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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 21,3.1908

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Heft 16 (2. Maiheft 1908)
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Gregori, Ferdinand: Von deutscher Schauspielkunst
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Lose Blätter
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7706#0263
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Allgemeiueres

Feuer herum): Fest werden wir sein müssen, beide, wenn wir uns ans
diesem Urweltleben nach der richtigen Stelle in unserm Säkulum durch--
graben wollen!

Emma (im Vorbeigehen am Fenster die Hand hebend): Der Mond!

Bartel: Ia, es ist hier alles zu haben, auch der Mond! (Tritt
etwas von ihr zurück, schaut sie an) Schau, wie schön — wie schön du bist!

Emma: Schön —? — ich — schön?

Vartel (scherzend): Ia — wenn ich meinen Augen trauen darf —!
Glaubst du nicht auch?

Lmma: Ich? Natürlich glaub ich's. Die Schönste im ganzen Land!

Mie käme sonst Bartel Rod dazu!-Liebst du mich d a rum? Sag,

warum liebst du mich? Das möcht ich wissen.

Bartel: Das will ich dir sagen. Schau, schon seit ich denken kann,
ja, schon viel länger hab ich immer geträumt: wenn ich einmal eine
finde auf der Welt, die Emma Äing heißt, die muß mein sein, die wird
meine Frau! Rnd als du nun gestern mit so einem heimlichen Lächeln
sagtest: ich heiße Emma Äing, da fiel mir gleich das Herz vor die Füße,
und ich dachte: nein, ist die aber schön! ist die aber schön! ich hätte
nicht erwartet, daß sie so schön sei. Schau nur! zwei Füßchen hat sie
ganz richtig unten an den Beinen, die Arme hängen ihr an den Schultern
und der Kopf sitzt zwischen den Ohren, wie sich's gehört, und alles ist genau
nach den Vorschriften der Anatomie! Kann es etwas Herrlicheres geben —

Emma (nimmt lachend sein Gesicht zwischen beide Hände und küßt
ihn wiederholt): Ich — — muß dir den Mund verschließen — — daß
du nicht weiterlästerst — — du schlechter, schlechter Mensch!

Bartel: Wie der Mond dir schöntut! (tritt betrachtend zurück) Wie
er dich liebkost! Ich würde es nicht so wagen. IH werde eifersüchtig.

Emma: Auch nicht aus den Mond sollst du eifersüchtig werden! (Sie
tritt in den Schatten)

Bartel (zieht sie wieder ins Licht): Komm, laß dich noch einmal

betrachten!-Nun war es, als zöge dir der Mond noch ein Gewand

an! — — Wahrhaftig, ein rechtes Hochzeitsgewand! — — Hochzeiterin!

Emma (schaut ihn befangen an).

Bartel (umarmt sie und zieht sie weiter): Weißt du, wie die Höhlen--
menschen vor Iahrtausenden Hochzeit machten — ? (bleibt stehen) Wenn
alle andern zur Ruhe gegangen waren und schliefen, in tiefster Nacht
fand sich das Paar zusammen, tanzte verstohlen um das Feuer und sprang
dreimal durch die Glut. Kein Auge durfte sie sehen! Das war dann
ein unlösbarer Zauber. — — Sieh, so! (Ämfaßt Emma, zieht sie, eine
Melodie summend, weiter und umschreitet mit ihr das Feuer und schwingt
sich mit ihr in einem Satz darüber weg. Der Vorhang fällt.)

Rundschau

Adolf Harnack

^n Harnacks großem Werk über
0»Mission und Ausbreitung des
Christentums in den ersten drei

Iahrhunderten" * findet sich unter

* Leipzig, Hinrichs, 2. Auflage
(906. Das Werk ist, wie es vor-
liegt, trotz seines allgemeinverständ-

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Kunstwart XXI, (S
 
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