor-
Legangen, nun auch die Sprache dieser sprechen,
Wenn vielleicht auch anfangs nicht ganz korrekt,
abex der gänzlichen Vervollkommnung dennoch
Whig! So gut wie wir kopiren, dürften es diese
^-eute ani Ende auch fertig bringeu, und wenn
wun dazu vollends ihre fabelhafte Kunstfertig-
ew nimmt — „danu verzehnfachen wir die
iwtle" häx- xjne Antwort mir in die Ohren
wuniinen. Ja, wenn's damit gethan wäre!

llbrigens will ich ja von einigen Münchener
wustgewerblichen Leistungen sprechen. Jch kam
wur gerade so ins andere hinein, weil ich eben
wu paar reizende Naturabgüsse ans Antimon

in einer Handlung japanischer Gegenstände
gekanft hatte, die ich unterwegs genan betrachtcte,
Abgüsse von kleinen Schildkröten, Fröschen rc.rc.,
das Stück für wenig mehr denn eine Mark,
und das in Metall! Bei uns kostet ein Gips-
abguß ebensoviel oder mehr.

Prof. Fritz von Miller hat im Kunst-
gewerbeverein mehrere solche von ihm geniachte
Naturabgüsse in künstlerisch vollendeter Form
ausgestellt, die außerordentlich seiu behaudelt
sind, deun an den zierlich bewegten Eidechsen-
körperchen, die, ans edlem Metall gefertigt, über
die farbige Unterlage (ich konnte das Material
oder Mineral nicht erkemien, es stimmte aber in
der brüchigen Form sowohl als auch in der Farbe
zu den glänzenden metallischen Amphibien) be-
hende hinzuklettern scheinen, hat die Hand des
Ciseleurs stellenweise geschickt nachgeholfen. Jn
manchen Partien aber ist der reine, unverfälschte
Naturabguß vortrefflich erhalten, so in der
schuppigen Haut des Rückens, die sich bei den
geschmeidigen Weudungen solch eines Tierchens
in kleine Fältchen zusammenlegt, an den Füß-
chen rc. Als vortrefflich in dieser Art ist, von
demselben Künstler herrührend, ferner zu ver-
zeichnen ein Bronze-Naturabguß eines umge-
stülpten Blattes, auf dem ein Frosch sitzt, offen-
bar Reminiszenzen der japanischen Abteilung
auf der Nürnberger Ausstellung des Vorjahres.

Unter den übrigen Metallarbeiten, die sich
durchschnittlich nicht weit über die talentvolle
Mittelmäßigkeit oder mittelmäßige Talentirt-
heit erheben, sticht immer I. Lichtinger mit
seinen geschickt gearbeiteten Zinnwaren und Be-
schlägeu hervor, ebenso wie bei den Schlosser-
arbeiten die kleinen Handleuchter, Nachtlämpchen
und dergleichen von Kirsch, einem über-
aus tüchtigen Kunstschlosser, sowie ähnliche
Sachen von Schmidt, Soller und Kölbl
als gute Leistungen bei relativ niederen
Preisen zu verzeichnen sind. Wie man's nicht
machen muß, lehrt eine Hängelampe aus Mes-
siug, von Schreiber, die allem Anschein uach
orientalisch sein soll. Gerade das, was ähn-
liche orientalische Produkte auszeichnet, die
leichte, in einfachen Mustern, Buckeln, Sternen
u. s. w. gehaltene Treibarbeit fehlt hier, nnd
lediglich das Blech spielt ohne irgendwelche ge-
musterte Zugabe die Hauptrolle. Von Mack
sind einige hübsche Bronzesachen zu verzeichnen,
Handspiegel und dergl. An Schmucksachen ist
dermalen wenig vorhanden.

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