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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 21,3.1908

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Heft 18 (2. Juniheft 1908)
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Rundschau
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7706#0458
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mit t>er Zeit die Kunst, dieseu Be-
^uf zu treibeu, zu einenr Ding au
sich, zu einer Sache, die erst ein-
ural um ihrer selbst willen bctrieben
ivird, ehe nach denen gefragt wird,
um derentwillen die Sache in
Wirklichkeit da ist. Siehe die un-
verschämte und doch so notwendige
Verachtung des Publiknms beim
Künstler!

Die Gefahr liegt immer nahe,
öaß wo die Verbindung mit der
Wirklichkeit, dem Publikum, ver-
loren geht, die Wirkung ausbleibt
oder gar Schädigungen eintreten.
Aber etwas Großes wird doch nur
so erreicht. Deshalb glaube ich auch
nicht, daß Gurlitt der Erneuerer
der dcutschen Schule sein wird. Das
wird doch wieder ein wirklicher
Schnlmeister sein, wie Luther doch
auch Theologe, Bismarck doch auch
Diplomat war. Nicht nur zufällig,
oder aus Neigung, sondern aus
der überheblichen Einseitigkeit her-
aus, die beim einen znr stock-
finstern Berufsverbohrtheit, beim
andern znm großen Werke führt.
Das eine Wichtige jedoch hat Gur-
litt geleistet: cr hat dem kommen-
den Erneuerer den Rückhalt an
der Nation geschaffen, den jeder
Reformator braucht. Das soll ihm
gedankt sein. Otto Anthes

Äber das Lob

-an muß das Lob verdienen,
'vhne aus ihm das Ziel seiner


Arbeiten zu machen; so meide man
denn diejenigen, die durch ihre Be-
reitwilligkeit zu loben uns über
unsern Wert täuschen und in uns
Eitelkeit erwecken könnten. Die Ge
fahr des Lobes liegt darin, daß es
uns von dem ablenkt, was das
Lob verdient, von der selbstlosen
Arbeit, die kein anderes Ziel kennt,
als unsre Persönlichkeit durch sie
zu erweitern. Der Mensch, der
an dem Lobe Gefallen findet, wird
immer mehr der Arbeit entfremdet,
er wird zur Beute der Schmeichler.
So hat die Tugend ihren Lohn in
sich, da sie unsere Lebenskräfte er-
höht und uns vom Bösen ablenkt,
das uns vernichtet. Wir dürfen
daher nicht nach Lob trachten, weil
wir unser eignes Wohl durch unsre
Arbeit gefördert haben. Und das
einzige Lob, das wir ersehnen dür-
fen, ist die Achtung derjenigen, die
dieser Auffassung dieselbe Bedeutung
zulegen wie wir selbst. Das Lob
der andern müssen wir fliehen. Denn
es erweckt in uns den Glauben, daß
unser Handeln an den Augenblick
gebunden sei, und es führt uns zu
dem Hochmute, der uns von unsern
Mitmenschen trennt, während alle
unsre Handlungen dahin streben soll-
ten, uns mit dem Besten, was die
andern in sich haben, in Einklang
zu bringen, in uns die Nächsten-
liebe und das Verständnis der
Natur zu fördern.

Eugene Carriere

Unsre Bilder und Noten

^^^on unsern Bildern nach Eduard von Gebhardt zeigen drei,
^?H„Ein Reformator", „Die Klosterschüler" und jener wundervolle
Ausschnitt aus der „Erweckung des Lazarus", den wir zugleich
mit dem Vollbilde (Kw. XVlll, 9) schon einmal gcbracht haben, wie uns
scheint, recht augenfällig die höchste Steigerung der Ausdruckskraft bei
unserm Meister. Und doch ist noch ein Meg von dem Klosterschüler,
der in die Gedankcn der Schrift gleichsam den Blick bohrt, über den

^ 2. Iuniheft G08


Lebende Worte
 
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