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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 3.1887

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Falke, Jakob von: Eine Ausstellung für kirchliche Kunst im Österreichischen Museum zu Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.4106#0111

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Von dem Chorgestühl in der Dortrechter Kathedrale.

Aus Ewerbeck, Die Nenaissance in Holland und Belgien (verkleinert).

Eine Ausftellung für kirchliche Kunst im Gsterreichischen

Museum zu N)ien.

von IZ. von Falke.

Es gab eine Zeit — etwa vor drei Jahr-
iiehnten — als unter den Freunden des Alter-
tuins, d. h. des mittelalterlichen, viel von kirch-
licher Kunst die Rede war. Durchdrnngen von
^er Überzeugnng, daß alle Gegenstände, welche
dem Brauche der Kirche dienen, in der neue-
uen Zeit künstlerisch auf falsche Wege ge-
raten seien, daß insbesondere, was das neun-
äehnte Jahrhundert von dieser Art arbeite und
^rauche, vom Standpunkte der Kunst verkehrt
uud wertlos sei — in dieser Überzeugung
unihten sie sich um Besserung. Jhre Bestre-
luuigen blieben auch nicht ohne Ersolg. Den-
Uoch hörten diese plötzlich auf, gerade damals,
die Reform der modernen Kunstindustrie
ihre praktische Wirksamkeit begann. Das Haus,
scheint es, die Kunst sür das bürgerliche
"ebeu, nähm alles Jnteresse für sich, und die
Eunst für die Kirche trat in den Hintergrund.
8eue Reform holte sich ihre Muster aus der
^naissance und dem Orient, während die
3reunde der kirchlichen Kunst eine Regeneration
uus dem Mittelalter erstrebt hatten. Das ist
^iu zweiter Grund.

So wenigstens scheint nns der Hergang
Dinge. Jn der Vernachlässiguug verfiel
^ie kirchliche Kunst wieder der alten Schablone.
^irkliche Künstler arbeiteten weniger für sie,
uls es bei dem ersten Bemühen der Fall ge-
^esen war. Der Kaufmann mit seinem Waren-
i^ger ist es, welcher die Kirche mit den Gegen-
ständen künstlerischen Bedarfs versorgt. Es ist
^iien, daß auf diesem Gebiete, wo es sonst so
häufig war, eine Arbeit höheren Wertes ent-
^eht, vielleicht die Glasmalerei ausgenommen.

Es ist darum wohl an der Zeit, die Auf-
uwrksamkeit, das Jnteresse wieder anf die kirch-
Kunstgewerbeblatt.

liche Kunst hinzulenken, die Bestrebungen von
damals, vor dreißig Jahren, wieder aufzuneh-
men. Es handelt sich nicht darum, einen be-
stimmten der historischen Stile wieder einzu-
führen, nicht etwa darum, der Kirche die Gotik
zu empfehlen, wie in der Kunst für das Haus
die Renaissance entschieden die Oberhand ge-
wonnen hat; es mag immerhin auch hier —
wir lassen das dahingestellt — die Renaissance
zum gleichen Rechte kommen. Die Aufgabe ist
zunächst, wieder den Eifer zu beleben, der Kirche
und ihren Angehörigen wieder die Überzeugung
zu erwecken — und wir meinen nicht bloß die
katholische Kirche —, daß sie im würdigen
Schmuck, in würdiger Ausstattung mit künst-
lerischem und edlem Gerät gewissermaßen eine
Pflicht zu erfüllen haben.

Von diesen Gesichtspunkten geleitet, hat es
das Österreichische Museum in Wien unter-
nommen, einmal wieder eine große Spezial-
ausstellung für kirchliche Kunst in seinen Räu-
men zu veranstalten. Ausstellungen, wenn
richtig geleitet, sind immer geeignet, Anregungen
zu geben, neues Jnteresse zu erwecken, Lehre
und Verständnis zu verbreiten, und zumal gilt
das von Spezialausstellungen, die sich in dieser
Richtung vortrefflich erprobt und bewährt ha-
ben. Jn Österreich hat eine solche Ausstellung
seit dem Jahre 1860 nicht stattgefunden. Seit-
dem ist die ganze Reform der modernen Kunst-
indnstrie vor sich gegangen, welche auch der
Kirche hätte zugute kommen solleu. Wie viel
oder wie wenig das in Österreich geschehen,
wird die projektirte Ausstellung zeigen.

Diese neue Ausstellung wird sich von der-
jenigen des Jahres 1860 dadnrch unterscheiden,
daß sie das Neue neben das Alte stellt und

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III.
 
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