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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 21,3.1908

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Heft 15 (1. Maiheft 1908)
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Wider die Konzertagenten
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7706#0179
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hätten usw. Im übrrgen müßte natürlich die Frage der inneren
Einrichtung von Künstlervertretungen mündlichen Ilnterredungen
überlassen werden. Vorläufig handelt es sich einzig darum, die Wege
anzugeben, die zu einem guten Ziel führen können. Daß ein solches
möglich ist, unterliegt keinem Zweifel.

Ia: wenn die Künstler wollen. Ernsthaft und arbeitsbereit
wollen, um sich und die Kunst von dem unwürdigen Ioche der
Agenturen zu befreien. Ohne ihr eigenes tatkräftiges Handeln kann
ihnen auch der Dürerbund nicht helfen.

Der Arbeitsausschuß des Dürerbundes

Lose Blätter

Aus Hagedorns Gedichten

sVor kurzem geschah mir's, daß ich beim Streifen in einer stillen
Gegend Mitteldeutschlands aus Forsten und Feldern ganz unerwartet
in einen Rokokopark geriet, den die benachbarte Gutsherrschaft längst
hatte verwildern lassen. Aber die alte Anlage ließ sich noch wohl er-
kennen, Steinbänke und eine „Eremitage" waren auch noch da, eine Stein-
figur lächelte im Dorn und auch eine Inschrift war noch zu entziffern:
„Wohl mir, daß mir noch unverwöhnet
Die Stille der Natur gefällt:

Hier, dieses Dörfchen, Freund, versöhnet
Mich mit dem Aberrest der Welt.

Man wird des Lebens überdrüssig
In aller Lbb und Flut der Stadt,

Doch hier, geschäftig oder müßig,

Wird keiner seines Daseins satt."

Das war die rechte Stelle, wieder einmal im Hagedorn zu lesen. Seit
seiner Geburt sind nun zweihundert Iahre vergangen! Er ist gewiß
kein großer Dichter gewesen, „eigentlich" überhaupt kein „eigentlicher"
Dichter, aber zweierlei bietet er auch noch nns. Erstens: er war ein
guter Mensch, liebenswürdig, mehr, liebenswert, und ein echt fühlender
Mensch, so daß, was bei andern Zeitgenossen ein kühles Maskenspiel
des „Witzes" war, bei ihm in der Tat, um Goedekes sehr gut kenn-
zeichnendes Wort zu brauchen, wie „ein leichter, heiterer Rausch" über
den Gedichten liegt. Zweitens: er hat eben deshalb den besten „Zeitstil":
liest man ihn, so lebt das Rokoko vor uns auf und zwar so freundlich,
wie es nur je gewesen sein kann. Dabei zeigt ein Gedicht wie das von
„Gottes Größe", bis zu welcher Höhe der Verfasser dcs harmlosen „muntern
Seifensieders" und des „Heidelberger Fasses" sich immerhin aufschwingen
konnte. Asj

An die Dichtkunst
Gespielin meiner Nebenstundcn,

Bei der ein Teil der Zeit verschwunden,

Die mir, nicht andern, zugehört;

O Dichtkunst, die das Lcben lindert!

Wie manchen Gram hast du vermindert,

Wie manche Fröhlichkeit vermehrt!

s. Maiheft M8
 
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