Kunstgewcrbeblatt. 5. Jahrgang.
No. i.
Jig. 1 Tischplattc, Holz gcschnitzt. Endc dcs 17. JahrhundertS. Kgl. Muscum in Kasscl.
Oerzierte Tischplatten.
Von Iakob von Falke.
ksierzu eine farbigc Tafel u»d vier Abbilduugcn im Tcxt.
Sollte man nicht denken, eine Tischplatte
sei ganz nngeeignet zu einer besonderen oder
reicheren Verzierung? Zum Teil verdeckt oder
ganz zugedeckt, ist sie ja auch durch das, was
darauf gestellt ist, eben durch die Bestimmuug
uud den Gebrauch des Tisches beständiger Ge-
fahr der Beschädigung ausgesetzt. Rationell
hätte also die Kunst gerade von dieser Stelle
ihre Hände weglassen sollen, aber die schöne
Fläche war wiederum zu verlockend und zu
lvhnend, um sie nicht in jeder Weise zu schmllcken
mit aller Technik, welche sich nur auf der
Fläche anwenden ließ. Und so haben es die
lrüheren Zeiten gemacht, und so machen wir es
heute. Je nach Matcrial und Laune wird die
Tischplatte gravirt, geschnitzt, getrieben, geätzt,
uiit Ölfarben oder Lack bemalt, mit Marqueterie
und Mosaik belegt, heute auch wohl mit dilet-
tantischen Modckiinsten vcrziert.
Kunstgcwcrlcblatt v.
Relief wie Malerei siud gewiß diejenigen
Künste, welche zur Dekoration der Tischplatte
am ungeeignetsten sind. Das Relief ist dem
Gebrauch hinderlich, da derselbe doch eine ebene
Fläche verlangt, und das Gemälde ist ewig ge-
fährdet. Beides ist aber kein Hindernis; der
Luxus, welcher Schaustücke schafft, braucht nicht
darnach zu fragcn. Zeuge desseu sind zwei
Tische, welche wir unter Fig. 1 uud 2 abbilden.
Der eine in Holz geschnitzt, mit Wappen, Fi-
guren, Oruamenten reich verziert, befindet sich
im königlicheu Museum in Kassel, der andere
stellt eine in Silber gctriebcne Platte dar.
Silberne Tische, gewiß Zeichen der Üppigkeit
und des Reichtums, waren nicht immer Selten-
heiten, aber wenn die Zeiten der Not kamen,
wanderteu sie wieder iu die Schmelze. Zu den
wenigen, die sich erhalten haben, z. B. in der
Schatzkammer der Fürsten Esterhazy, in der
t
No. i.
Jig. 1 Tischplattc, Holz gcschnitzt. Endc dcs 17. JahrhundertS. Kgl. Muscum in Kasscl.
Oerzierte Tischplatten.
Von Iakob von Falke.
ksierzu eine farbigc Tafel u»d vier Abbilduugcn im Tcxt.
Sollte man nicht denken, eine Tischplatte
sei ganz nngeeignet zu einer besonderen oder
reicheren Verzierung? Zum Teil verdeckt oder
ganz zugedeckt, ist sie ja auch durch das, was
darauf gestellt ist, eben durch die Bestimmuug
uud den Gebrauch des Tisches beständiger Ge-
fahr der Beschädigung ausgesetzt. Rationell
hätte also die Kunst gerade von dieser Stelle
ihre Hände weglassen sollen, aber die schöne
Fläche war wiederum zu verlockend und zu
lvhnend, um sie nicht in jeder Weise zu schmllcken
mit aller Technik, welche sich nur auf der
Fläche anwenden ließ. Und so haben es die
lrüheren Zeiten gemacht, und so machen wir es
heute. Je nach Matcrial und Laune wird die
Tischplatte gravirt, geschnitzt, getrieben, geätzt,
uiit Ölfarben oder Lack bemalt, mit Marqueterie
und Mosaik belegt, heute auch wohl mit dilet-
tantischen Modckiinsten vcrziert.
Kunstgcwcrlcblatt v.
Relief wie Malerei siud gewiß diejenigen
Künste, welche zur Dekoration der Tischplatte
am ungeeignetsten sind. Das Relief ist dem
Gebrauch hinderlich, da derselbe doch eine ebene
Fläche verlangt, und das Gemälde ist ewig ge-
fährdet. Beides ist aber kein Hindernis; der
Luxus, welcher Schaustücke schafft, braucht nicht
darnach zu fragcn. Zeuge desseu sind zwei
Tische, welche wir unter Fig. 1 uud 2 abbilden.
Der eine in Holz geschnitzt, mit Wappen, Fi-
guren, Oruamenten reich verziert, befindet sich
im königlicheu Museum in Kassel, der andere
stellt eine in Silber gctriebcne Platte dar.
Silberne Tische, gewiß Zeichen der Üppigkeit
und des Reichtums, waren nicht immer Selten-
heiten, aber wenn die Zeiten der Not kamen,
wanderteu sie wieder iu die Schmelze. Zu den
wenigen, die sich erhalten haben, z. B. in der
Schatzkammer der Fürsten Esterhazy, in der
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