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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 21,3.1908

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Heft 13 (1. Aprilheft 1908)
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Lose Blätter
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7706#0039
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jenes Ltwas, das, wie zur Zeit FriedriH Wilhelms III. (nur witzig-
geschnlter und gcschmackvoller geworden), auch heute wieder alle Kreise
durchdringt, bei hoch und niedrig gleichmäßig zu finden ist und bereits
weit über dcn unmittelbareu Stadtkreis hinaus seine Wirkung äußert.

Vor -(00 und auch noch vor 200 Iahren war Berlin eine märkische Stadt
und stand untcr dem Einfluß märkischen Lebens, jetzt ist das Berlinertum
eine selbständige, von dem ursprünglich Märkischen durchaus losgelöste
Macht geworden, die nun ihrerseits auf dem Punkte steht, zu vielem ande-
ren auch die nur hier und da noch Widerstand leistende Mark zu er»
obern und die Märker nolsas volsns früher oder später zu Berlineru zu
machen.

7

In vorstehendem, wie mir jeder, der ähnliches versucht hat, zugestehen
wird, hab ich mich an eine ziemlich schwierige Frage gewagt, und werl
sie schwierig war, bin ich weit ab von dem Glauben, sie gelöst zu haben.
Ich bin schon zufrieden, wenn ich einen Beitrag geliefert und es, nach
der Meinung von Kennern, in diesem und jenem getroffen habe. Darf
ich selbst eine Stellung zu meiner Arbeit einnehmen, so möcht ich aus»
sprechen dürfen, daß mir das in (, 2 und 6 Gesagte, weil es im
wesentlichen auf Beobachtung beruht, leidlich sicher dazustehen scheint,
jedenfalls sicherer als das Mittelstück, wo sich's um Schlüsseziehen aus
historisch Äberliefertem handelte. Leicht möglich deshalb, daß ich bei 3,
4!, 5 allerlei Bcdenken und Zweifeln begegne, denen ich, auch wenn die
Widerspruch erhcbenden Ansichten mich schließlich nicht überzeugen sollten,
eiu offenes Ohr entgegenbringen werde.

Rundschau

Neue GedichLe

Gustav Falke, „Frohe Fracht".
(Hamburg, Alsred Ianßen) — Wil-
helm Langewiesche, ,!lnv wollen
dcs Sommers warten". (München,
C. H. Bccksche Verlagsbuchhandlung,
Oskar Beck — Hugo Satus, „Die

Fruchtschale". (München, Albert
Langen)

ys»enn ein Haufe neuer Gedicht»
^^bände über einen kommt, so ist
das erste Gefühl dessen, der sie
sondern soll, eine schwere Beklem»
mung. Gerade wenn's ein schon
gesichteter Haufe ist. Das rein Wert-
lose oder Schlechte kann nicht weiter
beschweren; ein, zwei, drei Blicke,
man hat genug und legt's beiseite.
Grob Fehlerhaftes ist rasch und
H wohl gar unterhaltsam zu fassen.

Aber das Gute, das Mittelgute
namentlich, das fast gänzlich ein»
wandfrei ist und fast gänzlich nichts
ist als einwandfrei! Das Gemein-
same ist da leicht herauszufinden,
das Lrennende nur auf mühselige
Weise — oder gar nicht.

Die drei Lhriker, deren Bücher
aus unsrer jüngsten Sendung aus-
gelesen und hier zusammen genannt
sind, sollen damit nicht etwa zur
Ranggleichheit verurteilt, noch über-
haupt aneinander gemaßstabt wer-
den. Doch den guten sind sie gleich-
wohl alle drei beizugesellen; und
ihre diesmaligen Gaben zum großen
Leil dem Mittelgut.

Gemeinsam ist ihnen der Mangel
an Leidenschaft, die Abgeklärtheit.
An Geschlossenheit und Eindring-

(. Aprilheft ch08

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