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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 5.1889

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Heft 1
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Falke, Jakob von: Verzierte Tischplatten
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https://doi.org/10.11588/diglit.3586#0012

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Von Jakob von Falke.

bcin, Holz zu glänzendster Wirkung mitein-
ander vereinte, so recht die entsprechende Kunst-
weise für diesen prachtliebenden König. Auch
sie hatte, wie auf anderen Möbelstücken, so ganz
insbesondcre auf den Tischplatten, ein reiches
Feld der Anwendung gefunden.

Die Holzmosaik des 18. Jahrhunderts,
welche ihr folgte, war bescheidener in der Wir-
kung, aber reicher, kunstvoller in der Zeichnung,
mannigfacher iu den Farbentönen. Was diese
letztere Eigenschaft betrifft, so warcn es die
tropischen Hölzer, welche, damals in Mode ge-
kommen, die Tischlerei mit einer Menge neuer
Holzarten versahen. Jn der Zeichnung hatten
die Boulle-Arbeiten wohl viel ornamentalen
Schwung, aber die Figur in blankem Metall
fand doch nur äußerst bescheidene Anwendung.
Jn der Holzmargueterie war das anders. Die
Fülle der natürlichen Töne, durch künstliche
Färbung unterstützt, nnd dazu die größere Leich-
tigkeit der Technik erlaubten eine freiere, selbst
naturalistische Gestaltung des Drnamentes und
eine größere und mannigfaltigere Einmischung
von Figuren. So fandeu sich denn im Laufe
des 18. Jahrhunderts, je nach dem wandeluden
Geschmack, allerlei lebende Scenerien auf den

Tischplatten ein, Vögel und anderes Getier,
Scenen mit Chinesen und Persern, so lange
diese Völkerschafteu damals Modelaune waren,
Hirtenscenen, landschaftliche Bildcr, Blumen,
Bouqnets und Blumenkränze u. a. Es hat sich
von dieser Art heute noch so mancherlei er-
halten, daß es kaum nötig scheint, einzelnes zu
nennen. Unsere Farbentafel giebt ein sehr
schöncs und reiches Bcispiel, welches sich im Be-
sitz des Herru Vanni in Frankfurt a M. befiudet.

Diese Kunst der Holzmarqucterie wurde
im 18. Jahrhundert auch in den deutschen kunst-
gewerblichen Städten viel geübt, ihre bevorzugte
Stätte war allerdings Paris und sie ist es bis
auf den heutigen Tag geblieben. Frankreich allein
hat sich die Vorliebe für solche Tischplatten be-
wahrt. Was anderswo, z. B. in Wien, der-
artiges gemacht wird, ist gerade keine Selten-
heit, aber es bildet die Ausnahme von dem
herrschendeu Geschmack. Es verträgt sich nicht
mit dem wieder aufgelebten Renaissancemobiliar
und bcgegnet zugleich einem rcichlicheren Ge-
brauch gewebter und gestickter Decken, welche
ja die schöne Kunstarbeit verbergeu und die
Mühe umsonst machen würden.

Fig. 4. Tischplatte, Ebenlwlz mit Ettenbeincinlage. Bez.: Lconardo Fclgcr- 1vl4.
Bcsiper: Gras Pourtales in Bcrlin.
 
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