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Heft 1
DOI article:Graul, Richard: Kunstgewerbliche Streifzüge, [4,6]: Bemerkungen über Möbel des 17. und 18. Jahrhunderts
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.3586#0014
Kunstgewerbliche Streiszüge.
bei der Beurteilimg des Mobilmrs aus den berechtigten Streben nach praktischcr Gestaltung
letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunders in er- des Mobiliars der Mangel an formaler Ge-
höhtem Grade die technische Beschaffenheit in- staltungskrast und der Zug zum Schwer-
teressirt. Denn in der formalen Wandlung fälligen, zum Trockenen in der Ornamentation
gewahren wir keinen Fortschritt. Die Wendung, nicht mehr zu verkennen, und es bedurfte nur
welche die Dinge etwa seit Ende der siebziger der erstaunlicheu Betriebsamkeit einer Uuzahl
Jahre nahmeu, bedeutet verglichen mit der for- von Nachahmern, um deu inneren Verfall der
Fig. 1. Kabinet von Jakob Desmalter. (Paris, Mobilier national.)
malen Entwickclungsgeschichte bis zur zierlichen Möbelkuust klar und überzeugend hervortreten
Kunst Rieseners einen Versall. So hoch wir auch zu lassen.
die Virtuosität Roentgens in der Marqueterie Und doch entsprach diese Wandlung einer
anerkenneu — ein vorzügliches Beispiel seiner ganz berechtigten Reaktion. So sehr wir auch
Kunst im Wiener k. k. Museum für Kunst und schwärmcu für die zierlich-kokette Boudoirkunst
Jndustrie, eincu großcnSekretär,werdenwirdem- Rieseners, selbst Roentgens, dann Lelcu's und
nächst an dicser Stelle veröffentlichen — seine Carlins: gegen den Tadel, daß sie im gefälli-
Formengebung cnthält schon Keime der nahe be- gen Spiel einer elegantcn Formcugebung dic
borstehenden Ernüchtcrung. Bei Wilhclm Bene- Rücksicht auf ihre praktische Bedeutung verlerute,
>»nn, der 1785 Meister wurde, ist trotz allem können wir uns nicht verschließen. Das Mo-
bei der Beurteilimg des Mobilmrs aus den berechtigten Streben nach praktischcr Gestaltung
letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunders in er- des Mobiliars der Mangel an formaler Ge-
höhtem Grade die technische Beschaffenheit in- staltungskrast und der Zug zum Schwer-
teressirt. Denn in der formalen Wandlung fälligen, zum Trockenen in der Ornamentation
gewahren wir keinen Fortschritt. Die Wendung, nicht mehr zu verkennen, und es bedurfte nur
welche die Dinge etwa seit Ende der siebziger der erstaunlicheu Betriebsamkeit einer Uuzahl
Jahre nahmeu, bedeutet verglichen mit der for- von Nachahmern, um deu inneren Verfall der
Fig. 1. Kabinet von Jakob Desmalter. (Paris, Mobilier national.)
malen Entwickclungsgeschichte bis zur zierlichen Möbelkuust klar und überzeugend hervortreten
Kunst Rieseners einen Versall. So hoch wir auch zu lassen.
die Virtuosität Roentgens in der Marqueterie Und doch entsprach diese Wandlung einer
anerkenneu — ein vorzügliches Beispiel seiner ganz berechtigten Reaktion. So sehr wir auch
Kunst im Wiener k. k. Museum für Kunst und schwärmcu für die zierlich-kokette Boudoirkunst
Jndustrie, eincu großcnSekretär,werdenwirdem- Rieseners, selbst Roentgens, dann Lelcu's und
nächst an dicser Stelle veröffentlichen — seine Carlins: gegen den Tadel, daß sie im gefälli-
Formengebung cnthält schon Keime der nahe be- gen Spiel einer elegantcn Formcugebung dic
borstehenden Ernüchtcrung. Bei Wilhclm Bene- Rücksicht auf ihre praktische Bedeutung verlerute,
>»nn, der 1785 Meister wurde, ist trotz allem können wir uns nicht verschließen. Das Mo-