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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 5.1889

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Heft 3
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Graul, Richard: Die retrospektive Ausstellung in Brüssel
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https://doi.org/10.11588/diglit.3586#0046

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Von Richard Graul.

37

ihin cin Lilienbouquet. Jhre Füße ruhen auf
einer geflügelten Schlange mit Frauenkopf.
(Vergl. die Abbildung S. 36.)

Wir gehen an der reichen Auslage von
Miniaturen aus dem Schatze zumeist der
Brüsseler Bibliothek vorüber, an den schönen
Uhrcnsammlungen des Musae de la porte de
Hal, Paul Garniers in Paris und Jules Frä-
sarts in Lüttich. Was an italienischen Fayencen
und Gläsern zu sehen war, ist unerheblich gegen
die keramischen Schätze (Delfter Waren) des
Herrn Evenepoel und gegen die übrigen Er-
zeugnisse niederländischen Kunstfleißes: alle
Hauptcentren waren vertreten, Brüsseler Fabri-
kate überwogen. Unter den Porzellanen riva-
lisirt natürlich Sävres und Meißen. So sehr
die Sövres der Sammler Läon Lambert und
Stettiner in Paris aber auch die Aufmerksam-
keit fesselten: was Eugüue Parmentier an säch-
sischer Ware beigebracht hatte, wies ebenso sel-
tcne wie reizvolle Werke auf.

Hegten wir nicht die Hoffnuug, an anderem
Orte gelcgentlich auf eine Anzahl der zahlreich
zur Schau gestellten Möbel des näheren hin-
zuweisen, wir müßteu des längeren verweilen
bei den mannigfachen Proben besonders natür-
lich uiederländischer Arbeit. Jn geschmackvoll

und stilgerecht eingerichteten Kabinetcn kanien
sie vortrefflich zur Wirkung. Auch Lyoner
Arbeiten, italienische Truhen hatten sich einge-
sunden. Der Schritt vou der Möbelknnst zu
den Werken kirchlicher Schnitzkunst ist nicht weit.
Auch hier fehlte es nicht an ebenso lehrreichen
wie wertvollen Beispielen von Schnitzaltären.
Wir erwähnen den spätgotischen Altar der Kirche
von Lombeck-Notre-Dame, eine Brüsseler Arbeit
in der Art des Borman, dann den aus der
Eglise du Böguniage zu Tongres, ebenfalls
gotisch. Ein Brllgger Altar aus dem Beginnc
des 16. Jahrhunderts, zum großen teil gotisch,
zeigt in der Ornamentation der Flügel Re-
naissanceanfänge; derjenige der Deerlyker Kirche
erschien leider in entsetzlicher Übertünchung in
Blau, Gold und Weiß. Bei den kleineren
Werken dieser Art, den Trag- und Hausaltär-
chen können wir uicht mehr verweilen, die rei-
chen kirchlichen Gewandungen, BocksAusstellung
seiner ägyptischen textilen Gräberfunde werben
um unsere Beachtung.

Die Brüsseler retrospektive Ausstellung
wird jedenfalls wie ihre Vorgängerin eincn
littcrarischen Niederschlag erlebcu; die Unter-
nehmer dürfen des Dankes aller Kunstfreunde
im vorans versichert sein.

Bcliönung von cincm Gcstühl NII- dcm Dom zu Schleswig. Um 155,8. Ikgl. Kuustgcwcrbcinuscuin zu Bcrliu.
 
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