Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 21,3.1908

DOI Heft:
Heft 17 (1. Juniheft 1908)
DOI Artikel:
Rundschau
DOI Artikel:
Unsre Bilder und Noten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7706#0385
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Anspruch nehmen. — Der Bericht
über die Verhandlungen der Salz--
burger Tagung ist bei Trübner in
Straßburg erschienen.

durch den Despotismus der vielen
kleinen und großen Selbstsuchten
von Tage zu Zage tiefer versinkeu.

Paul de Lagarde

^Bildung"

>»^ber unsrer Sekundaner-Kultur
-^l-ist der Nation der Bildungsmaß-
stab abhanden gekommen, mit dem
sie wirkliche Bildung messen könnte.
Was besitzen denn die meisten Stu-
dierten unsres Volks an Bildung,
wenn sie sich Bildung von den
Wochenblättern und der Unter-
haltungsliteratur gleich gekaut in
den Mund spucken lasseu können,
ohne Ekel zu empfinden: wenn sie
nicht einsehen, daß es genau so uu-
anständig ist, Bildung ohne Arbeit
zu erlesen, wie es unanständig ist,
Vermögen ohne Arbeit an der Börse
zu erspielenl

Nur ganz individuelles, ganz per-
sönliches Leben kann uns aus dem
Schlamme erretten, in wclchen wir
durch die Aberbürdung der Gcschichte
mit Kulturballast und Zivilisations-
quark, durch die Schablouisierung
dcr Lmpfindungen und der Urteile,

Sexuelle Aufklärurrg

AXas Preisausschreiben des Dürer-
^bundes um kurze Beiträge zur
sexuellen Aufklärung der Iugend
ist trotz der beigegebenen Erläute-
rungen ausweislich der Einsendun-
gen vielfach so mißverstanden wor-
den, als würden Erörterungen
über diese Frage gewünscht. Es
werden aber Beispiele praktischer
Aufklärarbeit in künstlerischer Form
gewünscht. Der Dürerbund macht
noch einmal darauf aufmerksam, daß
eine erläuternde Auseinandersetzung
sowohl über die Aufgabe als solche
wie über die Bedingungen seines
Preisausschreibens durch den „Ar-
beitsausschuß des Dürerbundes in
Drcsden-Blasewitz" unentgcltlich zu
beziehen ist, und er verlängert zu-
gleich den Schlußtermin der Ein-
sendungen für diesen Wcttbewerb
bis zum sö. Iuli.

Unsre Bilder und Noten

*^^ber Max Slevogts Bilder zur Ilias spricht ein Rundschau-
A 8 beitrag dieses Heftes. Wir wissen, daß wir vielleicht den meisten
^-H"Lesern eine ihnen zunächst beinahe unverständliche Zumutung stellen,
wenn wir sie bitten, sich in solch »scheußliche« Bilder zu vertiefen. . Aber
wir meinen: auch diese wahrscheinlich „meisten" Leser werden das Be-
dürfnis haben, zu verstehen, weshalb andern hier hohen Genuß ver-
schafft, was ihnen zunächst häßlich erscheint, und werden dafür ein wenig
Mühe dranwenden. Nach einem Iahrzchnt wird es gehen, wie es jetzt
bei Klinger, Böcklin, Uhde und allen geht, die Neues gewagt habcn
und zunächst auch verspottet worden sind, dann wird man sagen: merk-
würdig, daß wir das Gute im Ungewohnten nicht gleich sahen. Aberwindet
man energisch und schnell, was einen anfangs mit der Trägheit der Ge-
wöhnung hemmt, so lebt man halt in gewissem Sinne seiner Zeit voraus
und seiner Zeit voran.

Dann wird man z. B. vor dem Bilde dcr Schlacht staunen über dieses
Leben in Luft- und Wasserdampf, über diesen Eindruck eines Masscu-
Bewegens, das sich hier durch den Raum hinwälzt, und staunen auch
darüber, wie gerade die Mittel der flüchtigen Skizze diesen Eindruck des
Lebendigen fördern, des Momentanen, des sich huschend Verändernden,

j s. Iuniheft sZ03

327 I

Lebende Worte
unter uns
 
Annotationen